Akademik

Elite
Auswahl der Besten; Crème de la Crème (umgangssprachlich)

* * *

Eli|te [e'li:tə], die; -, -n:
a) Gruppe der Fähigsten, Tüchtigsten (einer Gemeinschaft):
eine Schule für die Heranbildung einer Elite.
Syn.: Auslese, Auswahl, Kader.
Zus.: Radsportelite, Schauspielerelite, Unternehmerelite.
b) Personengruppe, die eine führende Stellung einnimmt:
die kulturelle, administrative, meinungsbildende Elite.

* * *

Eli|te 〈österr. a. [əli:t] f. 19Auslese, das Beste, die Besten ● die \Elite einer Schule; zur geistigen \Elite gehören [<frz. élite „erstklassige Auswahl“]

* * *

Eli|te [österr. auch: …'lɪt], die; -, -n [frz. élite, zu: élire = auslesen]:
1. eine Auslese darstellende Gruppe von Menschen mit besonderer Befähigung, besonderen Qualitäten; die Besten, Führenden; Führungsschicht, -mannschaft:
die gesellschaftliche, sportliche E.;
die E. der Rennfahrer;
zur E. gehören.
2. <o. Pl.> genormte Schriftgröße bei Schreibmaschinen.

* * *

I
Elite,
 Textverarbeitung: Name einer nicht proportionalen Schriftart, bei der die Distanz zwischen einzelnen Zeichen fest vorgegeben ist. Elite war eine der fest vorgegebenen Schriftarten von Nadeldruckern.
II
Elite,
 Computerspiele: ehemals populäres Weltraumspiel der Firma Firebird. Der Spieler hat die Aufgabe, als Weltraumhändler Fracht zwischen Hunderten von Sternsystemen zu transportieren, um so sein Raumschiff zu optimieren und sich immer erfolgreicher gegen Weltraumpiraten zu wehren. Elite war auf Heimcomputern und PCs verbreitet und erfreute sich wegen der unterschiedlichen Zufallsereignisse, der Schnelligkeit und der technisch wirkenden Liniengrafik großer Beliebtheit. Das Spiel ist auch heute noch Bestandteil von Software-Sammlungen, die Spieleklassiker enthalten.
III
Elite
 
[französisch, zu élire »auslesen«] die, - /-n,
 
 1) Politikwissenschaft: seit dem 17. Jahrhundert in Frankreich geläufige, im 18. Jahrhundert als Lehnwort ins Deutsche übernommene Bezeichnung für eine soziale Gruppe, die sich durch hohe Qualifikationsmerkmale sowie durch eine besondere Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft auszeichnet, in dieser Weise die gesellschaftliche Wirklichkeit in zentralen Bereichen (z. B. Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur) prägt und deren Entwicklung maßgeblich bestimmt.
 
Historisch verbindet sich der Begriff der Elite als Gegenbegriff zu aristrokratischen Gesellschaftsordnungen mit dem Entstehen der bürgerlichen Gesellschaft. Im 19. Jahrhundert gewinnt der Begriff der Elite auf dem Hintergrund tief greifender gesellschaftlichen Veränderungen beschreibende Kraft und wird als Terminus in die Soziologie und Sozialphilosophie aufgenommen. Seine Bedeutung ist nicht einheitlich: Der Saint-Simonismus vertritt die Idee einer »Herrschaft der Eliten« (die sich als die Idee einer »Herrschaft der Besten« schon bei Platon findet) als Ausdruck einer progressiven Geschichtsphilosophie unter sozialistischem Vorzeichen. Das Bürgertum benutzt die Elitevorstellung, um sich gegen die Ideen einer radikalen Demokratie und des Sozialismus zu wenden (T. Carlyle, F. Nietzsche). Der Sozialdarwinismus, der C. Darwins Evolutionslehre auf die Entwicklung von Gesellschaften im Sinne natürlicher Anpassungs- und Ausleseprozesse zwischen Individuen, Gruppen und Völkern überträgt und soziale Ungleichheiten als natürliche Gegebenheiten deutet, bildet den Hintergrund der Eliteideologien in der Vorgeschichte und Geschichte des Faschismus (G. Sorel, R. Michels, V. Pareto), desgleichen in der Lehre Lenins vom Proletariat als gesellschaftliche Avantgarde und vom Kader einer revolutionären Partei (»Berufsrevolutionäre«). V. a. mit den Arbeiten Paretos, Moscas und Michels' um 1900 gewinnt der Begriff der Elite den Charakter einer deskriptiven wertfreien soziologischen Kategorie.
 
Danach gehören zu einer Elite diejenigen Inhaber der Spitzenpositionen in einer Gruppe, Organisation oder Institution, die aufgrund einer sich wesentlich an dem (persönlichen) Leistungswillen orientierenden Auslese in diese Position gelangt sind und die kraft ihrer Positionsrolle die Macht oder den Einfluss haben, über ihre Gruppenbelange hinaus zur Erhaltung oder Veränderung der Sozialstruktur und der sie tragenden Normen unmittelbar beizutragen, oder die aufgrund ihres Prestiges eine Vorbildrolle spielen können, die über ihre Gruppe hinaus das Verhalten anderer normativ mitbestimmt (H. P. Dreitzel). Maßgebend für diese auch von M. Weber, G. Simmel und K. Mannheim vertretene Vorstellung ist das von Pareto entwickelte Modell eines »Kreislaufs der Elite«, das diese als offene Funktionselite und Leistungselite beschreibt und gesellschaftliche Entwicklungen als eine ständige (von Pareto selbst als gesetzlich strukturiert gedachte) Auseinandersetzung von Elite und Gegenelite zu begreifen sucht. In modernen Elitetheorien (z. B. von R. Dahrendorf, Dreitzel, U. Jaeggi, W. Zapf) wird dieser »Kreislauf der Elite« im Rahmen einer Demokratietheorie näher durch die Eigenschaften der Offenheit (für alle gesellschaftlichen Subjekte), der Kontrollierbarkeit und der Rechenschaftspflicht, verbunden mit dem Gesichtspunkt der Abwählbarkeit beziehungsweise der Auswechselbarkeit, bestimmt. Die Begriffe der Elite und der Demokratie stehen offenbar in einem problematischen Verhältnis zueinander.
 
Den Grund dafür bilden aber nicht nur ideologische Vorbehalte, sondern auch andere mit dem Phänomen der Elite verbundene Strukturen: im Falle wissenschaftlicher Elite etwa die prinzipielle Unkontrollierbarkeit des wissenschaftlichen Verstandes durch den außerwissenschaftlichen Verstand, im Falle allgemeiner gesellschaftlicher Verhältnisse die wachsende Verwandlung moderner Gesellschaften in Expertokratien (und Technokratien). Mit dem Begriff des Experten ist die Vorstellung verbunden, dass dessen Wissen als reines Sachwissen voraussetzungs- und wertfrei ist. Dies ist jedoch niemals wirklich der Fall: Sofern der Experte als Sachwalter eines Problemlösungswissens Voraussetzungen, darunter auch gesellschaftliche Zwecke, als einfach gegeben betrachtet, diese Voraussetzungen jedenfalls nicht selbst als kritisch zu beurteilende Voraussetzungen behandelt, ist auch seine Empfehlung nicht frei von Ideologie.
 
Die Ideologienähe des Begriffs der Elite ist also auch im Falle des Begriffs des Experten gegeben. Sachwissen, das ein Wissen um Ursachen, Wirkungen und Mittel ist, lässt sich von Orientierungswissen, das ein Wissen um Ziele und Zwecke sowie deren Beurteilung ist, nicht isolieren.
 
Die Komplexität moderner entwickelter Gesellschaften erlaubt es schon lange nicht mehr, die diese Gesellschaften steuernden und ihre Entwicklung bestimmenden Rationalitäten ohne wissenschaftliche, technische und andere Eliten, darunter Politik-, Verwaltungs- und Wirtschaftseliten, zu bilden und zu kontrollieren. Die technische Evolution, auch im weiteren, alle gesellschaftlichen Bereiche erfassenden Sinne, ist ohne einen hoch gebildeten und hoch organisierten Sachverstand und darüber hinaus, im Sinne einer kreativen Beeinflussung dieser Evolution, ohne Elite im beschriebenen Sinne nicht zu beherrschen. Zur Komplexität moderner entwickelter Gesellschaften gehört dabei auch, dass in diesen Gesellschaften, auch in ihrem Charakter als Massengesellschaften, Differenzierung nicht geringer, sondern größer wird. Dafür ist die Innovationsrate ein Beispiel, aber eben auch die Tendenz dieser Gesellschaften, zu Expertokratien, verbunden mit der Verwandlung zu Technokratien, zu werden. In demokratischen Gesellschaften sind Eliten, definiert über ihre Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen, prinzipiell offen, d. h., ihr personeller Bestand beruht auf individuellen Leistungen, ihre Verweildauer ist durch den gesellschaftlichen Wandel selbst wie durch ihre gesellschaftliche Konkurrenz begrenzt (»Kreislauf der Elite«). Dass diese Ideen, wie alle Ideen in gesellschaftlichen Verhältnissen, meist unzureichend realisiert sind, in diesem Falle v. a. die Idee einer offenen Elite, dass der Mechanismus der Rekrutierung von Eliten innerhalb des Bildungssystems problematisch ist und dass Herkunft, informelle Beziehungen und Protektion eine Rolle spielen, spricht nicht gegen die Ideen selbst, sondern nur gegen die Art ihrer Umsetzung in der Gesellschaft. Weiterhin ist es eine Tatsache, dass Eliten gesellschaftlicher Entwicklungen, statt sie zu fördern, auch hemmen können. Einmal etablierte Eliten tendieren nämlich dazu, sich als Gruppe abzuschließen und sich aus sich selbst zu rekrutieren. Darin unterscheiden sie sich von Avantgarden, zu deren Begriff es gehört, dass sie sich durch historische Entwicklungen, denen sie Ideen oder Ziele gegeben haben, einholen lassen. Für Deutschland gilt, dass ihre Führungseliten sich weder durch deutlich erkennbaren Zusammenhalt noch durch eine einheitliche Kultur (und Wertestruktur) auszeichnen.
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Adel · Autorität · Bildung · Chancengleichheit · Demokratie · Ethik · Faschismus · Gleichheit · Herrschaft · Klasse · Marxismus · Rassismus
 
Literatur:
 
H. D. Lasswell u. a.: The comparative study of elites (Stanford, Calif., 1952);
 E. W. Mommsen: E.-Bildung in der Wirtschaft (1955);
 H. P. Dreitzel: E.-Begriff u. Sozialstruktur (1962);
 C. W. Mills: Die amerikan. E. Gesellschaft u. Macht in den Vereinigten Staaten (a. d. Amerikan., 1962);
 R. Hamann: Paretos E.-Theorie u. ihre Stellung in der neueren Soziologie (1964);
 W. Zapf: Wandlungen der dt. E. Ein Zirkulationsmodell dt. Führungsgruppen 1919-1961 (21966);
 U. Jaeggi: Die gesellschaftl. E. Eine Studie zum Problem der sozialen Macht (Bern 21967);
 R. Michels: Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie, hg. v. W. Conze (Neuausg. 1970);
 K. von Beyme: Die polit. E. in der Bundesrepublik Deutschland (21974);
 R. Dahrendorf: Gesellschaft u. Demokratie in Dtl. (51977);
 H. Schelsky: Die Arbeit tun die anderen. Klassenkampf u. Priesterherrschaft der Intellektuellen (Neuausg. 1977);
 A. W. Gouldner: Die Intelligenz als neue Klasse (a. d. Engl., 1980);
 J. Mittelstrass: Fortschritt u. Eliten. Analysen zur Rationalität der Industriegesellschaft (1984);
 G. Endruweit: E. u. Entwicklung. Theorie u. Empirie zum Einfluß von Eliten auf Entwicklungsprozesse (1986);
 W. Felber: E.-Forschung in der Bundesrepublik Dtl. (1986);
 W. Röhrich: Eliten u. das Ethos der Demokratie (1991).
 
 2) ohne Plural, Radsport: die bedeutendste der vier Alterskategorien (neben Junioren, U 23 und Senioren) im internat Radrennsport; umfasst die Fahrer im Alter von 23 Jahren (Frauen 19) und älter (Elitefahrer).
 

* * *

Eli|te, die; -, -n [frz. élite, zu: élire = auslesen]: 1. eine Auslese darstellende Gruppe von Menschen mit besonderer Befähigung, besonderen Qualitäten; die Besten, Führenden; Führungsschicht, -mannschaft: die gesellschaftliche, sportliche E.; die E. der Radrennfahrer; diese Soldaten sind E. (gehören zu den Besten, sind besonders ausgewählt); Vor allem die Programmierer geben sich gern als anarchische E., als wilde Cowboys der elektronischen Weiten (Woche 7. 11. 97, 19); zu wenig Beispiele verheißen Gutes, zu viele zeigen, dass -n keineswegs immer das Gesamtwohl im Auge und gefördert haben (Spiegel 8, 1984, 47). Die Problematik der -n ist so alt wie das Menschengeschlecht (Weltwoche 17. 5. 84, 37). 2. <o. Pl.> genormte Schriftgröße bei Schreibmaschinen; Perlschrift.

Universal-Lexikon. 2012.