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Schnecken
Schnecken,
 
Bauchfüßer, Gastropoda, mit etwa 110 000 Arten weltweit im Meer, Süßwasser und auf dem Land verbreitete Schalenweichtiere; Schalenlänge 0,1-60 cm, Körperlänge bis maximal 1 m. Der Körper der formenreichen Tiere ist vielfach gegliedert in den mehr oder weniger abgesetzten Kopf, mit Tentakeln, Mundöffnung und Augen, die alle Übergänge vom offenen Grubenauge bis zum hoch entwickelten Linsenauge zeigen; den Fuß mit der scheibenförmigen, der Fortbewegung dienenden Kriechsohle, und den Mantel, einer Hautfalte, die den bruchsackartigen Eingeweidesack umhüllt, zu einem Atemrohr (Sipho) ausgezogen sein kann und eine Kalkschale abscheidet, die auch teilweise rückgebildet sein oder völlig fehlen kann (z. B. bei Nacktschnecken). Zwischen Körper und Schale liegt die Mantel- beziehungsweise Atemhöhle, mit den Kiemen (bei den Lungenschnecken durch leistenförmige Blutbahnen der Mantelhöhlenwand ersetzt), einem chemischen Sinnesorgan (Osphradium) und den Ausführgängen von Nieren, Darm und Geschlechtsorganen.
 
Der Körper kann durch einen vom Fuß zur Schalenspindel ziehenden Spindelmuskel meist ganz in die Schale zurückgezogen und die Schalenöffnung (v. a. bei den Vorderkiemern) durch einen auf dem Fuß liegenden Deckel (Operculum) verschlossen werden. Das Auskriechen erfolgt hydraulisch, die Fortbewegung durch Kontraktionswellen der Muskulatur der Kriechsohle, wodurch diese kaum merklich vom Untergrund abgehoben wird.
 
Während der Entwicklung vieler Schnecken windet sich der Mantel-Eingeweidesack-Komplex gemeinsam mit der Schale (nicht z. B. bei den Napfschnecken) spiralig auf (meist rechtsgewunden). Zusätzlich dreht er sich um 90-180º, sodass die ursprünglich hinten liegende Mantelhöhle nach rechts beziehungsweise kopfwärts zu liegen kommt. Das führt (v. a. bei den Vorderkiemern) zur Überkreuzung der Längsnervenstränge (Chiastoneurie).
 
Die meist pflanzliche Nahrung wird mit der in einer Tasche der Mundhöhle liegenden Raspelzunge (Radula) aufgenommen. Daneben gibt es auch räuberische (z. B. die Kegelschnecken mit stilettförmigen Radulazähnen zum Einspritzen von Gift in die Beute), Aas fressende und einige parasitäre Arten.
 
Schnecken sind meist Zwitter mit kompliziert gestalteten unpaaren Geschlechtsorganen. Die Begattung findet wechselseitig statt, oft mit einem an der rechten Kopfseite sitzenden Penis. Die Entwicklung verläuft bei den im Meer lebenden Schnecken über die planktonische Veligerlarve, bei den Süßwasser- und Landschnecken direkt.
 
Die Einteilung der Schnecken erfolgt konventionell nach Ausbildung und Lage der Kiemen in die künstlichen Gruppen Vorderkiemer (Prosobranchia), Hinterkiemer (Opisthobranchia) und Lungenschnecken (Pulmonata). - Fossil sind seit dem Kambrium etwa 15 000 Arten bekannt; am ursprünglichsten sind die Vorderkiemer, und zwar ausschließlich marine Formen; im Süßwasser und an Land lebende Formen sowie Hinterkiemer und Lungenschnecken sind erst seit dem Karbon nachgewiesen.
 
Literatur:
 
Weichtiere, bearb. v. R. Fechter u. a. (1990);
 G. Lindner: Muscheln u. S. der Weltmeere (41994);
 H. Debelius: Schneckenführer Indopazifik (1997).

Universal-Lexikon. 2012.