Akademik

Wagenseil
Wagenseil,
 
1) Georg Christoph, österreichischer Komponist und Pianist, * Wien 29. 1. 1715, ✝ ebenda 1. 3. 1777; war ab 1735 Schüler von J. J. Fux, ab 1739 kaiserlicher Hofkomponist, 1741-50 Organist an der Kapelle der Kaiserinwitwe Elisabeth Christine (* 1691, ✝ 1750), daneben Hofklaviermeister (Klavierlehrer) der kaiserlichen Familie. Wagenseil gehört neben Matthias Georg Monn (* 1717, ✝ 1750) zu den profiliertesten Vertretern der Wiener Schule (Vor- und Frühklassik) mit bedeutendem Einfluss auf J. Haydn und W. A. Mozart, im Bereich der Oper auch auf C. W. Gluck. Seine Instrumentalmusik ist gekennzeichnet durch Einfallsreichtum, thematische Prägnanz, formale Klarheit (z. B. deutliche Sonatenhauptsatzform in den ersten Sätzen von Sinfonien) und satztechnischen Differenzierung, zugleich durch einen merklichen Einschlag österreichischer volkstümlicher Melodik. Er komponierte u. a. 16 Opern, drei Oratorien, 36 Sinfonien, 27 Klavierkonzerte, Divertimenti (für Klavier beziehungsweise Cembalo), Klaviersonaten, Kantaten und Kirchenmusik.
 
 2) Johann Christoph, Jurist und Kulturhistoriker, * Nürnberg 26. 11. 1633, ✝ Altdorf bei Nürnberg 9. 10. 1705; lehrte in Altdorf bei Nürnberg ab 1667 öffentliches Recht und Geschichte, ab 1697 auch kanonisches Recht sowie ab 1674 orientalische Philologie; sein Werk über den deutschen Meistersang (»Von der Meister-Singer Holdseligen Kunst«, Anhang zu seiner Schrift »De civitate Noribergensi commentatio«, 1697) gilt als wichtige kulturhistorische Quelle. - Als einer der führenden Judaisten seiner Zeit erforschte er die jiddische Sprache (»Belehrung der jüdisch-teutschen Red- und Schreibart«, 1699) und setzte sich für die Gleichberechtigung jüdischer Bürger ein.

Universal-Lexikon. 2012.