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Nogaier
Nogaier,
 
1) russisch Nogạjzi, aus den Nachfahren türkisch-mongolischer Nomaden hervorgegangenes Volk im nördlichen Vorland des Großen Kaukasus, Russische Föderation, v. a. in der Nogaiersteppe in Norddagestan, in Tschetschenien, Inguschetien (Kara Nogai), im Osten (Achikulak Nogai) und im Westen der Region Stawropol sowie in Karatschaio-Tscherkessien (Ak-Nogai). Die etwa 75 000 Nogaier sind wohl vorwiegend sunnitische Muslime. Früher Nomaden, gingen sie am Kuban bereits Ende des 18. Jahrhunderts zum Ackerbau über. Die Frauen tragen reichen Schmuck. Die Sprache der Nogaier, das Nogaische, gehört zu den Turksprachen und steht dem Kasachischen und Karakalpakischen nahe. Sie wurde um 1930 Schriftsprache, zunächst mit lateinischen, ab 1938 mit kyrillischen Buchstaben. - Neben der traditionellen, in zahlreichen Motiven gesamttürkischer Volksdichtung entstand um die Mitte des 20. Jahrhunderts auch eine Kunstliteratur, deren Entwicklung jedoch durch die geographische Zersplitterung der Volksgruppe gehemmt wird.
 
Literatur:
 
Russko-nogajskij slovar', hg. v. N. A. Baskakov (Moskau 1956);
 H. W. Brands, in: Ztschr. der Deutsch-Morgenländ. Gesellschaft, Suppl. 1 u. 2 (1969).
 
 2) Nogai-Horde, 1279-1300 und seit dem 15. Jahrhundert selbstständiges Volk der Goldenen Horde in Zentralasien, das sich in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in zwei kleinere Völkerschaften spaltete. Die Große Nogai-Horde wurde 1634 von den Kalmücken aus dem Gebiet zwischen den Flüssen Wolga und Ural auf das rechte Wolgaufer gedrängt. Von ihr stammen die Astrachaner Tataren und die heutigen Nogaier ab. Die Kleine Nogai-Horde wanderte Mitte des 16. Jahrhunderts in das Gebiet zwischen Don und Kuban und breitete sich vom Kaspischen Meer bis zur Donaumündung aus (so die Jedisan zwischen den Unterläufen von Bug und Djnestr), wo sie dem Osmanischen Reich und den Krimtataren untertan wurde. Nach dem Ende des Reiches der Krimtataren (1783) flohen die Angehörigen der Kleinen Nogai-Horde meist auf türkischem Gebiet. Die auf der Krim verbliebenen Nogaier wurden 1944 mit den Krimtataren nach Zentralasien ausgesiedelt. Die heute in der Russischen Föderation lebenden Nogaier erstreben die Schaffung eines zusammengefassten autonomen Gebiets »Nogaistan«.
 

Universal-Lexikon. 2012.