Malebranche
[mal'brãʃ], Nicole, französischer Philosoph, * Paris 6. 8. 1638, ✝ ebenda 13. 10. 1715; ab 1660 Oratorianer, 1664 Priester; einer der Hauptvertreter des Okkasionalismus. Auf der Grundlage der Methodik R. Descartes' versuchte Malebranche das Problem des cartesischen Dualismus der Substanzen Geist (Res cogitans) und Körper (Res extensa) zu lösen, zwischen denen nach Malebranche keinerlei Kausalzusammenhang besteht und somit auch keine direkte Erkenntnisbeziehung möglich ist. Anknüpfend an Lehren Platons und Augustinus' vertrat er die Teilhabe des menschlichen Geistes an den göttlichen Ideen, nach denen Gott alles erschaffen hat. »Wir sehen alle Dinge in Gott«; Erkenntnis, aber auch Wahrnehmungen und Vorstellungen geschehen allein durch Gott. Der Mensch ist nur ihre »gelegentliche« (»okkasionelle«) Ursache, deren sich Gott bedient. Die Sinneswahrnehmung hat für Malebranche nur pragmatische Funktion zum Schutz des menschlichen Körpers, ermöglicht jedoch keine wahre Erkenntnis. Alle Körper sind endlich und als solche Limitationen der Ideen.
Malebranche intendierte letztlich einen Ausgleich zwischen Cartesianismus und christlicher Lehre, er betonte die Identität des philosophischen und theologischen Wahrheitsprinzips, wobei er der Vernunft vor dem Glauben Priorität einräumte.
Werk: De la recherche de la vérité, où l'on traite de la nature de l'esprit de l'homme. .., 2 Bände (1674-75; deutsch u. a. als Von der Erforschung der Wahrheit).
Ausgaben: Œuvres, herausgegeben von A. E. de Genoude u. a., 2 Bände (1837); Œuvres complètes, herausgegeben von A. Robinet u. a., 20 Bände und 2 Indexbände (1958-84).
G. Rodis-Lewis: N. M. (Paris 1963);
A. Robinet: M., l'homme et l'œuvre (ebd. 1967);
Universal-Lexikon. 2012.