mehrsätziges Instrumentalstück
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So|na|te [zo'na:tə], die; -, -n:zyklisch angelegte Instrumentalkomposition mit drei oder vier Sätzen in kleiner oder solistischer Besetzung:
eine Sonate üben, vortragen, spielen.
Zus.: Klaviersonate, Violinsonate.
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So|na|te 〈f. 19; Mus.〉 Musikstück für ein od. mehrere Instrumente aus drei od. vier Sätzen (Klavier\Sonate, Violin\Sonate) [<ital. sonata; zu sonare „tönen, klingen“; zu lat. sonus „Ton, Klang“] Siehe auch Info-Eintrag: Sonate - info!
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So|na|te , die; -, -n [ital. sonata, eigtl. = Klingstück, zu: sonare < lat. sonare, ↑ Sonant] (Musik):
zyklisch angelegte Instrumentalkomposition mit meist mehreren ↑ Sätzen (4 b) in kleiner od. solistischer Besetzung.
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Sonate
[italienisch sonata, zu lateinisch-italienisch sonare »klingen«] die, -/-n, seit dem frühen 17. Jahrhundert Bezeichnung für eine meist mehrsätzige, zyklisch angelegte Instrumentalkomposition in kleiner oder solistischer Besetzung. Das Wort »Sonata« bezeichnete im 16. Jahrhundert zur Unterscheidung von rein vokalen Kanzonen instrumentale Bearbeitungen oder stilistische Nachahmungen von Vokalsätzen (Canzoni da sonar); als Werktitel begegnet es zuerst 1561 bei Giacomo Gorzanis (* um 1525, ✝ nach 1575) und 1581 bei M. F. Caroso. Bedeutend für die gattungsgeschichtliche Entwicklung waren die Sonaten von G. Gabrieli (1597, 1615) mit ihrer mehrchörigen, vielgliedrigen Anlage und ihrem kontrastreichen Nebeneinander von imitatorisch gebundenem und frei improvisatorischem Stil. Durch Umbildung der Kanzone zum monodischen Instrumentalstück und durch Stimmenreduktion entstanden die Solosonaten für eine Melodiestimme (meist Violine) mit Generalbassbegleitung (Giovanni Paolo Cima, * um 1570, ✝ nach 1622; 1610; Biagio Marini, * um 1587, ✝ 1663; 1617) und die Triosonaten für zwei Melodieinstrumente und Generalbass (zuerst S. de' Rossi, 1613), die in Form und Besetzung bis ins 18. Jahrhundert die wichtigsten kammermusikalischen Gattungen bildeten. Nach ihrer Bestimmung wurden die Kirchensonate (italienisch sonata da chiesa) und die Kammersonate (italienisch sonata da camera) unterschieden. Bedeutende Komponisten waren vor 1700 Tarquinio Merula (* um 1595, ✝ 1665), M. Cazzati, G. Legrenzi, G. B. Vitali, G. Torelli und v. a. A. Corelli. Seit Corelli (12 Triosonaten für 2 Violinen und Bass Opus 1, 1681) hatte die Kirchensonate vier tonartlich verwandte Sätze (langsam-schnell-langsam-schnell), wobei die langsamen Sätze imitatorisch oder homophon und die schnellen fugiert angelegt sind. Die Kammersonate war meist dreisätzig (schnell-langsam-schnell) und bestand aus einem präludienartigen Eingangssatz und nachfolgenden Tanzsätzen gleicher Tonart. Um 1700 vermischten sich beide Typen, doch blieb in Form und Stil das Vorbild der Kirchensonate bestimmend für Komponisten in Italien (z. B. E. F. Dall'Abaco, A. Vivaldi, F. Geminiani, F. M. Veracini, G. Tartini, P. A. Locatelli), England (H. Purcell), Frankreich (F. Couperin, J.-M. Leclair) und Deutschland (H. I. F. Biber, G. P. Telemann, G. F. Händel, G. Muffat, J. J. Quantz). J. S. Bach übertrug den Triosatz auf ein Melodieinstrument (Violine, Viola da Gamba, Querflöte) und einen obligaten Klavierpart mit solistischer Continuostimme oder auf Solovioline. Ähnlich begründete J. Kuhnau (»Neue Clavier-Übung II«, 1692) die Klaviersonate. Sie fand ihre wichtigsten Vertreter in F. Durante, B. Galuppi, G. C. Wagenseil, Georg Mathias Monn (* 1717, ✝ 1750), D. Cimarosa, M. Clementi und I. Pleyel; in den einsätzigen Werken D. Scarlattis und den im empfindsamen Stil gehaltenen Sonaten der Bach-Söhne (besonders C. P. E. Bach) bildeten sich ansatzweise motivische Durchführungsarbeit und Themengegensätzlichkeit heraus.
Die Klavier- wie die Violinsonaten der Wiener Klassiker ist gekennzeichnet durch thematische Arbeit, klaren periodischen und modulatorischen Aufbau, in der Regel Dreisätzigkeit und Gliederung des Kopfsatzes nach dem harmonisch-formalen Prinzip der Sonatensatzform. L. van Beethovens groß angelegte Klaviersonaten weisen drei (z. B. Opus 13, 1799, »Pathétique«), vier (mit Menuett oder Scherzo; z. B. Opus 2 Nummer 1-3, 1796) oder, bei späten Werken, zwei Sätze auf (z. B. Opus 111, 1822), die thematisch aufeinander bezogen sind. Bei Komponisten des weiteren 19. und frühen 20. Jahrhundert (C. M. von Weber, F. Schubert, R. Schumann, F. Mendelssohn Bartholdy, F. Chopin, F. Liszt, C. Franck, J. Brahms, A. Skrjabin) blieben die Formprinzipien der klassischen Sonate zwar wirksam, wurden aber durch neue kompositorische Verfahren (z. B. fortlaufende Reihung oder Wiederholung von Gedanken, Ableitung aus einem einzigen Thema) modifiziert und verwandelt. Die Violinsonate entwickelte sich bei W. A. Mozart aus der Klaviersonate mit ad libitum begleitender Violinstimme zur Sonate mit obligatem, gleichberechtigtem Klavierpart. Sie wurde nachfolgend von Beethoven (z. B. Opus 24, 1801, »Frühlings-S.«; Opus 47, 1803, »Kreutzer-S.«), Schubert, Schumann, Brahms und im 20. Jahrhundert von C. Debussy, M. Ravel, M. Reger, B. Bartók, P. Hindemith und S. S. Prokofjew auf hochvirtuosem Niveau gepflegt.
Die nicht seltene und in Verbindung mit fast allen melodiefähigen Instrumenten begegnende Bezeichnung Sonate bei reinen Solo- oder klavierbegleiteten Werken des 20. Jahrhunderts (z. B. von C. Ives, I. Strawinsky, A. Berg, Hindemith, D. D. Schostakowitsch, P. Boulez, H. W. Henze) bezieht sich entweder auf die traditionalistische Aneignung einer bereits historisch gewordenen Form oder auf bloße Assoziation der Sonate mit einem instrumentalen Spielstück. Durch die Verwendung neuer Techniken hat der Begriff Sonate als eine an Thematik, Durchführungsarbeit, funktionale Harmonik, periodische und zyklische Formbildung gebundene Gattung an Gültigkeit verloren.
W. Apel: Studien über die frühe Violinmusik, in: Archiv für Musikwiss., Bd. 30-38 (1973-81);
W. S. Newman: The sonata in the Classic era (ebd. 31983);
W. S. Newman: The sonata since Beethoven (ebd. 31983);
M. Rostal: Ludwig van Beethoven. Die S.n für Klavier u. Violine (21991).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Klaviersonate der Klassik
Sinfonie, Sonate, Streichquartett: Zur Entstehung neuer Gattungen
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Universal-Lexikon. 2012.