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Kleinplastik
Klein|plas|tik, die (bild. Kunst):
bildhauerische Arbeit von kleinerem Format.

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Kleinplastik,
 
kleinformatige figürliche Erzeugnisse der Bildhauerkunst und des Kunsthandwerks. Kleinplastik gehört zu den frühesten künstlerischen Äußerungen. Venusstatuetten, Idole und Tierplastiken werden seit der Steinzeit in Europa und in außereuropäischen Kulturen v. a. aus Stein, Elfenbein und Terrakotta hergestellt. Kleine Tonplastik kommt auch oft als Grabbeigabe vor, im alten Ägypten z. B. als Dienerfiguren, im China der Hanzeit als Hofstaat en miniature. Auch kleine Götterbilder oder Weihgaben aus Terrakotta waren verbreitet; in der sumerischen und der minoischen Kultur ebenso wie in China fanden sich selbst Haus- und Tempelmodelle. Mit dem Aufkommen von Bronze wurden vielfach künstlerische Kleinbronzen hergestellt. Bronze nahm vielfach einen besonderen Platz in der Kleinplastik ein, jedoch wurden zum Teil auch andere Materialien bevorzugt, in China genoss Jade hohe Wertschätzung, in Ägypten auch für Kleinplastiken Granit, in Syrien Elfenbein. In der buddhistischen Kunst hatte Kleinplastik (aus Bronze, Stein, Holz, Ton oder Stuck) einen hervorragenden Platz inne (Indien, Korea, China, Japan). In der hellenistischen und römischen Kunst lehnte sich die Kleinplastik an die Großplastik an, zeigte aber doch Eigengesetzlichkeiten bei bestimmten öffentlichen Aufgaben (Konsulardiptychen) oder Kleinplastiken für eher private Verwendung.
 
Im Mittelalter entwickelte sich Kleinplastik v. a. in der Holzbildhauerei an Chorgestühl und Schnitzaltar, als Andachtsbild sowie in kleinen Aktfiguren (Luxuria, Adam und Eva). Es wurden Elfenbeinschnitzereien u. a. für Buchdeckel angefertigt, Bildwerke in Blei gegossen, Kruzifixe, Ziborien, Reliquiare u. a. liturgische Gerät aus Edelmetall geschaffen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts griffen italienische Künstler die Gattung der antiken Kleinbronzen auf (Bertoldo di Giovanni, A. del Pollaiuolo, A. Riccio). Im 16. Jahrhundert wurde die Kleinplastik von B. Cellini, Giambologna u. a. zu begehrten Sammelobjekten. Dazu kamen Plaketten und Medaillen (zum Teil als Bleiguss). In Deutschland schuf C. Meit weibliche Aktfiguren und Büsten aus Alabaster, Marmor und Holz, P. Vischer der Jüngere Kleinbronzen. Vom Manierismus gingen der Goldschmied W. Jamnitzer und der Bronzeplastiker H. Gerhard aus. Das 17. Jahrhundert bevorzugte Elfenbeinkleinplastiken, auch Alabasterarbeiten, das 18. Jahrhundert wandte sich Porzellanfiguren und -gruppen zu.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Elfenbeinschnitzerei · Goldschmiedekunst · Jadekunst · Porzellan · Siegel

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Klein|plas|tik, die (bild. Kunst): kleine Plastik.

Universal-Lexikon. 2012.