Skrjạbin,
1) Aleksandr Nikolajewitsch, russischer Komponist, * Moskau 6. 1. 1872, ✝ ebenda 27. 4. 1915; studierte 1888-92 am Moskauer Konservatorium (u. a. bei S. I. Tanejew) und begann bereits 1891 als Pianist zu konzertieren. 1893 erschienen seine ersten Kompositionen (Opus 1, 2, 3, 5 und 7) im Druck, Klavierwerke, die den Stil F. Chopins und F. Liszts aufgreifen. 1898 wurde Skrjabin Lehrer am Moskauer Konservatorium. Es entstanden nun auch große Orchesterwerke (1. und 2. Sinfonie). Zugleich beschäftigte er sich eindringlich mit philosophischen und mystischen Vorstellungen und Gedanken, die auf seine Werke Einfluss gewannen (»Le poème de l'exstase«). 1904 verließ er Russland und lebte in der Schweiz, Italien und Belgien. In Brüssel wandte er sich intensiv der Theosophie zu. Sein anfangs spätromantischer Kompositionsstil wandelte sich zunehmend im Sinne einer stark alterierten, freitonalen Harmonik, basierend z. B. auf dem »mystischen« (Quarten-)Akkord c-fis-b-e1-a1-d2, einer hoch differenzierten Klanglichkeit und Motivtransformation, einer asymmetrisch prosahaften Melodiegestik und einer experimentell freien Formgebung (einsätzige Klaviersonaten). Ab 1908 konzertierte Skrjabin wieder in Russland, unternahm aber weiterhin zahlreiche Reisen ins Ausland. Sein spätes Schaffen zeigt die immer offenkundigere Tendenz zu philosophischer und psychologischer Bedeutsamkeit der Musik, oft durch Überschriften und verbale Hinweise präzisiert. Seine kunstreligiöse Grundhaltung prägt auch sein letztes Orchesterwerk »Prométhée, le poème du feu« (mit Chor und Farbenklavier) und kulminiert in seinen Planungen für ein musikalisch-theatralisch-kultisches »Mysterium«. Trotz solcher außermusikalischer Intentionen war Skrjabin als Komponist eine der faszinierendsten, eigenständigsten und zukunftweisendsten musikalischen Persönlichkeiten der Epochenwende vom späten 19. zum frühen 20. Jahrhundert.
Werke: Sinfonie Nummer 1 Opus 26 (1899/1900), Nummer 2 Opus 29 (1901), Nummer 3 Opus 43 (»Le divin poème«, 1902-04); sinfonische Dichtungen »Rêverie« Opus 24 (1898), »Le poème de l'exstase« Opus 54 (1905-08), »Prométhée. Le poème du feu« Opus 60 (1908-10); Klavierkonzert fis-Moll (1896); Klaviersonaten: Nummer 1 Opus 6 (1892), Nummer 2 Opus 19 (1892-97), Nummer 3 Opus 23 (1897/98), Nummer 4 Opus 30 (1903), Nummer 5 Opus 53 (1907), Nummer 6 Opus 62 (1911/12), Nummer 7 Opus 64 (»Messe blanche«, 1911/12), Nummer 8 Opus 66 (1912/13), Nummer 9 Opus 68 (»Messe noir«, 1912/13), Nummer 10 Opus 70 (1913); Préludes Opus 11, 13, 15, 16, 17, 22, 27, 31, 33, 35, 37, 39, 48, 67, 74 (1888-1914); Mazurkas, Nocturnes, Impromptus, Poèmes, Études.
H. Steger: Materialstrukturen in den fünf späten Klaviersonaten Alexander S.s (1977);
Alexander S., hg. v. O. Kolleritsch (Graz 1980);
D. Mast: Struktur u. Form bei Alexander N. S. (1981);
S. Schibli: Alexander S. u. seine Musik (1983);
M. Angerer: Musikal. Ästhetizismus. Analyt. Studien zu S.s Spätwerk (1984);
B. Kienscherf: Das Auge hört mit. Die Idee der Farblichtmusik u. ihre Problematik - beispielhaft dargest. an Werken von Alexander S. u. Arnold Schönberg (1996).
2) Wjatscheslaw Michajlowitsch, sowjetischer Politiker, Molotow.
Universal-Lexikon. 2012.