Hohenzọllern,
1) der, auch Hohenzọller, Zọller, Burg auf dem Kegel des Zollerbergs (855 m über dem Meeresspiegel) am Rand der Schwäbischen Alb, südlich von Hechingen. Stammburg des Geschlechts der Hohenzollern; wohl 11. Jahrhundert, 1423 zerstört, 1454-61 wieder aufgebaut, vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618-48) zur Festung ausgebaut, nach 1771 verfallen, unter König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1850-67 von F. A. Stüler in neugotischem Stil erbaut. Sie war von 1952 bis zur Umbettung nach Potsdam (1991) Grabstätte Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs II., des Großen (Hohenzollern-Museum, Hohenzollernsche Landessammlungen); vom Vorgängerbau ist die Michaelskapelle (1454-61) erhalten.
2) Bezeichnung für die ehemaligen Fürstentümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen (Hohenzollern, schwäbische Linie). Sie wurden 1849 durch Staatsvertrag vereinigt und kamen als Provinz an Preußen, wo sie zugleich den von der Rheinprovinz aus verwalteten Regierungsbezirk Sigmaringen bildeten. 1945 wurde Hohenzollern dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt; 1951 kamen die beiden hohenzollernschen Kreise Hechingen und Sigmaringen aufgrund der Volksabstimmung an das Land Baden-Württemberg. Hohenzollern reichte als schmaler Landstreifen knieförmig vom oberen Neckar bei Horb über die Schwäbische Alb und die obere Donau bis ins Bodenseevorland.
Als preußischer Regierungsbezirk (quasi im Rang einer Provinz) erhielten die hohenzollernschen Lande 1880 ein eigenes Wappen auf der Grundlage des Wappens des Hauses Hohenzollern, das 1928 aller monarch. Hoheitszeichen entkleidet worden war; nach dem Vorbild des Wappens der Rheinprovinz nahm sie den preußischen Adler in einem silbernen Schildhaupt über dem silbernschwarz gevierten Feld als Wappen an.
Hohenzọllern,
deutsches Herrschergeschlecht, nach dem die Burg Hohenzollern vermutlich ihren Namen erhielt. Als Stammvater gilt Friedrich von Zollern (✝ 1125), 1111 in den Grafenstand erhoben, mit dem Schwabenherzog Friedrich I. von Staufen (* um 1050, ✝ 1105) verwandt. Graf Friedrich III. (✝ 1201), Vertrauter der Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa und Heinrich VI., erhielt durch Heirat 1191 die Burggrafschaft Nürnberg und nannte sich als Burggraf Friedrich I. Seine Söhne teilten um 1227 den Besitz: Konrad I. (✝ 1260/61) erhielt die Burggrafschaft Nürnberg, Friedrich IV. (✝ 1251/55) die schwäbischen Stammgüter. So entstanden die fränkische (seit der Reformation evangelische) und die schwäbische (katholische) Linie der Hohenzollern.
Fränkische Linie:
Burggraf Friedrich III. von Nürnberg (1273-97) erwarb Bayreuth (endgültig 1260) und Kulmbach; sein Sohn, Burggraf Friedrich IV. (1300-32), kaufte die Stadt Ansbach (1331; Grundstein für das spätere Doppelterritorium Ansbach[-Bayreuth]). Sein Enkel, Burggraf Friedrich V. (* 1333, ✝ 1398), wurde 1363 von Kaiser Karl IV. in den Reichsfürstenstand erhoben (als Markgraf zu Ansbach: Friedrich I.); er bestimmte, dass der Besitz der fränkischen Hohenzollern nur in zwei Gebiete, das Oberland (»ob dem Gebirg«, Kulmbach, seit 1604/62 Bayreuth, Hof mit dem Vogtland) und das Unterland (»unter dem Gebirg«; Ansbach), geteilt werden durfte. Durch die Teilung (1403) zwischen seinen Söhnen erhielt Burggraf Johann III. (* um 1369, ✝ 1420) das Oberland; doch fiel es nach seinem Tod an seinen Bruder, Burggraf Friedrich VI. (seit 1397), der das Unterland besaß. Dieser erlangte außerdem 1415/17 von Kaiser Siegmund das Kurfürstentum Brandenburg (als Kurfürst: Friedrich I. [bis 1440]). Kurfürst Albrecht III. Achilles (1470-86), der dritte Sohn Friedrichs I., machte 1473 durch die Dispositio Achillea die fränkischen Fürstentümer zu einer Sekundogenitur des Kurhauses Brandenburg. Demnach wurde 1486 sein ältester Sohn Johann Cicero Kurfürst, Friedrich V., der Alte (* 1460, ✝ 1536), Markgraf von Ansbach und Siegmund (* 1468, ✝ 1495) Markgraf von Kulmbach. In Ansbach und Bayreuth regierte 1486-1603 die ältere fränkische, 1603-1791 (Abtretung an Preußen) die jüngere brandenburgische Linie (1806 mit Markgraf Alexander erloschen). Die brandenburgischen Hohenzollern (Kurlinie) erreichten 1701 unter Kurfürst Friedrich III. die Erhebung zu Königen »in« (seit 1772 von) Preußen (als König: Friedrich I.); v. a. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640-88), sowie König Friedrich Wilhelm I. (1713-40) und Friedrich II., der Große (1740-86), machten Brandenburg-Preußen zur europäischen Großmacht. Seit Wilhelm I. waren die preußischen Könige auch Deutsche Kaiser (1871-1918).
Schwäbische Linie:
Graf Eitel Friedrich II. (✝ 1512) erwarb 1495 das Reichskammerrichteramt, 1504 das Reichserbkämmereramt, ferner 1497 die Herrschaft Haigerloch. Sein Enkel, Graf Karl I. (* 1516, ✝ 1576), gewann 1534 die österreichischen Lehengrafschaften Sigmaringen und Veringen, 1552 die Herrschaft Wehrstein. Dessen Söhne, Eitel Friedrich IV. (* 1545, ✝ 1605) und Karl II. (* 1547, ✝ 1606), stifteten die Linien Hohenzollern-Hechingen (die eigentliche alte Grafschaft Hohenzollern mit der Stammburg) und Hohenzollern-Sigmaringen (Sigmaringen, Veringen und Haigerloch). Beide Linien erhielten 1623 die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium; 1803/06 entgingen sie der Mediatisierung und konnten ihr Territorium vergrößern. Mit der Abdankung zugunsten des Königs von Preußen (7. 12. 1849 kamen beide Fürstentümer an Preußen, mit dem seit 1695 Erbverträge bestanden (bis 1945 preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen; 1945 zu Württemberg-Hohenzollern, 1951 an Baden-Württemberg). Die Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 mit Graf Friedrich Wilhelm aus. Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen (1848/49) nannte sich nun Fürst von Hohenzollern und war 1858-62 preußischer Ministerpräsident. Sein ältester Sohn, Fürst Leopold (* 1835, ✝ 1905), wurde bekannt durch die Thronkandidatur« in Spanien (1870). Der zweite Sohn, Karl, wurde 1866 Fürst, 1881 König von Rumänien (als Karl I.); ihm folgten sein Neffe Ferdinand I. und dessen Sohn und Enkel (bis 1947).
P. Mast: Die H. in Lebensbildern (Graz 1988);
T. Stamm-Kuhlmann: Die H. (1995);
W. Neugebauer: Die H., auf mehrere Bde. ber. (1996 ff.).
Universal-Lexikon. 2012.