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Metz
I
Mẹtz
 
[französisch mɛs], Stadt in Frankreich, Hauptstadt der Region Lothringen und Verwaltungssitz des Départements Moselle, zu beiden Seiten der Mosel am Fuß der Moselhöhen, 173 m über dem Meeresspiegel, 119 600 Einwohner; katholischer Bischofssitz, Universität (1971 gegründet), staatliche Hochschule für Ingenieure, Musikhochschule, Museen, Theater, botanischer Garten; internationale Messe. Metz ist Handelszentrum für landwirtschaftliche Erzeugnisse (Wein u. a.) sowie das Finanz- und Handelszentrum der lothringischen Eisen- und Stahlindustrie; metallurgische und Autoindustrie, Haushaltswaren-, Elektro-, Bekleidungs-, Tabak- und Nahrungsmittelindustrie, Großbrauereien, Erdölraffinerie. Flusshafen (Schiffe bis 1 500 t); Flugplatz.
 
Stadtbild:
 
Zahlreiche mittelalterliche Bauwerke, so v. a. die gotische Kathedrale Saint-Étienne (Neubau 1220 begonnen, 1540 geweiht) mit Glasmalereien des 13.-16. Jahrhunderts sowie des 20. Jahrhunderts, u. a. von M. Chagall, Saint-Vincent (Neubau des 13./14. Jahrhunderts, Fassade 18. Jahrhundert), Saint-Eucaire (13., 14., 15. Jahrhundert) und Saint-Martin (auf römischem Mauerwerk im 13. Jahrhundert begonnen, mit zweigeschossigem Westbau). Im Bereich der Zitadelle (im 16. Jahrhundert angelegt) liegen Saint-Pierre-aux-Nonnains (im 7. Jahrhundert in einem spätrömischen Hallenbau gegründet, im 10., 13. und 15. Jahrhundert verändert; die merowingischen Chorschrankenreliefs befinden sich heute im Museum) und die Templerkapelle (achteckiger Zentralbau des 12. Jahrhunderts). Das viergeschossige Hôtel Saint-Livier (12./13. Jahrhundert, im 16. und 17. Jahrhundert verändert; heute Konservatorium), auf dem höchsten Punkt der Stadt gelegen, ist ursprünglich einer der Geschlechtertürme des Stadtadels. An der Place Saint-Louis Häuser (14.-18. Jahrhundert) mit Laubengängen. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung (durch Vauban Ende des 17. Jahrhunderts, dann im 19. Jahrhundert neu befestigt) blieb v. a. das Deutsche Tor (Porte des Allemands, 13. und 15. Jahrhundert) erhalten. Im 18. Jahrhundert entstand an der Kathedrale als neues Stadtzentrum der Paradeplatz »Place d'Armes« (nach Plänen von J. F. Blondel, 1764) mit dem Rathaus (1766-81). Das klassizistische Arsenal wurde bis 1989 von L. R. Bofill zu einem Kulturzentrum umgebaut; auf der Moselinsel Theater (1738-51) und Präfektur (1739-43). Das Museum umfasst u. a. eine Altertumssammlung in den römischen Thermen, eine Sammlung mittelalterlicher Skulpturen im Getreidespeicher und eine Gemäldegalerie.
 
Geschichte:
 
Vorrömischer Siedlungskern ist der seit der Hallstattzeit besiedelte Hügel nordöstlich der Kathedrale. In gallischer Zeit war Metz als Divodurum Hauptort der keltischen Mediomatriker. Unter den Römern hieß der wichtige Straßenkreuzpunkt daher auch Mediomatricum, später Mẹttis. In fränkischer Zeit war Metz zeitweise Hauptstadt Austrasiens und ein beliebter Aufenthaltsort der Karolinger. Bei den karolingischen Teilungen kam Metz an Lotharingien und mit diesem an das Ostfränkische (später Heilige Römische) Reich. Seit dem späten 12. Jahrhundert löste es sich aus der Abhängigkeit der Bischöfe, die ihre Residenz nach Vic verlegen mussten, und stieg zur Reichsstadt auf. Durch das Übergreifen des städtischen Magistrats auf das Umland (Pays Messin) entstand ein reichsstädtisches Territorium, das allen Angriffen der Herzöge von Lothringen widerstand. Den Vereinbarungen von Chambord folgend, besetzte Heinrich II. von Frankreich 1552 Metz, dessen Rückeroberung durch Kaiser Karl V. scheiterte (Belagerung von Oktober 1552 bis Januar 1553). Der Westfälische Frieden 1648 bestätigte Frankreich den Besitz. Metz wurde nun Hauptstadt der französischen Provinz Drei Bistümer (Trois évêchés), die die ehemaligen bischöflichen Territorien von Metz, Toul und Verdun umfasste, und starke Festung (Belagerungen 1814 und 1815).
 
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde in Metz das Gros der französischen Rheinarmee unter Marschall F. A. Bazaine nach den Schlachten von Colombey-Nouilly (14. 8.), Vionville und Mars-la-Tour sowie Gravelotte-Saint-Privat am 19. 8. 1870 von deutschen Truppen unter Prinz Friedrich Karl von Preußen eingeschlossen. Nachdem ein Ausfall aus der damals nach Paris größten französischen Lagerfestung am 31. 8. gescheitert war (Schlacht von Noisseville), verschlechterte sich in den folgenden Wochen die Versorgungslage der französischen Truppen zunehmend. Am 27. 10. kapitulierte Bazaine, 173 000 französische Soldaten gerieten in Gefangenschaft. - Als Hauptstadt des Bezirks Lothringen gehörte Metz 1871-1918 und 1940-44 zum Deutschen Reich.
 
Literatur:
 
G. Zeller: La réunion de M. à la France, 1552 à 1648, 2 Bde. (Paris 1926);
 
La cathédrale de M., hg. v. M. Aubert (ebd. 1931);
 M. Toussaint: M. à l'époque gallo-romaine (Metz 1948);
 J. Schneider: La ville de M. aux XIIIe et XIVe siècles (Nancy 1950);
 O. Oexle: Die Karolinger u. die Stadt des hl. Arnulf (1967);
 R. Bour: Histoire de M. (Neuausg. Metz 1985);
 Margit Müller: Am Schnittpunkt von Stadt u. Land. Die Benediktinerabtei St. Arnulf zu M. im hohen u. späten MA. (1993).
 
II
Mẹtz,
 
Johann Baptist, katholischer Theologe, * Welluck (heute zu Auerbach in der Oberpfalz) 5. 8. 1928; seit 1963 Professor für Fundamentaltheologie in Münster; seit 1993 auch Gastprofessor für Religionsphilosophie und Weltanschauungslehre in Wien. Metz, der als einer der profiliertesten katholischen Theologen im deutschen-sprachigen Raum gilt, beschäftigt sich v. a. mit den geschichtlichen und politischen Dimensionen des christlichen Glaubens und begründete eine eschatologisch-gesellschaftskritisch ausgerichtete politische Theologie.
 
Werke (Auswahl): Christliche Anthropozentrik (1962); Zur Theologie der Welt (1968); Glaube in Geschichte und Gesellschaft (1977); Jenseits bürgerlicher Religion (1980); Zukunftsfähigkeit (1987, mit F. X. Kaufmann).
 
Herausgeber: Die Theologie der Befreiung. Hoffnung oder Gefahr für die Kirche (1986); Lateinamerika und Europa (1988).

Universal-Lexikon. 2012.