Mark Twain
['mɑːk 'tweɪn], eigentlich Samuel Langhorne Clemens ['klemənz], amerikanischer Schriftsteller, * Florida (Missouri) 30. 11. 1835, ✝ Redding (Connecticut) 21. 4. 1910; wuchs in Hannibal (Missouri) am Mississippi auf, arbeitete früh als Setzerlehrling, Lotse auf dem Mississippi und Journalist. Nach kurzer Teilnahme am Sezessionskrieg war er Goldgräber in Nevada und Journalist in San Francisco. Sein erstes Buch, die Sammlung »The celebrated jumping frog of Calaveras County« (1867; deutsch »Der berühmte Springfrosch der Provinz Calaveras«), stand in der derb-humoristischen Erzähltradition des Westens, die Mark Twain in seinen späteren Werken mit der literarischen Tradition des amerikanischen Ostens und Europas verband. Er entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Vertreter des amerikanischen Realismus, der durch Humor, Lokalkolorit, Neigung zu skurriler Übertreibung und genaue Beobachtung sozialen Verhaltens die überlieferten Erzähltraditionen außer Kraft setzte und die amerikanische Gesellschaft mit zunehmender Schärfe kritisierte. Seine langen Reisen v. a. durch Europa schlugen sich in anekdotisch strukturierten, humorvollen Reisebüchern nieder (»A tramp abroad«, 1879; deutsch »Bummel durch Europa«). Sein bekanntestes Werk, der anfangs als Jugendbuch verstandene Initiationsroman »Adventures of Huckleberry Finn« (1884; deutsch »Die Abenteuer Huckleberry Finns«), die Fortsetzung des Romans »The adventures of Tom Sawyer« (1876; deutsch »Die Abenteuer Tom Sawyers«), beleuchtet ironisch Grundfragen der amerikanischen Kultur wie Zivilisation und Freiheit, Sklaverei und Mitmenschlichkeit, Heuchelei und moralischen Integrität; es markiert den Abschied von der Frontiererfahrung der Vorkriegszeit und diente als eines der wichtigsten Werke der amerikanischen Literatur des späten 19. Jahrhunderts vielen Autoren der Moderne als Vorbild. In den späten Werken, etwa dem Band »The man that corrupted Hadleyburg« (1900; deutsch »Der Mann, der Hadleyburg korrumpierte«), treten bittere Kritik am Gewinnstreben und an den Zwängen der ungehemmt expandierenden Industriegesellschaft sowie sein nunmehr tief pessimistisches Menschenbild in den Vordergrund.
Weitere Werke: Romane: The gilded age (1873; deutsch Das vergoldete Zeitalter; mit C. D. Warner); A Connecticut Yankee in King Arthur's court (1889; deutsch Ein Yankee am Hofe des Königs Artus); The tragedy of Pudd'nhead Wilson (1894; deutsch Der Querkopf Wilson).
Reise- und autobiographische Berichte: The innocents abroad (1869; deutsch Die Arglosen auf Reisen); Roughing it (1871; deutsch Im Gold- und Silberlande. Lehr- und Wanderjahre, auch unter dem Titel Durch dick und dünn); Life on the Mississippi (1883; deutsch Leben auf dem Mississippi).
Ausgaben: Writings, herausgegeben von A. B. Paine, 37 Bände (1929); The autobiography, herausgegeben von C. Neider (Neuausgabe 1975); Letters, herausgegeben von E. M. Branch, auf 20 Bände berechnet (1988 folgende).
Gesammelte Werke, herausgegeben von K. J. Popp, 5 Bände (2-31985); Gesammelte Werke, 10 Bände (1985).
D. E. Sloane: M. T. as a literary comedian (Baton Rouge, La., 1979);
H. Breinig: M. T. Eine Einf. (1985);
T. Jens: M. T. (1985);
M. T., hg. v. H. Bloom (New York 1986);
T. Ayck: M. T. (23.-25. Tsd. 1993).
Universal-Lexikon. 2012.