Akademik

Vogel
Federvieh (umgangssprachlich); Piepmatz (umgangssprachlich)

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Vo|gel ['fo:gl̩], der; -s, Vögel ['fø:gl̩]:
1. zweibeiniges, gefiedertes (Wirbel)tier unterschiedlicher Größe mit einem Schnabel und zwei Flügeln, das im Allgemeinen fliegen, oft auch schwimmen kann:
ein kleiner, großer, bunter, exotischer Vogel; der Vogel fliegt auf den Baum, schlägt mit den Flügeln, flattert, hüpft, singt, zwitschert, nistet, brütet, mausert sich; die Vögel ziehen im Herbst nach dem Süden; einen Vogel fangen, wieder fliegen lassen; Vögel füttern.
Syn.: gefiederter Freund.
Zus.: Jungvogel, Laufvogel, Meeresvogel, Schwimmvogel, Seevogel, Singvogel, Waldvogel, Wasservogel, Zugvogel.
2. (ugs., oft scherzh.) Person, die durch ihre Art, ihr [als belustigend empfundenes] Auftreten auffällt:
dein Freund ist ein lustiger Vogel; was will denn dieser schräge Vogel hier bei uns?
Syn.: Bursche, junger Mann, Kerl (ugs.), Mann, Mensch, Typ, Type.

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Vo|gel 〈m. 5u; Zool.〉 Angehöriger einer Klasse der Wirbeltiere mit Flügeln, die aus den Vordergliedmaßen gebildet sind: Aves (Raub\Vogel, Sing\Vogel) ● den \Vogel abschießen 〈fig.〉 als Bester abschneiden, die beste Leistung erreichen; 〈fig.; iron.〉 sich einen bes. dummen Fehler leisten; der \Vogel ist ausgeflogen 〈fig.〉 der (die) Gesuchte ist nicht zu Hause, ist geflohen; friss, \Vogel, oder stirb! 〈fig.; umg.〉 du musst es (jetzt) bedingungslos annehmen, tun; Vögel füttern, halten; du hast ja einen \Vogel! 〈fig.; umg.〉 du bist ja verrückt!; die Vögel singen, zwitschern, jubilieren; jmdm. den (einen) \Vogel zeigen 〈fig.; umg.〉 sich an die Stirn tippen, um auszudrücken, dass man den andern für verrückt hältlockerer, loser \Vogel 〈fig.〉 leichtsinniger Mensch; er ist ein seltener \Vogel 〈fig.; umg.〉 ein sonderbarer, wunderlicher Mensch [<mhd. vogel <ahd. fogal <got. fugls; Herkunft unbekannt, vielleicht verwandt mit fliegen]

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Vo|gel , der; -s, Vögel [mhd. vogel, ahd. fogal, H. u., viell. zu fliegen]:
1. zweibeiniges Wirbeltier mit einem Schnabel, zwei Flügeln und einem mit Federn bedeckten Körper, das im Allgemeinen fliegen kann:
ein kleiner, großer, bunter, zahmer, exotischer V.;
der V. Strauß (verdeutlichend; der Strauß);
der V. fliegt, flattert, hüpft, singt, zwitschert, wird flügge, nistet, brütet, mausert sich, schwingt sich in die Lüfte;
jmdm. ist ein V. zugeflogen;
die Vögel ziehen im Herbst in den Süden;
einen V. fangen;
Vögel füttern;
der V. (ugs. scherzh.; die Gans, Ente o. Ä.) brutzelt schon im Ofen;
R friss, V., oder stirb! (ugs.; es bleibt keine andere Wahl; ein gefangener Vogel muss, um nicht zu verhungern, das fressen, was er vorgesetzt bekommt);
der V. ist ausgeflogen (ugs.; jmd. hat sich davongemacht, ist dort, wo er gesucht wird, nicht anzutreffen);
[mit etw.] den V. abschießen (ugs.; alles, was sonst noch von andern geboten, vorgewiesen wird, übertreffen; mit Bezug auf das Vogelschießen);
einen V. haben (salopp; nicht recht bei Verstand sein; seltsame Ideen haben);
jmdm. den/einen V. zeigen (sich an die Stirn tippen u. damit jmdm. zu verstehen geben, dass er nicht recht bei Verstand sei).
2. (salopp, oft scherzh.) durch seine Art auffallender Mensch:
ein lustiger, lockerer, komischer, seltsamer, schräger, linker V.;
ein seltener V.
3. (Fliegerspr.) Flugzeug:
der V. hebt ab, setzt auf, schmiert ab;
der Pilot riss den V. wieder hoch.

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Vogel
 
[f-],
 
 1) Bernhard, Politiker, * Göttingen 19. 12. 1932, Bruder von 4); Politikwissenschaftler, 1965-67 Mitglied des Bundestags (CDU). In Rheinland-Pfalz war Vogel 1971-91 Mitglied des Landtags, 1967-76 Kultusminister (trat als bildungspolitischer Sprecher der CDU hervor), 1976-88 Ministerpräsident und Landesvorsitzender der CDU. Im Februar 1992 wählte ihn der thüringische Landtag zum Ministerpräsidenten, im Januar 1993 die thüringische CDU zu ihrem Vorsitzenden (bis November 2000). Seit den Landtagswahlen von 1999 regiert er mit absoluter CDU-Mehrheit.
 
 2) Carl, Kartograph, * Bad Hersfeld 4. 5. 1828, ✝ Gotha 16. 7. 1897; arbeitete ab 1853 bei J. G. J. Perthes in Gotha. Neben Mitarbeit an »Stielers Hand-Atlas« ist sein Hauptwerk die 1891-93 erschienene, aus 27 Blättern bestehende »Karte des Deutschen Reiches« 1 : 500 000 (21913-15 in 33 Blättern).
 
 3) Eduard, Afrikareisender, * Krefeld 7. 3. 1829, ✝ (ermordet) Wara (Wadai) wahrscheinlich am 8. 2. 1856, Bruder von 5); trat 1853 in britischem Auftrag über Tripolis eine Reise zum mittleren Sudan an; hielt sich besonders im Gebiet um den Tschadsee auf, wo er Ende 1854 mit H. Barth zusammentraf. 1856 brach er von Kuka (damals Hauptstadt von Bornu) auf, um über das allen Fremden streng verschlossene Sultanat Wadai die Küste Westafrikas zu erreichen. Der Sultan von Wadai ließ ihn als angeblichen Spion ermorden.
 
 4) Hans-Jochen, Politiker, * Göttingen 3. 2. 1926, Bruder von 1); Jurist, 1960-72 Oberbürgermeister von München. 1972-77 war er Landesvorsitzender seiner Partei in Bayern, 1972-81 Mitglied des Bundestags und Bundesminister (1972-74: für Städtebau, Raumordnung und Bauwesen; 1974-81: Justiz). Als Regierender Bürgermeister von Berlin (Januar-Juni 1981) suchte Vogel u. a. das Problem der Hausbesetzungen zu lösen. Bei den Bundestagswahlen im März 1983 war er Kanzlerkandidat; danach wieder Mitglied des Bundestags (1983-94). Als Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion (1983-91) und Bundesvorsitzender (1987-91) suchte er die verschiedenen Strömungen in der Sozialdemokratie zusammenzuführen zu einer gemeinsamen Parteiposition gegenüber den anstehenden politischen Fragen v. a. der Wirtschafts- und Sozial- sowie der Deutschland- und Außenpolitik. - Vogel ist Mitherausgeber des »Handbuches des Verfassungsrechts« (1983).
 
Werk: Nachsichten. Meine Bonner und Berliner Jahre (1996).
 
 5) Hermann Karl, Astrophysiker, * Leipzig 3. 4. 1841, ✝ Potsdam 18. 8. 1907, Bruder von 3); ab 1874 Observator am Astrophysikalischen Observatorium in Potsdam, dessen Leitung ihm 1882 übertragen wurde. Vogel konstruierte den ersten Sternspektrographen auf fotografischer Basis, ermittelte die Radialgeschwindigkeiten einiger der hellsten Sterne nach dem dopplerschen Prinzip und wies in den Jahren 1888-91 mit Julius Scheiner (* 1858, ✝ 1913) am Stern Algol die Doppelsternnatur und damit die Existenz von Bedeckungsveränderlichen nach.
 
 6) Hermann Wilhelm, Photochemiker, * Dobrilugk (heute zu Doberlug-Kirchhain) 26. 3. 1834, ✝ Berlin 17. 12. 1898; ab 1865 Professor an der Gewerbeschule Berlin (seit 1879 TH); entdeckte 1873 die orthochromatische Sensibilisierung von Fotoplatten durch organische Farbstoffe; entwickelte ein Photometer und ein Spektroskop, arbeitete auch über Spektralanlayse.
 
 7) Ludwig, schweizerischer Maler, * Zürich 10. 7. 1788, ✝ ebenda 20. 8. 1879; malte, von den Nazarenern in Wien und Rom beeinflusst, Genre- und Landschaftsbilder sowie Szenen aus der schweizerischen Geschichte.
 
 8) Wladimir Rudolfowitsch, schweizerischer Komponist deutsch-russischer Herkunft, * Moskau 29. 2. 1896, ✝ Zürich 19. 6. 1984; studierte in Berlin (bei Heinz Tiessen [* 1887, ✝ 1971], F. Busoni) und war dort 1929-33 Lehrer für Komposition am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium, emigrierte 1933 und ließ sich 1935 in Ancona nieder. Ab 1964 lebte Vogel in Zürich. Vogel erhielt entscheidende Anregungen von A. Schönberg und Busoni. Als einer der Ersten verwendete er die Sprechstimme als musikalisches Konstruktionsmittel und entwickelte in Analogie zur Zwölftontechnik rhythmische Ordnungsprinzipien; u. a. Chorwerk »Wagadus Untergang durch die Eitelkeit« (1930), Violinkonzert (1937), Oratorium »Thyl Claes« (2 Teile, 1938-45), »Verstrebungen« für Kammerorchester (1977), »Hörformen « für Orchester u. a. Besetzungen (1967-79).
 
 9) Wolfgang Heinrich, Jurist, * Wilhelmsthal bei Glatz 30. 10. 1925; war 1952-53 im Staatsdienst der DDR, wurde 1982 Mitglied der SED. Seit 1954 als Rechtsanwalt für die DDR tätig, seit 1957 auch in Berlin (West) zugelassen, profilierte sich Vogel ab 1962 als »Anwalt zwischen Ost und West«: 1963 staatlicher Beauftragter für den Häftlingsfreikauf, 1965 für Familienzusammenführung, daneben mehrfach Vermittler im Agentenaustausch. Als offizieller »Bevollmächtigter der DDR für humanitäre Fragen bei der Bundesregierung« (ab 1969) verhandelte er, später u. a. im persönlichen Auftrag E. Honeckers, mit bundesdeutschen Stellen über die Ausreise von DDR-Bürgern. Infolge seiner Tätigkeit als »DDR-Unterhändler« und inoffizieller Mitarbeiter des MfS (seit 1953) musste sich Vogel, ab 1989 beziehungsweise 1992 mehrfach inhaftiert, in zwei Prozessen gerichtlich verantworten (Freispruch 1996 beziehungsweise Teilfreispruch 1998 nach Urteil des BGH).

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Vo|gel, der; -s, Vögel [mhd. vogel, ahd. fogal; H. u., viell. zu ↑fliegen]: 1. zweibeiniges Wirbeltier mit einem Schnabel, zwei Flügeln und einem mit Federn bedeckten Körper, das im Allgemeinen fliegen kann: ein kleiner, großer, bunter, zahmer, exotischer V.; Der Adler ist immer ein edler V. (Bamm, Weltlaterne 52); der V. Strauß (verdeutlichend; der Strauß); der V. fliegt, flattert, hüpft, singt, zwitschert, wird flügge, nistet, brütet, mausert sich, schwingt sich in die Lüfte; jmdm. ist ein V. zugeflogen; die Vögel ziehen im Herbst nach dem Süden; Es ist halb drei. Bald werden die Vögel anschlagen (Fr. Wolf, Menetekel 366); einen V. fangen, wieder fliegen lassen; Vögel füttern; der V. (ugs. scherzh.; die Gans, Ente o. Ä.) brutzelt schon im Ofen; R friss, V., oder stirb! (ugs.; es bleibt keine andere Wahl; damit ein Vogel zahm wurde, erhielt er nur eine Sorte Futter, die er fressen musste, um nicht zu verhungern); der V. ist ausgeflogen (ugs.; jmd. hat sich davvongemacht, ist dort, wo er gesucht wird, nicht anzutreffen); *[mit etw.] den V. abschießen (ugs.; alles, was sonst noch von andern geboten, vorgewiesen wird, übertreffen; mit Bezug auf das Vogelschießen): Den V. abschießen in puncto Überteuerung und Jahrtausendmätzchen dürfte freilich Moët & Chandon (Woche 2. 1. 98, 41); [die beiden folgenden Wendungen gehen wahrsch. auf den alten Volksglauben zurück, dass Psychosen durch Tiere (Vögel) verursacht werden, die im Gehirn des Menschen nisten:] einen V. haben (salopp; nicht recht bei Verstand sein; seltsame Ideen haben); jmdm. den/einen V. zeigen (sich an die Stirn tippen u. damit jmdm. zu verstehen geben, dass er nicht recht bei Verstand sei): Softi ruft, dass er mir einen ausgeben will. Ich zeige ihm einen V. (Gabel, Fix 9). 2. (salopp, oft scherzh.) durch seine Art auffallender Mensch: ein lustiger, lockerer, komischer, seltsamer, schräger, linker V.; Bei der SS ist er jedenfalls gewesen. Ein irrer V. (Bieler, Bär 390); so ein V. bist du also!; Was sind Sie eigentlich für 'n V.? (Augsburger Allgemeine 3./4. 6. 78, V); keine afrikanische Botschaft weiß etwas von dem V., auch bei der Fremdenpolizei wird er nicht geführt (Muschg, Gegenzauber 370); ein seltener V. (ein seltsamer, eigentümlicher Mensch; nach lat. rara avis). 3. (Fliegerspr.) Flugzeug: der V. hebt ab, setzt auf, schmiert ab; der Pilot riss den V. wieder hoch; die Amerikaner versuchen, ihre Vögel den deutschen Bestimmungen anzupassen (ADAC-Motorwelt 4, 1983, 60).

Universal-Lexikon. 2012.