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Anar|chie [anar'çi:], die; -, Anarchien [anar'çi:ən]:1. <ohne Plural> gesellschaftlicher Zustand, in dem eine minimale Gewaltausübung durch Institutionen und maximale Selbstverantwortung des Einzelnen vorherrscht:
Anarchie heißt nicht Unordnung, sondern Ordnung ohne Zwang.
2. Zustand der Gesetzlosigkeit, politische Wirren:
es herrschte Anarchie; einen Staat, die Wirtschaft an den Rand der Anarchie bringen.
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An|ar|chie 〈[ -çi:]f. 19〉
1. Zustand der Gesetzlosigkeit, polit. Unordnung
2. die vom Anarchismus geforderte Gesellschaftsordnung
● im Land herrschte \Anarchie [<grch. anarchia „Herrenlosigkeit“; zu an „nicht“ + arche „Herrschaft“]
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An|ar|chie , die; -, -n [griech. anarchi̓a, zu: ánarchos = führerlos; zügellos, zu: an- = nicht, un- u. árchein = Führer sein, herrschen]:
a) Zustand der Herrschaftslosigkeit, Gesetzlosigkeit; Chaos in rechtlicher, politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher Hinsicht:
einen Staat, die Wirtschaft an den Rand der A. bringen;
in diesem Land herrscht A.;
b) (Philos.) gesellschaftlicher Zustand, in dem eine minimale Gewaltausübung durch Institutionen u. maximale Selbstverantwortung des Einzelnen vorherrschen.
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An|archie
[zu griechisch ánarchos »führerlos«] die, -/...'chi| en, Herrschaftslosigkeit, Gesetzlosigkeit.
Seit seiner Entstehung hat der Begriff Anarchie sowohl in der staats- und gesellschaftstheoretischen Diskussion als auch in der praktisch-politischen Anwendung unterschiedliche Aspekte entwickelt, die heute nebeneinander existieren und im Sprachgebrauch sind. Das altgriechische Denken ordnete die Anarchie als Zustand der »Ungebundenheit«, »Zügellosigkeit« und »Unordnung« in den Kreislauf des politischen Lebens der Polis ein. Das MAnarchie und die anschließende Reformationszeit kannten den Begriff der Anarchie nicht.
In der Staatsformenlehre des 16. und 17. Jahrhunderts taucht der Begriff Anarchie wieder auf. So wie die Monarchie zur Tyrannei, die Aristokratie zur Oligarchie werden kann, so kann sich nach N. Machiavelli die Demokratie in Anarchie verwandeln. Für J. Bodin wird die Anarchie zum Gegenbegriff jeder gesetzlichen Gewalt. Im Bewusstsein einer nahenden religiösen Krise hob G. W. Leibniz den Begriff Anarchie auf eine ethisch-philosophische Ebene.
Im 18. Jahrhundert erfuhr der Begriff Anarchie eine weitere Ausfaltung: Anarchie und Despotie (persönliche Gewaltherrschaft) wurden identisch gesehen und der »Freiheit« und »Ordnung« entgegengesetzt. Für Montesquieu gehören Terror, Korruption und Anarchie zum Wesen der despotischen Herrschaftsformen. Im Rahmen seiner Sozial- und Zeitkritik begriff Voltaire Anarchie als kulturelle Verfallserscheinung. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Anarchie v. a. von den Philosophen und Schriftstellern der Aufklärung in positiver Bedeutung gebraucht. Anarchie wurde als Urform von Gemeinschaft und Gesellschaft gesehen. Sie wurde jetzt auch zum »glücklichen Ort der Freiheit« in der »natürlichen Gesellschaft«.
Die ideologischen und politischen Auseinandersetzungen in Europa infolge der Französischen Revolution von 1789 führten gegen Ende des 18. und im 19. Jahrhundert sowohl zu einer Bedeutungspolarisierung als auch zu einer Bedeutungserweiterung des Anarchiebegriffs. Gegner und Kritiker der revolutionären Ereignisse in Frankreich und der von ihnen ausgehenden Wirkungen benutzen Anarchie im Sinne von Zerrüttung, Auflösung und Unordnung, als Gegenbegriff zu Ordnung und Gesetzlichkeit. Besonders die entschiedensten Befürworter der revolutionären Ideen verwenden den Begriff - je nach ihrem allgemeinen Standort - als Endziel oder als »glückliche Frühzeit« einer geschichtlichen Bewegung; die Anarchie wird zugleich zur Waffe, zur »bewegenden Kraft«, die bestehende gesellschaftliche Verhältnisse verändert. Mit der unmittelbaren Politisierung des Anarchiebegriffs seit der Revolution von 1789 bezeichneten sich politische Gegner im politischen Tageskampf gegenseitig als Anarchisten. Gleichzeitig wurde Anarchist zur Bezeichnung für politische und gesellschaftliche Außenseiter, für diese jedoch zugleich ein sprachliches Mittel der Selbstverständigung. Aus den politisch-philosophischen Diskussionen des 19. Jahrhunderts heraus entwickelte sich unter Anknüpfung an positive Anarchievorstellungen die politische Bewegung des Anarchismus. Nach P.-J. Proudhon, einem ihrer bedeutendsten Vertreter, sucht die Gesellschaft ihre Ordnung in der Anarchie; für M. Hess ist Anarchie die Aufhebung aller Autorität und Hierarchie, er sieht also in der Anarchie den positiven Status der Freiheit.
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Anar|chie, die; -, -n [griech. anarchía, zu: ánarchos = führerlos; zügellos, zu: an- = nicht, un- u. árchein = Führer sein, herrschen]: a) Zustand der Herrschaftslosigkeit, Gesetzlosigkeit; Chaos in rechtlicher, politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher Hinsicht: einen Staat, die Wirtschaft an den Rand der A. bringen; Überall herrscht A. Überall herrscht Willkür (Feuchtwanger, Erfolg 582); b) (Philos.) gesellschaftlicher Zustand, in dem eine minimale Gewaltausübung durch Institutionen u. maximale Selbstverantwortung des Einzelnen vorherrscht.
Universal-Lexikon. 2012.