Au|ver|g|ne [o'vɛrnjə ], die; -:
Region in Frankreich.
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Auvergne
[o'vɛrɲ], Landschaft und historische Provinz, seit 1960 Programmregion in Mittelfrankreich mit den vier Départements Allier, Cantal, Haute-Loire und Puy-de-Dôme; Hauptstadt ist Clermont-Ferrand. Die Auvergne umfasst die höchsten Teile des Zentralmassivs, ein über 600 m hohes kristallines Plateau, dem Vulkanmassive, Einzelvulkane und Lavadecken aufsitzen. Die rd. 30 km lange Chaîne des Puys besteht aus mehr als 60 Vulkankegeln, die durch die Erosion kaum umgestaltet sind, darunter der Puy de Dôme (1 465 m über dem Meeresspiegel). Höchste Erhebung ist der Puy de Sancy (1 886 m über dem Meeresspiegel) im Mont-Dore-Massiv; ausgedehnte Lavafelder in den Monts d'Aubrac. In der Auvergne entspringen viele Flüsse, u. a. die Loire, der Allier, der Lot und die Dordogne. Kennzeichnend sind auch die vielen Seen, zum Teil Kraterseen, zum Teil Lavastauseen. Nach Norden hin öffnet sich die Auvergne im Einbruchsbecken der Limagne. Die Hochflächen der Auvergne sind gekennzeichnet durch ein rauhes, niederschlagsreiches und oft stürmisches Klima. Sie sind seit der Römerzeit weitgehend entwaldet und ermöglichen nur eine kärgliche Landwirtschaft, die früher auf Roggen- und Buchweizenanbau sowie Viehwirtschaft ausgerichtet war. Die Viehwirtschaft wird teilweise bis heute in einer der Almwirtschaft ähnlichen Form betrieben. Ein Großteil der Milcherzeugung dient der Käseherstellung (Saint-Nectaire, Fourme d'Ambert, Bleu d'Auvergne und a). In der klimatisch begünstigten Limagne wird intensiver Weizen- und Zuckerrübenanbau betrieben, in den Hangpartien sogar Weinbau (Chanturgue, Corent, Châteaugay). Früher spielten die Textilindustrie und das Klöppelhandwerk eine wichtige Rolle. Metallverarbeitung, pharmazeutische Industrie und Kohlebergbau sind besonders in der nördlichen Auvergne kennzeichnend. In der bedeutendsten Stadt der Auvergne, Clermont-Ferrand, hat sich seit 1832 die Gummiindustrie entwickelt, heute die bedeutendste in Frankreich. Seit 1945 wird in mehreren Bergwerken Uranerz abgebaut. Im Westteil der Auvergne, besonders im Bereich des Mont-Dore, gibt es bedeutende Wasserkraftwerke. Entlang tektonischer Bruchlinien finden sich Thermalquellen, an denen Heilbäder entstanden sind (z. B. Vichy, La Bourboule, Chaudes-Aigues, Royat). Der Fremdenverkehr entwickelte sich besonders durch den Bau von Wintersportzentren (Le Mont-Dore, Super-Lioran, Super-Besse). Um das Mont-Dore-Massiv wurde ein Naturpark geschaffen.
Die Auvergne, seit dem Paläolithikum besiedelt, war das Land der keltischen Arverner und bildete nach der Unterwerfung durch Caesar eine civitas in der römischen Provinz Aquitanien. 475 wurde das Gebiet, aus dem sich auch das Bistum Clermont (heute Clermont-Ferrand) entwickelte, westgotisch, 506 fränkisch und gehörte seit Beginn des 8. Jahrhunderts als Grafschaft zum Herzogtum Aquitanien. Den Grafentitel führten zeitweise die Grafen von Toulouse und die Grafen von Poitiers, schließlich seit 955/958 eine Dynastie von Vizegrafen (Vicomtes), die 980 den Grafentitel annahmen. Die Teilung der Auvergne um die Mitte des 12. Jahrhunderts machte sich die französische Krone zunutze, der es 1189 gelang, die Auvergne aus der Lehnshoheit des Herzogs von Aquitanien zu lösen und 1210/11 den größten Teil der Besitzungen (die Terre d'Auvergne) zu erobern. Der Grafendynastie verblieben nur zwei kleine Territorien, die Comté d'Auvergne westlich des Allier und, für die andere Linie, die Dauphiné d'Auvergne östlich des Allier, die 1693 an die französische Krone kam. Die Terre d'Auvergne wurde 1360 von König Johann II., dem Guten, zum Herzogtum erhoben, als Apanage für seinen Sohn, den Herzog Jean de Berry, und kehrte 1527 ins Krongut zurück. Die Comté d'Auvergne, 1422 vom Haus de la Tour geerbt, fiel durch Erbschaft 1524 an Katharina von Medici, gehörte zeitweise der Krone und kam 1651 im Austausch gegen das Fürstentum Sedan an den Herzog von Bouillon aus dem Haus de la Tour, dem sie bis zur Revolution verblieb.
A. Bossuat: L'A., in: F. Lot u. R. Fawtier: Histoire des institutions françaises au Moyen Âge, Bd. 1 (Paris 1957);
A.-G. Manry: Histoire d'A. (Clermont-Ferrand 21974);
H. Kunz: A. (Olten 1982);
R. Michna: Massif Central. Marginalität in der Mitte Frankreichs (1993).
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Au|ver|gne [o'vɛrnjə], die; -: Region in Frankreich.
Universal-Lexikon. 2012.