Da|ges|tan, der; -, - [nach Dagestan, einem Gebiet am Kaspischen Meer]:
geknüpfter Teppich aus Schafwolle mit geometrischen Mustern.
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Dagestạn
[türkisch-persisch »Land der Berge«], amtlich Republik Dagestan, Teilrepublik der Russischen Föderation in Kaukasien, 50 300 km2, (2000) 2,15 Mio. Einwohner, Hauptstadt ist Machatschkala. - Das Gebiet umfasst die teilweise verkarstete, durch tiefe, cañonartige Täler zerschnittene Nordostabdachung des Großen Kaukasus zwischen Diklosmta (4 285 m über dem Meeresspiegel) im Westen und Basardjusju (4 466 m über dem Meeresspiegel) im Osten bis zur schmalen Küstenniederung am Kaspischen Meer, außerdem im Norden einen Teil der Kaspischen Senke (bis zur Kuma) mit der Nogaier Steppe, dem Sulak- und dem großen Terek—Delta. Die Niederungen haben ein trockenes, sommerheißes Klima (Temperaturmittel im Juni 24 ºC, im Januar 1,4 bis —3 ºC; Jahresniederschlagsmenge 200-300 mm). In Dagestan leben etwa 35 Völkerschaften, die v. a. zur Nordostgruppe der kaukasischen Völker und Sprachfamilie, aber auch wie die Kumücken und Nogaier zu den Turkvölkern gehören. Nach der Volkszählung von 1989 waren von den Bewohnern 28 % Awaren, 15,6 % Darginer, 12,8 % Kumücken, 11 % Lesgier, 9,2 % Russen, 5 % Laken, jeweils 4 % Tabassaraner und Aserbaidschaner, 1,6 % Nogaier und 8,8 % Angehörige anderer Nationalitäten. In der Landwirtschaft überwiegen Wein- und Obstbau (in geschützten Tälern und an Gebirgsflanken), Gemüse-, Getreideanbau sowie Schafzucht; für den Anbau ist größtenteils Bewässerung notwendig. An der Küste werden Erdöl und Erdgas gefördert. Die Industrie konzentriert sich in der Hafenstadt Machatschkala und Derbent. Hauptzweige sind Maschinenbau, chemische, Baustoff- und Nahrungsmittelindustrie. Der Niedergang der Rüstungsindustrie, die etwa ein Viertel der Industrieproduktion ausmacht, sowie der Übergang zur Marktwirtschaft verursachen in den Städten große soziale Probleme (hohe Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Verarmung der Bevölkerung). In ländlichen Gebieten in Heimarbeit Teppichknüpferei. Geschichte: Der südliche Teil des Gebiets von Dagestan wurde im 3. Jahrhundert n. Chr. von den Sassaniden unterworfen, ein Küstenstreifen im 4. Jahrhundert von den Hunnen. Im 7. Jahrhundert fiel das dagestanische Flachland an das Chasarenkhaganat. Im 7. /8. Jahrhundert eroberten die Araber das Land und führten dort den Islam ein. Mitte des 11. Jahrhunderts bemächtigten sich die Seldschuken eines Großteils von Dagestan, in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts fielen die Mongolen ein (Angliederung an das Reich der Goldenen Horde). Mehrere schon im Mittelalter entstandene Kleinreiche (u. a. Khanat der Awaren, Usmijat der Kaitaken, Schamchalat der Laken, Maasumat der Tabassaraner) erlebten seit dem 16. /17. Jahrhundert ihre Blütezeit. Seit dem 16. Jahrhundert war Dagestan ein Streitobjekt zwischen dem Osmanischen Reich, Persien und Russland, dessen Kosaken in die Terek-Region vordrangen. Das Khanat der Awaren wurde 1803 russisches Protektorat. Mit dem russisch-persischen Vertrag von Gulistan (1813) fiel Dagestan an Russland. Der Abwehrkampf der Bergvölker Dagestans gegen die russische Expansion erreichte unter Imam Schamil 1834-59 seinen Höhepunkt. Dem Awaren Schamil gelang es, die Völker Dagestans und Tschetscheniens unter dem Einfluss des Muridismus für den »heiligen Krieg« (»Ghazawat«) gegen Russland zu einen und sie in einem weitgehend autarken Staat (theokratisches Imamat) zusammenzufassen. Auch nach dem russischen Sieg über Schamil (1859 Gefangennahme) setzten die Völker Dagestans ihren Befreiungskampf fort (u. a. 1877/78 gemeinsame Erhebung mit den Tschetschenen); den während des russischen Bürgerkriegs 1920 ausgebrochenen und vom sufitischen »Nakschbandi«-Orden geführten muslimischen Aufstand unterdrückte die Rote Armee (Beendigung der Kämpfe erst 1928). Am 20. 1. 1921 wurde die »Dagestanische ASSR« im Rahmen der RSFSR gegründet. Ende der 20er-Jahre setzte eine verstärkte Verfolgung der muslimischen Religion ein, die jedoch fest in der Bevölkerung verankert blieb. Unter der Herrschaft Stalins siedelte man auf dem Gebiet der 1944 deportierten Tschetschenen Bevölkerung aus Dagestan an, die nach der »Rehabilitierung« der Tschetschenen 1957 erneut umgesiedelt wurde. Im Gefolge der sowjetischen Politik der Perestroika und des Zerfalls der UdSSR (1991) formierten sich auch in Dagestan verschiedene Nationalbewegungen (u. a. die Organisation »Tenglik« [»Gleichheit«] der Kumücken, die Volksbewegung »Sadwal« [»Einheit«] der Lesgier), die sich v. a. gegen das Übergewicht der Awaren (politisch vertreten durch die »Schamil-Volksfront«) in den bestehenden Machtstrukturen wandten und Forderungen nach Souveränität ihrer Völker erhoben. Aufgrund der vielfältigen ethnischen Gliederung Dagestans, das den Namen Republik Dagestan annahm und am 31. 3. 1992 den Föderationsvertrag mit Russland unterzeichnete, entstanden zahlreiche, besonders vom Streit um Verfügungsrechte über den knappen Boden bestimmte Konfliktpotenziale: u. a. Streben nach größerer administrativer Selbstständigkeit seitens der Kumücken, in deren traditionellem Siedlungsgebiet in der Küstenniederung von den 1950er- bis zu den 1970er-Jahren Awaren, Darginer u. a. Bergvölker angesiedelt worden waren; Forderungen der Lesgier nach Vereinigung ihres durch die Grenzen zwischen der Russischen Föderation und Aserbaidschan getrennten Volkes in einem »Legistan«; Bestreben der Nogaier, ihr zwischen Dagestan, Tschetschenien, Karatschai-Tscherkessien und dem Gebiet Stawropol aufgeteiltes Siedlungsland zu einem autonomen Gebiet zusammenzufassen (»Nogaistan«); Versuche der russischen Kosaken am unteren Terek, sich militärisch-territorial zu reorganisieren und ihre Wohngebiete an Stawropol anzuschließen. Im Januar 1996 war Dagestan von den militärischen Auseinandersetzungen zwischen Tschetschenien und der russischen Zentralregierung betroffen (9./10. 1. blutige Geiselnahme von Einwohnern der Stadt Kisljar durch ein tschetschen. Rebellenkommando, beim Angriff russischer Truppen auf dieses Zerstörung des Grenzortes Perwomajskoje).
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Da|ges|tan, der; -, - [nach Dagestan, einem Gebiet am Kaspischen Meer]: geknüpfter Teppich aus Schafwolle mit geometrischen Mustern.
Universal-Lexikon. 2012.