Vor|ạrl|berg [auch: 'fo:ɐ̯…]; -s:
österreichisches Bundesland.
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Vor|arlberg
[f-], westlichstes Bundesland Österreichs, grenzt im Norden an Deutschland, im Osten an Tirol, im Süden und Westen an die Schweiz sowie an Liechtenstein, 2 601 km2, (1999) 345 300 Einwohner; Hauptstadt ist Bregenz. Im Nordwesten besitzt Vorarlberg einen Bodenseeanteil von 60 km2. Das Bundesland ist in vier politische Bezirke mit Bezirkshauptmannschaften sowie in 96 Gemeinden (darunter fünf Stadt- und zehn Marktgemeinschaften) gegliedert.
Nach der Landes-Verfassung 1984 übt der aus 36 Abgeordneten bestehende, auf fünf Jahre gewählte Landtag die Landesgesetzgebung aus; er wählt die Landesregierung, an deren Spitze der Landeshauptmann steht. Vorarlberg gehört dem Sprengel des Oberlandesgerichts Innsbruck an und hat ein Landesgericht (Feldkirch) sowie sechs Bezirksgerichte.
Es zeigt in Silber eine rote Kirchenfahne, das seit 1181 nachweisbare Wappenbild der Grafen von Montfort, denen früher der größte Teil des Landes gehörte.
Landesnatur:
Zentrale Landschaft Vorarlbergs ist die breite Rheinebene, eine vom Rheingletscher ausgestaltete und vom Alpenrhein, der mit ständig wachsendem Delta in den östlichen Bodensee mündet, aufgeschotterte tektonische Senke. Im Osten erheben sich die in Flysch eingebetteten Kalkstöcke des Bregenzer Walds mit dem verkarsteten Hohenifen und den beiden Walsertälern. Kernraum des südlichen Vorarlberg ist das Illtal, das in die breite Senke des Walgaus und in das Montafon gegliedert ist. Beiderseits des Walgaus und des obersten Lechtals schließen in einem schmalen Band die Kalkhochalpen an, zu denen im Südwesten der Rätikon und im Nordosten die Allgäuer und Lechtaler Alpen gehören. Zu beiden Seiten des Montafon liegen Gruppen der Zentralalpen; zwischen Klostertal und Montafon die Verwallgruppe, im Süden die stark vergletscherte Silvretta mit der höchsten Erhebung Vorarlbergs, dem Piz Buin (3 312 m über dem Meeresspiegel).
Rheinebene und Walgau stehen unter dem Einfluss des lokalen Bodenseeklimas. Die jährlichen Temperaturmittel bleiben hier zwischen 8 und 10 ºC; im Juli werden Durchschnittswerte von über 16 ºC gemessen. Weniger begünstigt sind die gebirgigen Landesteile mit sommerlichen Durchschnittswerten von nur 8 ºC. Der Bregenzer Wald gehört aufgrund von Steigungsregen zu den regenreichsten Gebieten Österreichs (2 000-3 000 mm jährlich).
Sprachlich gehört die Bevölkerung Vorarlbergs zu den Alemannen. Seit dem 13. Jahrhundert wanderten Walser ein und gründeten in hoch gelegenen Talschaften ihre Siedlungen (Kleines und Großes Walsertal, Damüls, Laterns). Schon seit 1869 hat Vorarlberg im Vergleich zu den übrigen österreichischen Bundesländern ein hohes Bevölkerungswachstum (Geburtenüberschüsse und Wanderungsgewinne) zu verzeichnen. Hauptgrund ist die ökonomische Attraktivität des Rheintals und des Walgaus sowie einiger Fremdenverkehrsregionen. Im Rheintal und im unteren Illtal zieht sich ein fast geschlossenes Siedlungsband von Bregenz über Dornbirn und Feldkirch bis Bludenz hin; ein städtisches Zentrum fehlt allerdings. Durch die geographische Lage bedingt, ergibt sich eine stärkere Öffnung des Landes nach Westen (Schweiz) und Norden (Deutschland; Pendlerströme in beide Länder) als zum übrigen Österreich; zwischen Vorarlberg und Tirol bestehen nur drei Verkehrswege (Lechtal, Arlberg und Bieler Höhe).
Rd. 77 % der Bevölkerung gehören der katholischen Kirche (Bistum Feldkirch) an, über 2 % der Evangelischen Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Österreich.
Vorarlberg ist v. a. durch einen hohen Industrialisierungsgrad (starke Exportintensität) und den Fremdenverkehrssektor geprägt. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner von (1995) 268 700 Schiling liegt es im Bundesländervergleich an dritter Stelle; der Beitrag Vorarlbergs zum nationalen BIP beträgt (1995) 4,3 %. In der klein- und mittelbetrieblich strukturierten Wirtschaft vollzog sich seit Beginn der 1960er-Jahre ein Strukturwandel; der Dienstleistungsbereich holte zwar stark auf (BIP-Anteil 1961: 36,6 %; 1994: 58,8 %), liegt aber noch immer deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt (64,9 %). Innerhalb des industriellen Sektors hat die Textilindustrie (Anteil am industriellen Produktionswert 1960: rd. 72 %; 1995: rd. 24 %) an Bedeutung verloren und Vorarlberg sich zu einem vielseitigen Industrieland entwickelt.
Der Agrarsektor spielt in Vorarlberg aufgrund des hohen Anteils extremer Berglagen und der frühen Industrialisierung von jeher eine untergeordnete Rolle. Mit einem BIP-Anteil von (1994) 1 % weist Vorarlberg die geringste Agrarquote aller Bundesländer auf (österreichischem Durchschnitt: 2,4 %). Die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst (1995) rd. 44 % der Landesfläche (2 955 ha Ackerland und 112 600 ha Wiesen und Weiden), rd. 27 % sind Wald. Neben der traditionellen Grünlandwirtschaft (zum Teil mit hohem Almanteil) wird Ackerbau (zunehmender Anteil an Spezialkulturen) v. a. in der Rheinebene betrieben; am Bodensee gibt es auch Obstanlagen. Die Viehzucht ist sowohl auf Fleisch- als auch auf Milchwirtschaft (v. a. Käseerzeugung) ausgerichtet.
Durch die Nutzung der Wasserkraft (v. a. im Einzugsbereich der Ill) wird die Versorgung zu 90 % gewährleistet (Gesamtelektrizitätserzeugung 1996: 2,365 Mrd. kWh).
44 % aller Erwerbstätigen Vorarlbergs sind im industriellen Sektor (einschließlich Bauwesen und Energieversorgung) tätig. Dieser Wert liegt weit über dem österreichischen Durchschnitt (31,5 %). Unter den Industriebranchen dominiert neben der traditionellen Textil- und Bekleidungsindustrie (Anteil am industriellen Produktionswert 1995: 24 %) die Nahrungs- und Genussmittelindustrie (19 %), die Eisen- und Metallwarenindustrie (14 %), der Maschinen- und Stahlbau (13 %) sowie die Elektroindustrie (8,0 %). Die Industriestandorte konzentrieren sich im Rheintal v. a. um Bregenz, Lustenau, Dornbirn und Feldkirch. Der Exportanteil der Sachgüterproduktion beträgt über 50 %.
Der Dienstleistungssektor Vorarlbergs wird v. a. vom Tourismus gebildet. Die wichtigsten Reiseziele sind das Arlberggebiet (mit Lech und Zürs), das Montafon und das Kleine Walsertal sowie die Festspielstadt Bregenz. Vorarlberg gilt v. a. als ein schneesicheres Wintersportgebiet. Die Anzahl der Übernachtungen belief sich auf (1997) 7,6 Mio. (davon rd. 90 % ausländische Gäste).
Verkehr:
Die wichtigsten Verkehrsleitlinien bilden das Rhein- und untere Illtal. Mit dem übrigen Österreich ist Vorarlberg über die Arlberg-Schnellstraße (Tunnel) sowie über die Silvretta-Hochalpenstraße und die Straße im Lechtal (über den Flexenpass Verbindung mit dem Klostertal), mit Deutschland über die Rheintalautobahn (Bregenz-Bludenz) verbunden. Zudem liegt Vorarlberg verkehrsgünstig im Schnittpunkt der internationalen Eisenbahnlinien Wien-Arlberg (Tunnel)-Feldkirch-Zürich-Basel und München-Bregenz-Zürich-Genf.
Das im nördlichen Teil von den keltischen Brigantiern (Stamm der Vindeliker) und im übrigen Teil von den wohl rätischen Vennonen bewohnte Gebiet wurde 15 v. Chr. vom Römerbriefen Reich unterworfen, der Provinz Raetia et Vindelicia, im 4. Jahrhundert der Provinz Raetia prima zugeschlagen und romanisiert. Ab dem 5. Jahrhundert wurde die Bevölkerung vom Norden her von Alemannen durchsetzt; jedoch blieb das Rätoromanentum z. B. im Montafon und Walgau bis ins 17. Jahrhundert lebendig. Um 537 ging Rätien in fränkische Herrschaft über. Nach vorübergehender Verselbstständigung Vorarlbergs im 7. Jahrhundert wurde die fränkische Herrschaft in der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts erneuert. Ab dem 9. Jahrhundert versuchten verschiedene Adelsgeschlechter (Hunfridinger, Udalrichinger, Grafen von Bregenz), die Herrschaft zu erlangen. 1032/40 erfolgte die Teilung in Bregenz, Unter- und Oberrätien. Im Hochmittelalter wurde das Land siedlungs- und verkehrsmäßig erschlossen, ab dem 13. Jahrhundert bauten die Grafen von Montfort eine Landesherrschaft auf. Die Städte Bregenz und Feldkirch blühten auf; der Fernweg über den Arlberg erlangte im 14. Jahrhundert als Durchgangsweg große Bedeutung für den Handel mit Produkten der Leinenweber, mit Holz und Salz. Ab 1363 erwarben die Habsburger Land in Vorarlberg; der Erwerb von Bregenz (endgültig 1523) beendete die Einigung Vorarlbergs unter ihrer Herrschaft.
Bis 1752 und ab 1782 war Vorarlberg Tirol unterstellt (1752-82 Vorderösterreich), mit dem es 1805 an Bayern fiel, bevor es 1814 mit Ausnahme eines bei Bayern verbleibenden Landstrichs im westlichen Allgäu endgültig an Österreich kam. 1861 erhielt es einen eigenen Landtag, doch erst 1918 wurde es von Tirol gelöst. Trotz der Volksabstimmung vom 11. 5. 1919, die mit 80 % den Anschluss an die Schweiz forderte, wurde Vorarlberg Bundesland der Ersten Republik Österreich. Während des »Anschlusses« Österreichs an das Deutsche Reich (1938-45) war Vorarlberg wieder ein Teil Tirols; seit 1945 ist Vorarlberg österreichisches Bundesland. Als stärkste politische Kraft in Vorarlberg seit 1945 stellt die ÖVP den Landeshauptmann (seit 1997 Herbert Sausgruber, * 1946).
Landes- u. Volkskunde, Gesch., Wirtschaft u. Kunst V.s, hg. v. K. Ilg, 4 Bde. (Innsbruck 1961-68);
B. Bilgeri: Gesch. V.s, 5 Bde. (Wien 1-21976-87);
G. Wanner: V.s Industriegesch. (Feldkirch 1990);
K. H. Burmeister: Gesch. V.s (Wien 41998).
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Vor|ạrl|berg [auch: 'fo:ɐ̯...]; -s: österreichisches Bundesland.
Universal-Lexikon. 2012.