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Satire
Farce; Verspottung; Hohn; Persiflage; Überzeichnung; Überspitzung; Glosse; humoristische Verarbeitung; Parodie; Karikatur; Übertreibung

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Sa|ti|re [za'ti:rə], die; -, -n:
ironisch-witzige literarische oder künstlerische Darstellung, die durch Übertreibung, Ironie und Spott an Personen oder Ereignissen Kritik übt, menschliche Schwächen und Laster verspottet:
eine Satire auf/gegen das Establishment schreiben.
Syn.: Parodie, Persiflage.
Zus.: Gesellschaftssatire.

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Sa|ti|re 〈f. 19
I 〈unz.; Lit.〉 Literaturgattung, die durch Ironie u. spöttische Übertreibung menschlicher Schwächen, polit. Ereignisse u. Ä. kritisiert
II 〈zählb.〉 einzelnes literar. od. filmisches Werk, das Elemente der Satire (1) aufweist
[<lat. satira „Satire“ <satura „Fruchtschüssel als Gabe an die Götter, bunte Mischung, Gemengsel“]

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Sa|ti|re , die; -, -n [lat. satira, älter: satura, eigtl. = mit verschiedenen Früchten gefüllte Schale (übertr. im Sinne von »bunte Mischung«)]:
1. <o. Pl.> Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie u. [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt:
ein Meisterwerk, ein Meister der S.;
die Kunst der politischen S.
2. künstlerisches Werk, das zur Gattung der Satire (1) gehört:
eine beißende, bittere, geistvolle S.;
er schreibt -n;
eine S. auf die Auswüchse des Konsumverhaltens.

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Satire
 
[lateinisch satira, älter satura, eigentlich »mit verschiedenen Früchten gefüllte Schale«] die, -/-n, literarische Darstellungsart, die durch Spott, Ironie, Übertreibung u. Ä. bestimmte Personen, Anschauungen, Ereignisse oder Zustände kritisieren oder verächtlich machen will. Sie kann sich mit allen literarischen Gattungen und Formen verbinden. Eng verwandt mit Satire sind Parodie und Travestie.
 
Die Satire ist, nach Ansätzen in der griechischen Dichtung (Aristophanes), wesentlich römisch-lateinischen Ursprungs, zuerst ausgeprägt bei Lucilius (2. Jahrhundert v. Chr.). Erneuerer der Satire (lateinisch satura) war Horaz; ihm folgten Persius und Juvenal. Gemeinsam ist diesen Satiren die metrische Form. Von anderer Art sind die menippeischen Satiren mit ihrer Mischung von Poesie und Prosa (M. Terentius Varro). Mit Senecas politischem Pamphlet, der »Apocolocyntosis« (»Verkürbissung«) des Kaisers Claudius, und in Petronius' Sittenroman »Saturae« wurde diese Kunstform fortgesetzt, in Lukians Dialogen erneuert. Satirische Sittenschilderung zeigte auch das lateinische Epigramm (Martial). Das Mittelalter kannte v. a. die gereimte Moralsatire mit Rügedichtung und Ständesatire (Hugo von Trimberg, H. Wittenwiler), auch die Tierdichtung war ein wichtiges Medium der Satiren dieser Zeit. Im 16. Jahrhundert wurde die Satire zu einer beherrschenden Gattung: zeitsatirische Narrenliteratur (S. Brant), Satiren als Kampfmittel in der religiösen Auseinandersetzung (U. von Hutten, T. Murner, J. Fischart sowie T. Naogeorgus, der die lateinische Verssatire wieder belebte). Während der Renaissance entstanden in allen europäischen Ländern bedeutende Satiren: in Spanien von M. de Cervantes Saavedra und F. Gómez de Quevedo y Villegas, in Italien von P. Aretino, in Frankreich von F. Rabelais, P. Scarron, N. Boileau-Despréaux, in England von J. Marston, J. Donne, J. Dryden; ihnen entsprechen im deutschen Barock J. M. Moscherosch, F. von Logau, J. W. Lauremberg und der Prediger Abraham a Sancta Clara. In Frankreich gelangte die Satire durch Voltaire zu einem Höhepunkt, in England durch A. Pope, D. Defoe, S. Johnson, J. Swift, H. Fielding. Durch G. C. Lichtenberg wurde der Aphorismus für die Satire erschlossen. Im 19. Jahrhundert begleitete Satire im deutschen Sprachraum die politischen Auseinandersetzungen des Vormärz (K. Immermann, H. Heine, L. Börne, J. N. Nestroy), Spießbürgerlichkeit in jeder Form galt die Satire von W. Busch; S. Butler spiegelte das Viktorianische Zeitalter satirisch; bedeutendster Satiriker der amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts war Mark Twain, für die russische Literatur sind N. W. Gogol und M. J. Saltykow-Schtschedrin zu nennen.
 
Eine besondere Stellung nimmt die Literatursatire ein, mit der Schriftsteller meist zeitgenössische Kollegen oder Konkurrenten lächerlich machen wollen. Nach dem frühen Höhepunkt der Dunkelmännerbriefe (Epistolae obscurorum virorum) wurde sie in der Goethezeit zu einer eigenen Gattung (Goethe, L. Tieck, A. von Platen und C. D. Grabbe). Seit Ende 19. Jahrhundert boten die satirischen Zeitschriften in der Verbindung von Text und Bild (Karikatur) neue Möglichkeiten.
 
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts waren satirische Elemente ein beliebtes Mittel der gesellschaftskritischen, v. a. aber der politischen Dichtung (so im deutschen Sprachraum bei F. Wedekind, C. Sternheim, K. Kraus, H. Mann, B. Brecht, K. Tucholsky, E. Kästner), herausragende Beispiele in anderen Literaturen finden sich bei G. B. Shaw, A. Huxley, J. Hašek und M. M. Soschtschenko.
 
Die Gegenwartsliteratur verwendet Satiren in allen Gattungen und Formen, v. a. mit Variationen des Absurden und Grotesken (so bei M. Frisch, F. Dürrenmatt, G. Orwell, E. Ionesco, S. Beckett); sie gehört zum bevorzugten Instrumentarium postmoderner Gestaltung. Massenwirksam wird sie in den kabarettistischen Genres (Chanson, Sketch) gepflegt. Von dort gelangte sie in die Massenmedien, wo sie wiederum politischen Auseinandersetzungen dienstbar gemacht wird.
 
Literatur:
 
O. Schade: S. u. Pasquille aus der Reformationszeit, 3 Bde. (Neuausg. 1863, Nachdr. 1966 in 1 Bd.);
 H. Schneegans: Gesch. der grotesken S. (1894);
 V. Cian: La satira, 2 Bde. (Mailand 1945);
 J. Sutherland: English satire (Neuausg. Cambridge 1962, Nachdr. ebd. 1967);
 U. Gaier: S. (1967);
 J. Schönert: Roman u. S. im 18. Jh. (1969);
 
Die röm. S., hg. v. D. Korzeniewski (1970);
 
Die engl. S., hg. v. A. Swift (1974);
 U. Knoche: Die röm. S. (41982);
 H. Arntzen: S. in der dt. Lit. (1989);
 B. Kneip: Zw. Angriff u. Verteidigung. Satir. Schreibweise in der dt. Erzähl- u. Dokumentarprosa 1945-75 (1993);
 R. Tauscher: Literar. S. des Exils gegen Nationalsozialismus u. Hitler-Dtl. (1993);
 A. Hölter: Die Bücherschlacht. Ein satir. Konzept in der europ. Lit. (1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Epigramm und Satire: Weisheit, Witz, Kritik
 

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Sa|ti|re, die; -, -n [lat. satira, älter: satura, eigtl. = mit verschiedenen Früchten gefüllte Schale (übertr. im Sinne von „bunte Mischung“)]: 1. <o. Pl.> Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie u. [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt: Die S. muss übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht (Tucholsky, Werke II, 76); ein Meisterwerk, ein Meister der S.; die Kunst der politischen S. 2. künstlerisches Werk, das zur Gattung der ↑Satire (1) gehört: eine beißende, bittere, geistvolle S.; er schreibt -n; eine S. auf die Auswüchse des Konsumverhaltens; ..., wenn der „Zauberberg“ das geblieben wäre, was viele Leute anfangs in ihm sahen und noch heute in ihm sehen: eine S. auf das Lungen-Sanatoriums-Leben (Th. Mann, Zauberberg XII); Er wollte geheime Flugblätter mit vernichtenden -n gegen die Männer des Dritten Reiches herstellen (Niekisch, Leben 144).

Universal-Lexikon. 2012.