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Klavier
Pianoforte; Piano; Klimperkasten (umgangssprachlich)

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Kla|vier [kla'vi:ɐ̯], das; -s, -e:
Musikinstrument mit Tasten, dessen Saiten durch Hämmerchen angeschlagen werden:
Klavier spielen; eine Sonate auf dem Klavier spielen; ein Konzert für Klavier und Orchester.
Syn.: Flügel.

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Kla|vier 〈[ -vi:r] n. 11; Mus.〉 Tasteninstrument, bei dem die senkrechtstehenden Saiten durch Filzhämmerchen angeschlagen werden ● mechanisches \Klavier K., das automatisch durch Lochstreifen gesteuert wird; \Klavier spielen, üben; das \Klavier stimmen; gut, schlecht, hervorragend \Klavier spielen; jmdn. (zu seinem Gesang, Geigenspiel o. Ä.) auf dem \Klavier begleiten; wo steht das \Klavier? (scherzh. Frage, wenn man um eine kleine Hilfeleistung gebeten wird) [<frz. clavier „Tastenreihe, Tastenbrett“; zu lat. clavis „Taste, Riegel“]

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Kla|vier , das; -s, -e [frz. clavier = Tastenreihe, Tastenbrett, zu mlat. clavis = Taste < lat. clavis = Schlüssel, zu: claudere = schließen]:
Musikinstrument mit Tasten, mit denen die senkrecht zur Tastatur gespannten Saiten über eine Mechanik mittels mit Filz überzogener Hämmerchen angeschlagen werden:
ein mechanisches, elektrisches K. (Pianola);
ein elektronisches K. (Klavier, bei dem die angeschlagenen Töne elektroakustisch erzeugt werden);
das K. stimmen;
K. spielen (auf einem Klavier od. Flügel spielen);
jmdn., jmds. Vortrag auf dem K., am K. begleiten;
ein Konzert für K. und Orchester;
Ü du spielst auf meinen Nerven K. (ugs.; deine Vorgehensweise wird mir äußerst lästig).

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Klavier
 
[französisch »Tastenreihe«, zu mittellateinisch clavis »Taste«, von lateinisch clavis »Schlüssel«] das, -s/-e, in ursprünglicher Bedeutung die Klaviatur, dann Sammelbezeichnung für Tasteninstrumente; im 18. Jahrhundert besonders Bezeichnung für das Klavichord. Seit 1800 ist Klavier die Bezeichnung für Tasteninstrumente, deren Saiten durch Hämmerchen (Hammerklavier) angeschlagen werden; wegen der Möglichkeit des Laut-leise-Spiels werden diese auch Fortepiano oder Pianoforte (Kurzform: Piano) genannt. Heute sind grundsätzlich zwei Hauptformen zu unterscheiden: der Flügel und das Pianino, das seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch als »Klavier« schlechthin gilt.
 
Der Flügel hat ein waagerecht auf Beinen ruhendes Gehäuse in Flügelform. Seine Hammermechanik, eine Repetitionsmechanik, hat doppelte Auslösung. Am Tastenhebel ist die Pilote befestigt, die über das Hebeglied und die Stoßzunge den Hammer gegen die Saite führt. Bevor jedoch der Hammerkopf die Saite erreicht hat, gibt die bewegliche Stoßzunge ihren Angriffspunkt am Hammerstiel frei, d. h., sie »löst aus«. Der Hammer steigt allein durch den erhaltenen Schwung weiter auf bis zum Schlag gegen die Saite und wird nach dem Rückprall vom Fänger festgehalten. Durch ein kompliziertes, mittels Schrauben regulierbares Hebel- und Federsystem rückt die Stoßzunge wieder unter ihren Angriffspunkt am Hammerstiel; ohne große Fingerbewegung kann der Anschlag wiederholt (»repetiert«) werden. Die Dämpfung gibt beim Niederdrücken der Taste die Saite zum Schwingen frei und hindert sie beim Loslassen am Weiterschwingen. Durch das rechte Pedal kann die Dämpfung aller Saiten gleichzeitig aufgehoben werden. Der gesamte Zug der Metallsaiten (bis zu 20 000 kg) wird durch einen in einem Stück gegossenen Eisenrahmen aufgefangen. Im Bass sind für jeden Ton eine oder zwei dicke, mit Draht umsponnene Saiten vorhanden, für die höheren Töne je drei Saiten. Durch das linke Pedal (Pianopedal, Verschiebung) kann die Mechanik etwas verschoben werden, sodass der Hammer statt auf drei nur auf zwei Saiten trifft. Der Umfang des Flügels reicht von 2A bis c5. Unter den Saiten liegt der Resonanzboden, eine Holzplatte, die die Schwingungen der Saiten aufnimmt und abstrahlt. Die Saiten kreuzen sich über dem Resonanzboden; auf diese Weise können die schräg geführten Saiten länger sein, die besonders schwingungsfähige Mitte des Resonanzbodens wird besser ausgenutzt, und bei aufgehobener Dämpfung regen sich die übereinander liegenden Saiten zu bestimmten Schwingungen an. - Neben dem Konzertflügel mit mehr als drei Metern Länge gibt es (in abnehmender Größe) den Salon-, den Stutz- und den Kleinflügel mit etwa 117-135 cm Länge. - Hohe, aufrechte Flügelformen des 18. und 19. Jahrhunderts sind der Pyramiden-, der Giraffen- und der Lyraflügel.
 
Das Pianino ist ein Klavier in niedriger, aufrechter Form (Höhe um 1,30 m). Seine Hammermechanik hat wie die des Flügels eine Auslösung; ein Bändchen führt den Hammer in eine Position zur sofortigen Wiederholung des Anschlags zurück. Die Bezeichnung Pianino wird heute gewöhnlich auf die Kleinform des Instruments (Höhe wenig mehr als ein Meter) angewandt.
 
Eine Hammermechanik für ein besaitetes Tasteninstrument kannte schon Heinrich Arnault von Zwolle (✝ 1466). Größere Bedeutung gewann die Klaviermechanik, deren Konstruktion B. Cristofori 1709 abschloss. Bei ihr handelte es sich bereits um eine Stoßmechanik, wie sie heute allgemein üblich ist, d. h., Stoßzungen schleudern die an einer Leiste befestigten Hämmerchen gegen die Saiten. Cristoforis Mechanik hatte ferner eine einfache Auslösung, die zwar Repetition nur mit relativ großen Spielbewegungen erlaubte, aber bereits einen kontrollierten, von Nebengeräuschen freien Anschlag ermöglichte. Der Hammerflügel des 18. Jahrhunderts war klanglich schwach und, verglichen mit dem Klavichord, wenig modulationsfähig. Er vermochte sich erst durchzusetzen, nachdem J. A. Stein die »deutsche« oder »Wiener Mechanik« (um 1775), eine Prellmechanik mit Befestigung der Hämmerchen auf den Tastenhebeln, entwickelt hatte. Die seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in England gebaute »englische Mechanik«, die der Konstruktion Cristoforis ähnelt, ermöglichte einen kräftigeren Anschlag. Die heutige Repetitionsmechanik entwickelte S. Érard vor 1821. 1825 wurde der erste massive Eisenrahmen gegossen, 1826 der Belag der Hammerköpfe mit Filz eingeführt, um 1830 kam der kreuzsaitige Bezug auf. Ein Hammerklavier mit waagerechtem Korpus in Rechteckform (ähnlich dem Klavichord) war das Tafelklavier, das um 1820 vom Pianino verdrängt wurde. Das erste Pianino mit ausgebildeter (Stoßzungen-)Mechanik (fälschlich »französische« Mechanik genannt) baute Robert Wornum (London 1826).
 
Während die bautechnische Entwicklung des Klaviers beziehungsweise Flügels mit der Pariser Weltausstellung 1867 als im Wesentlichen abgeschlossen gilt, zeichnet sich im Zuge der musikelektronischen Entwicklung in den letzten Jahrzehnten auch im Klavierbau eine »Revolution« ab, für die die digitalen Klaviere der 1980er-Jahre eine erste Station darstellen. Sie basieren auf der elektronischen Speicherung und Umwandlung analoger Klänge in digitale Werte, die auf Tastendruck abgerufen und, in analoge Signale zurückverwandelt, elektronisch verstärkt und über Lautsprecher wiedergegeben werden. So lässt sich z. B. der spezifische Klang bekannter Klaviermarken quasi synthetisch realisieren. Hiervon zu unterscheiden sind Bestrebungen zur Wiederbelebung der Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgreichen Künstler-Reproduktionsklaviere durch die Firma Bösendorfer (Wien). Die Flügel sind in normaler Weise bespielbar. Für Zwecke der Reproduktion werden Tastendruck, Bewegungsablauf der Hämmer und Pedalbewegungen optoelektronisch registriert, digitalisiert und gespeichert. Die Wiedergabe erfolgt durch automatisches Betätigen der Tasten mithilfe von Stößeln, die durch Magnetspulen bewegt werden. Durch Rückkopplung der Bewegungssteuerung wird erreicht, dass die Wiedergabe mit dem Original praktisch identisch ist. Das seit 1989 von der japanischen Firma Yamaha auf dem europäischen Markt eingeführte »Disklavier« ist die Kombination eines herkömmlichen Klaviers mit den Möglichkeiten digitaler Speichertechnik.
 
Literatur:
 
K. Wolters: Das K. (1969);
 L. Kentner: Das K. (Zug 1975);
 E. M. Ripin: Keyboard instruments (Neuausg. New York 1977);
 
Der Piano- u. Flügelbau, hg. v. H. Junghanns u. a. (51979);
 F. J. Hirt: Meisterwerke des K.-Baus (Dietikon 21981).
 

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Kla|vier, das; -s, -e [frz. clavier = Tastenreihe, Tastenbrett, zu mlat. clavis = Taste < lat. clavis = Schlüssel, zu: claudere = schließen]: 1. Musikinstrument mit Tasten, mit denen die senkrecht zur Tastatur gespannten Saiten über eine Mechanik mittels mit Filz überzogener Hämmerchen angeschlagen werden: ein verstimmtes K.; ein mechanisches, elektrisches K. (Pianola); ein elektronisches K. (Klavier, bei dem die angeschlagenen Töne elektroakustisch erzeugt werden); das K. stimmen; K. spielen (auf einem Klavier od. Flügel spielen); am K. sitzen [und spielen]; etw. auf dem K. spielen; jmdn., jmds. Vortrag auf dem K., am K. begleiten; ein Konzert für K. und Orchester; Ü du spielst auf meinen Nerven K. (ugs.; deine Vorgehensweise wird mir äußerst lästig); *kein K. spielen (veraltend scherzh.; keine Rolle spielen, nicht wichtig sein); auf zwei -en spielen (ugs.; zwei ganz verschiedene [eigentlich unvereinbare] Angelegenheiten zugleich betreiben); mit K. und Geige (ugs.; großartig, mit allem, was dazugehört; die beiden Instrumente stehen hier für musikalische Unterhaltung wie sie früher in vornehmen Restaurants u. Cafés u. bei festlichen Anlässen üblich war). 2. (berlin. salopp) breites Gesäß (meist in Bezug auf Frauen): Mensch, hat die ein K.!

Universal-Lexikon. 2012.