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Jün|ger ['jʏŋɐ], der; -s, -, Jün|ge|rin ['jʏŋərɪn], die; -, -nen:(einem religiösen oder wissenschaftlichen Lehrer) ergebener Schüler bzw. ergebene Schülerin; Anhänger, Anhängerin einer Religion oder Wissenschaft o. Ä.:
die zwölf Jünger Christi; sie ist eine Jüngerin der postmodernen Kunst.
Zus.: Kunstjünger, Kunstjüngerin.
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jụ̈n|ger 〈Adj.〉
1. 〈Komp. von „jung“〉
1.1 weniger Jahre zählend, später geboren
1.2 später, der Gegenwart näher liegend
2. ziemlich jung
● Hans Holbein der Jüngere; lauf und hol mir meine Tasche, du hast \jüngere Beine; mein \jüngerer Bruder; eine \jüngere Dame möchte Sie sprechen!; die \jüngere Steinzeit ● sein: er ist um zwei Jahre \jünger als ich; ich bin zehn Jahre \jünger als er; aussehen: er sieht \jünger aus, als er ist ● in \jüngeren Jahren
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jụ̈n|ger <Adj.>:
1. <absoluter Komp.> das mittlere Lebensalter noch nicht od. gerade erreicht habend:
der Abgeordnete ist ein -er Mann;
die Direktorin war noch j.
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I Jünger,
Religionsgeschichte: einem religiösen Meister zugeordnete Schüler, die in unterschiedlicher Form und Strenge an dessen Weisungen gebunden sind; im Gegensatz zum Verhältnis Lehrer-Schüler steht die persönliche Bindung zwischen Meister und Jünger im Vordergrund. - Im Neuen Testament werden genannt (Markus 2, 18): die Jünger von Johannes dem Täufer, die Jünger der Pharisäer und die Jünger Jesu; zu Letzteren gehören auch die zwölf Apostel. Nach Jesu Tod wurde Jünger zur Bezeichnung für alle, die in der Nachfolge Christi stehen.
II
Jụ̈nger,
1) Ernst, Schriftsteller, * Heidelberg 29. 3. 1895, ✝ Riedlingen 17. 2. 1998, Bruder von 2); ging 1913 als Gymnasiast zur Fremdenlegion; war im Ersten Weltkrieg Freiwilliger (Orden »Pour le mérite«). Nach Kriegsende blieb Jünger zunächst bis 1923 bei der Reichswehr und studierte dann Zoologie und Philosophie in Leipzig und Neapel; seit 1926 freier Schriftsteller. Im Zweiten Weltkrieg war Jünger als Offizier meist in Paris, seit 1941 im Stab des deutschen Militärbefehlshabers in Frankreich; nach dem 20. 7. 1944 Entlassung aus der Armee wegen »Wehrunwürdigkeit«. Aus seiner im Ersten Weltkrieg gewonnenen Gesinnung eines »heroischen Nihilismus«, der Kampf, »Blut«, Grauen als Erlebnis feiert - wie z. B. in der Tagebuchskizze »In Stahlgewittern« (1920) und im Essay »Der Kampf als inneres Erlebnis« (1922) -, entwickelte Jünger den Mythos eines modernen Menschen, der die Herausforderungen einer ewig kriegerischen Zeit annimmt und so auch (im Unterschied zu altpreußischen Idealen) die moderne Technik bejaht (»Der Arbeiter«, 1932, Abhandlung). Jünger war kein Nationalsozialist, wurde aber zum repräsentativen Ideologen einer antidemokratischen Rechten. In seinen Bemühungen um die philosophische Analyse der Zeit wechselte er immer wieder seinen geistigen Standpunkt. Hier liegt u. a. der Grund für die bis heute andauernde Polemik um Jünger. In seinen Werken, die er oft mehrmals überarbeitete, verschmolz er die Einflüsse von F. Nietzsche, des Ästhetizismus und Symbolismus in einen Stil kühler Präzision von hoher Chiffrenhaftigkeit: Die Erzählung »Auf den Marmorklippen« (1939) wurde vielfach als Zeugnis inneren Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime gedeutet. In der Folgezeit war Jünger bemüht, die Beziehung von Individuum und Macht, Natur und Technik zu ergründen, in deren Missverhältnis er die Tragik der Moderne sieht. Der (utopische) Roman »Heliopolis« (1949) spiegelt ein Weltmodell, das vom ständigen Kampf zwischen seelenloser Technik beziehungsweise Bürokratie und der Ordnung einer aristokratischen Zivilisation bestimmt ist. Neben den symbolischen und utopischen Werken der Spätzeit stehen immer wieder Reiseberichte und Tagebücher, die seine Jahrhunderterfahrung begleiten.
Weitere Werke: Essays, Tagebücher, Aphorismen: Die totale Mobilmachung (1931); Geheimnisse der Sprache (1939); Gärten und Straßen (1942); Der Friede (1949); Strahlungen (1949); Das Sanduhrbuch (1954); An der Zeitmauer (1959); Annäherungen. Drogen und Rausch (1970); Autor und Autorschaft (1984); Zwei Mal Halley (1987); Die Schere (1990).
Erzählungen: Feuer und Blut (1925); Afrikanische Spiele (1936); Besuch auf Godenholm (1952); Gläserne Bienen (1957); Die Zwille (1973).
Romane: Eumeswil (1977); Eine gefährliche Begegnung (1985).
Ausgaben: Sämtliche Werke, 18 Bände (1978-83, teilweise Nachdruck); Siebzig verweht, 4 Bände (1-31981-95).
W. Kaempfer: E. J. (1981);
E. J. Leben u. Werk in Bildern u. Texten, hg. v. H. Schwilk (1988);
E. J., hg. v. H. L. Arnold (1990);
N. Dietka: E. J. - vom Weltkrieg zum Weltfrieden (1994);
2) Friedrich Georg, Schriftsteller, * Hannover 1. 9. 1898, ✝ Überlingen 20. 7. 1977, Bruder von 1); zunächst Anwalt; danach seit 1926 freier Schriftsteller in Berlin, dem Kreis um E. Niekisch verbunden; seit Mitte der 30er-Jahre in Überlingen. Als Lyriker von hohem Traditionsbewusstsein und dem Lebensgefühl der Dichtung der klassischen Antike, ferner F. G. Klopstock, J. C. F. Hölderlin und S. George verbunden. Jüngers humanistische Geisteshaltung prägte auch sein essayistisches Werk, in dem er zu ästhetischen, kulturphilosophischen und zeitkritischen Problemen Stellung nahm und v. a. die zunehmende Technisierung und Bürokratisierung der Gesellschaft als inhuman ablehnte.
Werke: Lyrik: Gedichte (1934); Der Taurus (1937); Der Westwind (1946); Es pocht an der Tür (1968); Im tiefen Granit. Nachgelassene Gedichte, herausgegeben von C. Jünger (1983).
Erzählung: Kreuzwege (1960).
Autobiographie: Spiegel der Jahre (1958).
Essays: Die Perfektion der Technik (1946); Sprache und Denken (1962).
Ausgabe: Werke, herausgegeben von C. Jünger, 12 Bände (1978-87).
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Jụ̈n|ger, der; -s, - [mhd. junger, ahd. jungiro = Lehrling, Schüler, subst. Komp. zu ↑jung]: 1. einer aus dem zunächst aus zwölf Männern bestehenden Kreis von Schülern, Anhängern Jesu, die von diesem berufen wurden u. in seinem Auftrag als Apostel das Evangelium verkündeten: die zwölf J.; die J. Petrus und Johannes. 2. (geh.) überzeugter Anhänger einer Person, Sache: Beide sind sie ... rücksichtslose J. Machiavellis (St. Zweig, Fouché 130); Sekretär Courrèges aber, ein echter J. seines Meisters (Werfel, Bernadette 420); ein J. der Wissenschaft, der Kunst; (oft spött.:) der Professor betrat den Hörsaal, gefolgt von seinen [treuen] -n.
Universal-Lexikon. 2012.