Narrenliteratur,
Sammelbegriff für satirische Literatur, in der Narrenfiguren Träger von Zeit- und Moralkritik sind. Typisch für die Narrenliteratur ist die Darstellung des Widersinnigen als des Normalen mit den Stilmitteln der Polemik und Karikatur. In diesem Sinne findet sich die Narrenliteratur in den verschiedensten Epochen in vielen Literaturen verbreitet. Besonders im späten Mittelalter wird der Narr zu einer beliebten Figur moralisch-didaktischer Dichtung (Fastnachtsspiel, Schwank). S. Brants Verssatire »Das Narren Schyff« (1494) gilt als Ausgangspunkt und zugleich als einflussreichstes Werk der Narrenliteratur der frühen Neuzeit; weitere bedeutende Verfasser von Narrenliteratur waren im 16. Jahrhundert Erasmus von Rotterdam, T. Murner, P. Gengenbach, H. Sachs. Im 17. und 18. Jahrhundert zeigt sich das Fortleben der Narrenliteratur u. a. bei C. Weise, J. Beer und Abraham a Sancta Clara.
Universal-Lexikon. 2012.