Akademik

Haus
Heim; Bude (umgangssprachlich); Behausung (umgangssprachlich); Bau; Hütte (umgangssprachlich); Eigenheim; Stamm; Geschlecht; Geblüt; Blutsbande; Familienbande; Familie; Sippe; Bungalow

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Haus [hau̮s], das; -es, Häuser ['hɔy̮zɐ]:
1.
a) Gebäude [besonders im Hinblick darauf, dass es Menschen zum Wohnen oder Arbeiten dient]:
ein modernes, baufälliges, einstöckiges Haus; ein Haus bauen, bewohnen.
Syn.: Bau, Bauwerk.
Zus.: Bauernhaus, Einfamilienhaus, Hochhaus, Lagerhaus, Mietshaus, Pfarrhaus, Reihenhaus, Schulhaus, Wochenendhaus, Wohnhaus;
mit etwas Haus halten: sparsam mit etwas umgehen:
du musst mit deinen Kräften Haus halten.
b) Wohnung, Heim, in dem jmd. ständig lebt:
ich bin hier zu Haus[e] (bin von hier, bin hier nicht fremd); fühl dich wie zu Haus[e]!; wir kaufen etwas ein und essen dann zu Haus[e]; zu Haus[e] fühle ich mich am wohlsten.
Syn.: daheim.
2. [Herrscher]geschlecht:
das Haus Habsburg.
Syn.: Clan, Familie, Geschlecht, Sippe (meist scherzh. od. abwertend), Sippschaft (meist abwertend).
Zus.: Fürstenhaus, Herrscherhaus, Königshaus.

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1-53 das frei stehende Einfamilienhaus
1 das Kellergeschoss
2 das Erdgeschoss (Parterre)
3 das Obergeschoss
4 der Dachboden
5 das Dach, ein ungleiches Satteldach n
6 die Traufe
7 der First
8 der Ortgang mit Winddielen f
9 der Dachvorsprung (das Dachgesims), ein Sparrengesims n
10 der Schornstein (Kamin)
11 der Dachkanal (die Dachrinne)
12 der Einlaufstutzen
13 das Regenabfallrohr
14 das Standrohr, ein Gussrohr n
15 der Giebel (die Giebelseite)
16 die Wandscheibe
17 der Haussockel
18 die Loggia
19 das Geländer
20 der Blumenkasten
21 die zweiflügelige Loggiatür
22 das zweiflügelige Fenster
23 das einflügelige Fenster
24 die Fensterbrüstung mit Fensterbank f
25 der Fenstersturz
26 die Fensterlaibung
27 das Kellerfenster
28 der Rollladen
29 der Rollladenaussteller
30 der Fensterladen (Klappladen)
31 der Ladenfeststeller
32 die Garage mit Geräteraum m
33 das Spalier
34 die Brettertür
35 das Oberlicht mit Kreuzsprosse f
36 die Terrasse
37 die Gartenmauer mit Abdeckplatten f
38 die Gartenleuchte
39 die Gartentreppe
40 der Steingarten
41 der Schlauchhahn
42 der Gartenschlauch
43 der Rasensprenger
44 das Planschbecken
45 der Plattenweg
46 die Liegewiese
47 der Liegestuhl
48 der Sonnenschirm (Gartenschirm)
49 der Gartenstuhl
50 der Gartentisch
51 die Teppichstange
52 die Garageneinfahrt
53 die Einfriedung, ein Holzzaun m
54-57 die Siedlung
54 das Siedlungshaus
55 das Schleppdach
56 die Schleppgaube (Schleppgaupe)
57 der Hausgarten
58-63 das Reihenhaus, gestaffelt
58 der Vorgarten
59 der Pflanzenzaun
60 der Gehweg
61 die Straße
62 die Straßenleuchte (Straßenlaterne, Straßenlampe)
63 der Papierkorb
64-68 das Zweifamilienhaus
64 das Walmdach
65 die Haustür
66 die Eingangstreppe
67 das Vordach
68 das Pflanzen- oder Blumenfenster
69-71 das Vier-Familien-Doppelhaus
69 der Balkon
70 der Glaserker
71 die Markise
72-76 das Laubenganghaus
72 das Treppenhaus
73 der Laubengang
74 die Atelierwohnung
75 die Dachterrasse, eine Liegeterrasse
76 die Grünfläche
77-81 das mehrstöckige Zeilenhaus
77 das Flachdach
78 das Pultdach
79 die Garage
80 die Pergola
81 das Treppenhausfenster
82 das Hochhaus
83 das Penthouse (die Dachterrassenwohnung)
84-86 das Wochenendhaus, ein Holzhaus n
84 die waagerechte Bretterschalung
85 der Natursteinsockel
86 das Fensterband

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Haus 〈n. 12u
1. als Unterkunft od. Arbeitsstätte dienendes Gebäude mittlerer Größe
2. 〈fig.〉
2.1 Heim
2.2 Insassen eines Gebäudes, Bewohner einer Wohnung, Familie
2.3 die wirtschaftliche Gestaltung, das gesellige Leben einer Familie
2.4 Fürstengeschlecht, Dynastie
3. 〈Kaufmannsspr.〉
3.1 Unternehmen, Firma (Handels\Haus)
3.2 deren sämtl. Angestellten
4. 〈Theat.〉 Theater-, Konzertsaal, alle anwesenden Zuschauer, Zuhörer
5. Parlament, das Gebäude sowie die Parlamentsmitglieder
6. 〈Zool.〉 Gehäuse, Schale (Schnecken\Haus)
7. 〈Astron.〉 jeder der 12 Teile der Himmelskugel
8. 〈umg.; scherzh.〉 Mensch
● die Dame, der Herr, der Sohn, die Tochter des \Hauses; er ist ein Freund des \Hauses der Familie; das \Haus Habsburg, Hohenzollern; \Haus und Herd lieben 〈poet.〉 sein Heim; das \Haus des Herrn 〈poet.〉 die Kirche ● ein \Haus abbrechen, abreißen, aufstocken, bauen, errichten, modernisieren, renovieren, umbauen, verputzen; auf ihn kannst du Häuser bauen 〈fig.〉 du kannst ihm fest vertrauen, er ist absolut zuverlässig; ein \Haus besitzen, beziehen, erben, kaufen, mieten, verkaufen, vermieten, verwalten; sein \Haus bestellen 〈fig.; geh.〉 seine familiären Angelegenheiten in Ordnung bringen (vor einer langen Reise); sein Testament machen; jmdm. das \Haus einlaufen, einrennen 〈fig.; umg.〉 ihn mit häufigen Bittgesuchen belästigen; sie führt ihm das \Haus besorgt den Haushalt; \Haus halten = haushalten; das \Haus hüten 〈fig.〉 zu Hause bleiben, nicht ausgehen; das \Haus spendete lebhaften Beifall 〈Theat.〉; das \Haus steht seit 1930; jmdm. das \Haus verbieten jmdm. verbieten, wiederzukommen ● ein altes, baufälliges, neues, schönes, verwahrlostes \Haus; hallo, altes \Haus! 〈umg.〉 alter Freund; die beiden Häuser (des Parlamentes) Oberhaus u. Unterhaus; ein dreistöckiges, ein-, mehrstöckiges \Haus; ein eigenes \Haus besitzen, bewohnen; ein alt eingeführtes, gutgeführtes \Haus; das erste \Haus am Platze 〈fig.〉 das beste, größte Café, Geschäft, Hotel u. Ä. dieser Stadt; er ist ein fideles, ein gelehrtes, gescheites, kluges \Haus 〈umg.〉; ein großes \Haus führen 〈fig.〉 großzügige Geselligkeit pflegen; das Hohe \Haus 〈Pol.〉 das Parlament; ein offenes \Haus haben 〈fig.〉 gastfrei sein; ein öffentliches \Haus Bordell; das väterliche \Haus erben; dieses Stück hat immer volle Häuser 〈Theat.〉; das Weiße \Haus (Regierungsgebäude in Washington) ● mit jmdm. \Haus an \Haus wohnen im Nachbarhaus von jmdm. wohnen; der Hund hat sich noch nicht ans \Haus gewöhnt; aus gutem, reichem, vornehmem \Hause stammen; wir essen heute außer \Haus außerhalb, in einer Gastwirtschaft; können Sie mir die Ware ins \Haus schicken?; etwas steht ins \Haus etwas steht bevor; uns steht Besuch ins \Haus; jmdn. nach \Hause / nachhause begleiten, bringen, geleiten; nach \Hause / nachhause eilen, fahren, gehen, kommen; kommen Sie gut nach \Hause / nachhause!; nach \Hause / nachhause schreiben an die Familie; von \Hause kommen von zu Hause; um 8 Uhr von \Hause weggehen; von \Haus aus bezüglich der familiären Herkunft; von der Wesensart her; eigentlich, ursprünglich; er ist von \Haus aus Tischler hat ursprüngl. das Tischlerhandwerk gelernt; herzliche Grüße von \Haus zu \Haus von allen an alle (Briefschluss); von \Haus zu \Haus gehen; ich habe heute noch keinen Schritt vor das \Haus getan; vor ausverkauftem, leerem, vollem \Haus spielen 〈Theat.〉; er ist nirgends zu \Hause / zuhause nirgends beheimatet; es ist niemand zu \Hause / zuhause; ich bin heute für niemanden zu \Hause / zuhause zu sprechen; ich habe mich bei ihm wie zu \Hause / zuhause gefühlt; zum \Hause gehören; hier bin ich zu \Hause / zuhause hier wohne ich; dieser Brauch ist dort noch zu \Hause / zuhause 〈fig.〉 üblich; tu, als ob du zu \Hause / zuhause wärst mach es dir hier bei uns so bequem wie daheim; in einem Fach, auf einem Gebiet zu \Hause / zuhause sein 〈fig.〉 bewandert sein, gut Bescheid wissen, sich auskennen; sie ist in Berlin zu \Hause / zuhause beheimatet; →a. Zuhause [<ahd. hus, engl. house <germ. *husa- <idg. kuso-; zu idg. *(s)keu- „bedecken, umhüllen“]

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Haus , das; -es, Häuser [mhd., ahd. hūs, eigtl. = das Bedeckende, Umhüllende]:
1.
a) Gebäude, das Menschen zum Wohnen dient:
ein großes, kleines, altes, mehrstöckiges, verwinkeltes H.;
armselige, einfache, verkommene, baufällige, moderne Häuser;
das H. seiner Eltern;
das H. ist auf uns, in andere Hände übergegangen;
ein H. bauen, einrichten, beziehen, bewohnen;
ein H. [ver]mieten, [ver]kaufen;
ein H. renovieren, umbauen;
ein eigenes H. haben, besitzen;
H. an H. (nebeneinander) wohnen;
sie führten ihre Gäste durch das ganze H.;
im elterlichen Haus[e] wohnen;
H. und Hof (der gesamte Besitz: er hat H. und Hof verspielt, vertrunken);
[jmdm.] ins H. stehen (ugs.; [jmdm.] bevorstehen: eine Neuerung steht [ihm] ins H.);
b) Gebäude, das zu einem bestimmten Zweck errichtet wurde:
das große (bes. für Aufführungen von Opern, großen Schauspielen o. Ä. bestimmte), kleine (bes. für kleinere Bühnenstücke bestimmte) H. des Theaters war bis auf den letzten Platz ausverkauft;
das weltberühmte Orchester hat auf seinen Tourneen volle Häuser (seine Konzerte sind ausverkauft);
H. (Hotel, Pension) Meeresblick;
das H. des Herrn (geh.; Gotteshaus);
das Weiße H. in Washington (der Amtssitz des Präsidenten der USA);
ein öffentliches H. (verhüll.; Bordell);
das erste H. (Hotel) am Platz[e];
die Chefin ist zurzeit nicht im Haus[e] (im Gebäude der Firma);
Ü das gemeinsame europäische H.;
H. der offenen Tür (Gelegenheit, bei der Betriebe, Verwaltungsstellen usw. von allen Bürgern besichtigt werden können);
c) Wohnung, Heim, in dem jmd. ständig lebt:
jmdm. das/sein H. verbieten, öffnen;
die Lieferung erfolgt frei H. (Kaufmannsspr.; ohne zusätzliche Transportkosten bis zum Bestimmungsort);
das ganze H. auf den Kopf stellen (ugs.; so sehr nach etw. suchen, dass alles in Unordnung gerät);
bei dieser Kälte gehe ich nicht aus dem Haus[e];
außer Haus (nicht im Haus, auswärts) sein, essen;
er kommt mir nicht ins H.;
nach Haus[e] gehen, fahren, kommen;
jmdn. nach Haus[e] begleiten, bringen;
der Bettler ging von H. zu H.;
einige Zeit von -e (ugs.; von zu Hause) fortbleiben;
an diesem Abend blieb, war, saß er zu Haus[e];
H. an H. (nebeneinander) wohnen;
sie fühlt sich schon ganz [wie] zu Haus[e] (fühlt sich in einer neuen Umgebung nicht mehr fremd);
von zu -e abhauen, fort sein;
aus dem H. sein (nicht mehr bei den Eltern wohnen);
ein Paket, einen Brief nach Haus[e] (an die Angehörigen) schicken;
sie ist, wohnt noch zu Haus[e] (bei den Eltern);
er war in Berlin zu -e (wohnte in Berlin);
der Brauch des Osterreitens ist in der Lausitz zu Haus[e] (wird dort gepflegt; ist dort üblich; kommt von dort);
sie war überall zu -e (kannte sich überall bestens aus);
ich bin für niemanden/für dich bin ich immer zu Haus[e] (zu sprechen);
der Verein spielt, tritt am Samstag zu Haus[e] (Sportjargon; auf dem eigenen Platz; vor einheimischem Publikum) [zum Wettkampf] an;
R komm du nur nach Haus[e]! (Drohung als Ankündigung von Strafe, Schelte o. Ä.);
das H. hüten (aus irgendeinem Grund nicht mit andern nach draußen gehen [können], zu Hause bleiben [müssen]);
jmdm. das H. einrennen/einlaufen (ugs.; jmdn. ständig wegen einer Sache zu Hause aufsuchen u. bedrängen);
jmdm. ins H. schneien/geschneit kommen (ugs.; überraschend, unerwartet jmdn. besuchen, bei jmdm. auftauchen);
auf einem bestimmten Gebiet/in etw. zu -e sein (ugs.; sich mit, in etw. genau auskennen; mit, in etw. gut Bescheid wissen);
mit etw. zu -e bleiben (ugs.; etw. für sich behalten; jmdn. mit der Mitteilung einer Belanglosigkeit verschonen: bleib du mit deinen Weisheiten lieber zu -e!)
2.
a) (ugs.) Gesamtheit der Hausbewohner:
das H. war vollzählig versammelt;
das ganze H. lief zusammen;
b) Gesamtheit von Personen, die sich in einer bestimmten Funktion in einem bestimmten Haus (1 b) aufhalten, dort tätig sind:
das Hohe H. (das Parlament);
die beiden Häuser (Kammern) des Parlaments;
er hatte alle Geschäftsfreunde seines -es (seiner Firma) geladen;
das ganze H. (gesamte Theaterpublikum) klatschte begeistert Beifall;
c) (geh.) Familie:
ein gastliches, bürgerliches, angesehenes H.;
sie kommt aus bestem -e;
er ist nicht mehr Herr im eigenen H. (hat in der Familie nichts mehr zu sagen);
sie verkehrt in den ersten Häusern (angesehensten Familien) der Stadt;
(in Grußformeln am Briefschluss:) herzliche Grüße, mit den besten Grüßen von H. zu H.;
von Haus[e] aus (1. von der Familie her: von H. aus ist sie sehr begütert. 2. seit jeher, von Natur aus: von H. aus ist er schüchtern. 3. ursprünglich, eigentlich: von H. aus heißt er Waldemar, wird aber immer Klaus gerufen);
d) Haushalt, Wirtschaft, Hauswesen einer Familie:
jmdm. das H. besorgen;
ein großes H. führen (häufig Gäste haben u. sie aufwendig bewirten);
jmdn. ins H. nehmen;
H. und Herd (eigener Hausstand);
[mit etw.] H. halten (1. [mit etw.] sparsam wirtschaften; mhd. hūs halten = das Haus bewahren: mit dem Wirtschaftsgeld, den Vorräten H. halten müssen. 2. sich etw. einteilen, [mit etw.] sparsam, ökonomisch umgehen: er hielt mit seinen Kräften nicht H.);
sein/das H. bestellen (geh.; vor einer längeren Abwesenheit, vor dem Tode seinen Besitz, seine Angelegenheiten ordnen; ein Testament machen; nach Jesaja 38, 1).
3. Dynastie, [Herrscher]geschlecht:
das H. Davids;
ein Angehöriger des -es Habsburg;
das H. Rothschild;
aus fürstlichem -e;
sie stammt vom kaiserlichen -e ab.
4. (ugs. scherzh.) Person, Mensch:
er ist ein fideles, gemütliches, gelehrtes H.;
wie gehts, altes H. (alter Freund).
5. (Astrol.)
a) Tierkreiszeichen in seiner Zuordnung zu einem Planeten;
b) einer der zwölf Abschnitte, in die der Tierkreis eingeteilt ist:
die Sonne steht im elften H.

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Haus
 
[althochdeutsch hus, eigentlich »das Bedeckende«],
 
 1) jedes feste Gebäude zum Wohnen und Wirtschaften, zum Teil auch Gebäude für kulturelle Zwecke, später das reine Wohngebäude. Zu den Vorformen des Hauses zählen Windschirm, Hütte und Zelt. Der zum Bau erforderliche Arbeitsaufwand setzte eine stärkere Ortsgebundenheit voraus, als sie vor der Jungsteinzeit im Allgemeinen gegeben war. Mit der Sesshaftwerdung des Menschen wurde das Haus eine der Grundformen bewusster Lebensgestaltung. Gegenüber einer undifferenzierten Allgemeinheit sonderte das Haus den Menschen ab und trug zur Bildung und Festigung einer kleineren Gemeinschaft bei, die meist aus einer Familie oder Großfamilie bestand. Es wurde Zentrum vieler entscheidender Stadien des menschlichen Lebens. In einigen frühen Kulturen blieb auch der Tote mit dem Haus räumlich verbunden, indem er entweder in ihm selbst (Hausbestattung) oder in dessen nächster Nähe beigesetzt wurde.
 
Religionsgeschichte:
 
Dem Haus eignete immer eine besondere Heiligkeit. Es konnte dadurch geweiht werden, dass in seine Fundamente sakral geopferte Lebewesen eingemauert wurden (Bauopfer). Auch die Verbindung mit den Ahnen ist anzutreffen: So stellen die geschnitzten Wandpfeiler im Männerhaus der Maori die Bilder verstorbener Häuptlinge dar, die nun das Gebäude gewissermaßen tragen. - Wie das Haus als Ganzes, so hatten auch seine Teile heiligen Charakter. Über der Tür waren als magisch angesehene Gegenstände befestigt, die dämonischen Einfluss abwehren sollten. In Rom unterstand die Tür (»ianua«) dem Schutz des Gottes Janus, in China wurde ein Genius der Tür, in Japan eine Torgottheit verehrt. Die Römer kannten außerdem Götter des Hausinneren, die Penaten. Im nordgermanischen Haus galt der Hochsitz, der Platz des Hausherrn, als heilig. Eine besondere Bedeutung, die im Zusammenhang mit derjenigen des heiligen Feuers steht, wurde oft dem Herd beigemessen. - Religiöse Bedeutung eignet dem Begriff des Hauses auch im übertragenen Sinne. Im frühen Christentum wird die Bezeichnung »Haus Gottes« nicht primär auf bestimmte Gebäude bezogen, sondern in symbolischer Weise auf die zum Herrenmahl versammelte Gemeinde angewandt.
 
Rechtsgeschichte:
 
Zur religiösen Stellung des Hauses steht die rechtliche in enger Beziehung. Ihre wesentlichen Grundsätze gelten v. a. der Unantastbarkeit des Hauses, deren Verletzung Sühne erfordert. Für die innere Hausverfassung ist im Allgemeinen die Hausgewalt des Hausherrn, etwa des römischen Pater Familias, charakteristisch; sie gilt in allen patriarchalischen Gesellschaften und ist im Begriff des Hausrechts vom modernen Recht übernommen worden. Mit Wurzeln im antiken und germanischen Hausrecht entwickelte sich im Mittelalter mit dem Haus die kleinste Rechts-, Wirtschafts- und Herrschaftseinheit eines Hausherrn, v. a. des Adels; erst durch die Herrschaftsausweitung im Absolutismus schrumpfte das Haus zum bürgerlichen Haushalt. - Während des Mittelalters erfolgte im Bereich des Hochadels eine Differenzierung: Die bediensteten und nicht bediensteten Hausgenossen des Fürsten bildeten den Hof, die Familienmitglieder (Dynastie) das Haus (Herrscherhaus); rechtlich selbstständige dynastische Seitenlinien bildeten schon im Mittelalter eigene Häuser. Die Zugehörigkeit zum Haus regelten Hausgesetze.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Bauernhaus · Bürgerhaus · Dorf · Stadt · Wohnhaus
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Hochbau: Von der Planung zum Rohbau
 
Baustoffe: Neue und alte Materialien
 
Bauprobleme: Wärmebrücken, Feuchtigkeit und Schimmel
 
Hochbau: Technische Gebäudeausrüstung
 
Bauern: Das Leben der Landbevölkerung im Mittelalter
 
 2) Astrologie: Häuser.

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Haus, das; -es, Häuser [mhd., ahd. hūs, eigtl. = das Bedeckende, Umhüllende]: 1. a) Gebäude, das Menschen zum Wohnen dient: ein großes, kleines, altes, mehrstöckiges, schmales, verwinkeltes H.; armselige, einfache, saubere, verkommene, baufällige, moderne Häuser; das väterliche H.; das H. seiner Eltern; die Häuser sind hier sehr hellhörig (haben so dünne Wände, dass der Schall durchdringt); das H. ist auf ihn, in andere Hände übergegangen; Dafür wird es aber an allem mangeln, was stattdessen nicht gebaut wird: Häuser zum Wohnen, Straßen (Kühn, Zeit 55); ein H. bauen, einrichten, beziehen, bewohnen; ein H. [ver]mieten, [ver]kaufen; ein H. renovieren, verputzen, umbauen, abbrechen; ein eigenes H. haben, besitzen; H. an H. (nebeneinander) wohnen; jmdn. aus dem Haus[e] jagen; er führte seine Gäste durch das ganze H.; im elterlichen Haus[e] wohnen; Als leitungsgebundene Energie kommt Erdgas unterirdisch ins H. (Tag & Nacht 2, 1997, 13); Ü das irdische Haus (geh.; der Leib, Körper des Menschen); das letzte H. (geh.; der Sarg); ein enges, stilles H. (dichter.; das Grab); *H. und Hof (der gesamte Besitz): er hat H. und Hof verspielt, vertrunken; Häuser auf jmdn. bauen (jmdm. im Überschwang unerschütterlich vertrauen); [jmdm.] ins H. stehen (ugs.; [jmdm.] bevorstehen): eine Neuerung steht [ihm] ins H.; Wieder stand Krach ins H. (Grass, Butt 496); Stimmungsumschwung bei den Unternehmen, ... deren Jubiläen nun ins H. standen (Woche 3. 7. 98, 34); Die so geschmückte Politikerin steht am Mittwoch dieser Woche dem Bundeskanzler ins H. (Spiegel 44, 1979, 149); b) Gebäude, das zu einem bestimmten Zweck errichtet wurde: das große (bes. für Aufführungen von Opern, großen Schauspielen o. Ä. bestimmte), kleine (bes. für kleinere Bühnenstücke bestimmte) H. des Theaters war bis auf den letzten Platz ausverkauft; das weltberühmte Orchester hat auf seinen Tourneen volle Häuser (seine Konzerte sind ausverkauft); Die Commodores ... landeten prompt einen Hit und konnten ... vor ausverkauften Häusern in der ganzen Welt spielen (Zivildienst 2, 1986, 35); H. (Hotel, Pension) Meeresblick; das H. des Herrn (geh.; Gotteshaus); das Weiße H. in Washington (der Amtssitz des Präsidenten der USA); ein öffentliches H. (verhüll.; Bordell); das erste H. (Hotel) am Platz[e]; (DDR:) Anlässlich des 1. Mai wurden gestern im Schweriner H. der Freundschaft Arbeitskollektive und Persönlichkeiten unseres Betriebs mit hohen staatlichen Auszeichnungen geehrt (Schweriner Volkszeitung 29. 4. 78, 1); der Chef ist zurzeit nicht im Haus[e] (im Gebäude der Firma); Ü den Bau des gemeinsamen europäischen -es (Spiegel 24, 1989, 22); *H. der offenen Tür (Gelegenheit, bei der Betriebe, Verwaltungsstellen usw. von allen Bürgern besichtigt werden können); c) Wohnung, Heim, in dem jmd. ständig lebt: jmdm. das/sein H. verbieten, öffnen; Am nächsten Tag durchzog Bratenduft das H. (Lentz, Muckefuck 143); die Lieferung erfolgt frei H. (Kaufmannsspr.; ohne zusätzliche Transportkosten bis zum Bestimmungsort); das ganze H. auf den Kopf stellen (ugs.; so sehr nach etw. suchen, dass alles in Unordnung gerät); bei dieser Kälte gehe ich nicht aus dem Haus[e]; außer Haus[e] (nicht im Haus, auswärts) sein, essen; Die Franzosen, soweit noch in Paris vorhanden, hielten sich lieber in den Häusern (Lentz, Muckefuck 155); Hinterher hatte sie den Doktor Rudolf Roth beschuldigt, er habe ihr die Polizei ins H. geholt (Rolf Schneider, November 76); nach Haus[e] gehen, fahren, kommen; jmdn. nach Haus[e] begleiten, bringen; Den bringst du mir nicht mit nach H. (Hörzu 27, 1981, 58); er bringt rund 3 000 Mark nach Haus[e] (hat einen Nettoverdienst von rund 3 000 Mark); der Bettler ging von H. zu H.; einige Zeit von -e (ugs.; von zu Hause) fortbleiben; an diesem Abend blieb, war, saß er zu Haus[e]; er fühlt sich schon ganz [wie] zu Haus[e] (fühlt sich in einer neuen Umgebung nicht mehr fremd); Er war ein Emigrant, ein Exilierter, nicht aus politischen Gründen, sondern weil er sich nirgends zu -e fühlte (Reich-Ranicki, Th. Mann 219); er sagte, er möchte von zu -e abhauen (Petersen, Resonanz 158); Mutter ... ist seitdem täglich zehn Stunden von zu -e fort (Borkowski, Wer 15); R mein H., meine Welt; komm du nur nach Haus[e]! (Drohung als Ankündigung von Strafe, Schelte o. Ä.); Ü 32 Jahre sind die beiden jetzt verheiratet, die Kinder sind erwachsen und aus dem H. (wohnen nicht mehr bei den Eltern; Hörzu 42, 1985, 124); ein Paket, einen Brief nach Haus[e] (an die Angehörigen) schicken; der Reichstag wurde nach Haus[e] geschickt (ugs.; wurde aufgelöst); sie ist, wohnt noch zu Haus[e] (bei den Eltern); er war in Berlin zu -e (wohnte in Berlin); Dabei ist ein Smoking für Lisa, die unter den Schiebern in der Roten Mühle zu -e ist (sich dort aufhält u. auskennt), wahrhaftig nichts Neues (Remarque, Obelisk 292); der Brauch des Osterreitens ist in der Lausitz zu Haus[e] (wird dort gepflegt; ist dort üblich; kommt von dort); Ob Literatur oder Journalismus, Theater oder Film - sie war überall zu -e (kannte sich überall bestens aus; Reich-Ranicki, Th. Mann 181); ich bin für niemanden/für dich bin ich immer zu Haus[e] (zu sprechen); der Verein spielt, tritt am Samstag zu Haus[e] (Sport Jargon; auf dem eigenen Platz; vor einheimischem Publikum) [zum Wettkampf] an; *das H. hüten (aus irgendeinem Grund nicht mit andern nach draußen gehen [können], zu Hause bleiben [müssen]); jmdm. das H. einrennen/einlaufen (ugs.; jmdn. ständig wegen einer Sache zu Hause aufsuchen u. bedrängen); jmdm. ins H. schneien/geschneit kommen (ugs.; überraschend, unerwartet jmdn. besuchen, bei jmdm. auftauchen); auf einem bestimmten Gebiet/in etw. zu -e sein (ugs.; sich mit, in etw. genau auskennen; mit, in etw. gut Bescheid wissen); mit etw. zu -e bleiben (ugs.; etw. für sich behalten; jmdn. mit der Mitteilung einer Belanglosigkeit verschonen): bleib du mit deinen Weisheiten lieber zu -e!; ∙ wie unangenehm wird es ihn überraschen, wenn er hört, ich sei in dieser Nacht nicht zu -e (nach Hause) gekommen (Hauff, Jud Süß 399). 2. a) (ugs.) Gesamtheit der Hausbewohner: das H. war vollzählig versammelt; das ganze H. lief zusammen, rannte auf die Straße; b) Gesamtheit von Personen, die sich in einer bestimmten Funktion in einem bestimmten ↑Haus (1 b) aufhalten, dort tätig sind: das Hohe H. (Parlament); die beiden Häuser (Kammern) des Parlaments; er hatte alle Geschäftsfreunde seines -es (seiner Firma) geladen; dass der ... Nachfolger Samuel Fischers ... ihn, den ... prominentesten Autor des -es (Verlags), schlechterdings übervorteilen wollte (Reich-Ranicki, Th. Mann 15); das ganze H. (gesamte Theaterpublikum) klatschte begeistert Beifall; c) (geh.) Familie: ein gastliches, bürgerliches, angesehenes H.; ich wünsche Ihnen und Ihrem Haus[e] alles Gute; sie kommt aus bestem -e; ... ihren Besuch, der den Nebenzweck hatte, Ulrich wieder für ihr H. zu gewinnen (Musil, Mann 308); er ist nicht mehr Herr im eigenen H. (hat in der Familie nichts mehr zu sagen); er verkehrt in den ersten Häusern (angesehensten Familien) der Stadt; (in Grußformeln am Briefschluss:) herzliche Grüße, mit den besten Grüßen von H. zu H.; *von Haus[e] aus (1. von der Familie her: von H. aus ist er sehr begütert; Und Arleq ..., von Haus aus gut katholisch [Fries, Weg 36]. 2. seit jeher, von Natur aus: Sie bringen von Haus aus für viele Fragen den notwendigen Sachverstand mit [Fraenkel, Staat 282]. 3. ursprünglich, eigentlich: von Hause aus heißt er einfach Guha, hat sich aber den asketischen Namen Kamadamana beigelegt [Th. Mann, Tod u. a. Erzählungen 146]); d) Haushalt, Wirtschaft, Hauswesen einer Familie: jmdm. das H. besorgen; ein großes H. führen (häufig Gäste haben u. sie aufwendig bewirten); Meine Eltern machten, wie man sagt, ein ziemliches H. (gaben oft Gesellschaften; Katia Mann, Memoiren 11); jmdn. ins H. nehmen; *H. und Herd (eigener Hausstand); [mit etw.] H. halten ([mit etw.] sparsam wirtschaften; mit etw. sparsam, haushälterisch umgehen; mhd. hūs halten = das Haus bewahren): mit dem Wirtschaftsgeld, den Vorräten H. halten müssen; er hielt mit seinen Kräften nicht H. (teilte sie sich nicht ein); sein/das H. bestellen (geh.; vor einer längeren Abwesenheit, vor dem Tode seinen Besitz, seine Angelegenheiten ordnen; ein Testament machen; nach Jesaja 38, 1). 3. Dynastie, [Herrscher]geschlecht: das H. Davids; ein Angehöriger des -es Habsburg; das H. Rothschild; Ist er (= Kaspar Hauser) wirklich der Prinz aus regierendem -e, den ruchlose Verwandte in der Wildnis ausgesetzt haben? (K. Mann, Wendepunkt 134); sie stammt vom kaiserlichen -e ab. 4. (ugs. scherzh.) Person, Mensch: er ist ein fideles, gemütliches H.; wie gehts, altes H. (alter Freund) ?; er ist schon ein tolles H. (ein verrückter, überspannter Kerl); ... mit einem Archivrat der Kasseler Landesbibliothek, einem ungemeinen gelehrten H. (Zeller, Amen 121). 5. (Astrol.) a) Tierkreiszeichen in seiner Zuordnung zu einem Planeten; b) einer der zwölf Abschnitte, in die der Tierkreis eingeteilt ist: Im H. des Aszendenten stieg die Waage auf ... Neptun bezog das zehnte, das H. der Lebensmitte ... Saturn war es, der im dritten H. in Opposition zu Jupiter mein Herkommen infrage stellte (Grass, Blechtrommel 51).

Universal-Lexikon. 2012.