Rä|ti|en; -s:
1. altrömische Provinz.
2. Graubünden.
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Räti|en,
lateinisch Raetia, im Altertum das von den Rätern (lateinisch Raeti), einer Volksgruppe unsicherer Herkunft (mit vermutlich nichtindogermanische Sprache), bewohnte Gebiet, das vom Alpennordrand (zwischen Bodensee und Unterinntal) bis zu den oberitalienischen Seen und etwa vom Lago Maggiore im Westen bis zur Piave im Osten reichte. Rätien wurde unter Augustus 15 v. Chr. römisch und unter Einbeziehung der keltischen Vindeliker bis zur Donau ausgedehnt. Ursprünglich römischer Militärbezirk, wurde es unter Tiberius (oder Claudius) die prokonsularische Provinz Raetia et Vindelicia mit der Hauptstadt Augusta Vindelicum (heute Augsburg). Von Vespasian bis Hadrian wurde die Nordgrenze Rätiens über die Donau vorgeschoben und befestigt (Rätischer Limes). Als Folge der Markomannenkriege erhielt Rätien 179 die 3. Legion (stationiert in Castra Regina, heute Regensburg), deren Legat Statthalter wurde. Diokletian teilte Rätien in die beiden Provinzen Raetia Prima mit dem Hauptsitz Chur (Curia Raetorum) und Raetia Secunda mit dem Hauptsitz Augsburg. Im 5. Jahrhundert besetzten die Alemannen den westlichen, die Baiern den östlichen Teil; die christianisierte rätoromanische Bevölkerung erhielt sich in gebirgigen Rückzugsgebieten (Rätoromanen). Der alpine Raum der Raetia Prima ist großenteils identisch mit dem heutigen Kanton Graubünden (Chur-Rätien, Graubünden, Geschichte).
G. Schneider-Schnekenburger: Churrätien im Früh-MA. (1980);
F. Schön: Der Beginn der röm. Herrschaft in R. (1986);
Beitrr. zur Raetia Romana. Voraussetzungen u. Folgen der Eingliederung R.s ins Röm. Reich, hg. v. der Historisch-antiquar. Gesellschaft von Graubünden (Chur 1987);
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Rä|ti|en: 1. altrömische Provinz. 2. Graubünden.
Universal-Lexikon. 2012.