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Ec|sta|sy auch: Ecs|ta|sy 〈[ɛ̣kstəsı] n. 15 oder f. 10; unz.〉 ein künstlich synthetisiertes Rauschmittel, eine Designerdroge (wird auch in der Psychotherapie verwendet) [engl., „Ekstase“]
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Ec|sta|sy ['ɛkstəsɪ; engl. = Ekstase], das; -s; Abk. MDMA; Syn.: 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin: Trivialname für ein dem Btm-Gesetz unterliegendes, psychotrop enthemmend wirkendes Amphetamin-Derivat.
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1Ec|s|ta|sy ['ɛkstəsi ], das; -[s] <meist o. Art.> [engl. ecstasy, eigtl. = Ekstase < afrz. extasie < spätlat. ecstasis < griech. ékstasis, ↑ Ekstase]:
halluzinogene Designerdroge.
2Ec|s|ta|sy , die; -, -s:
Tablette aus ↑ 1Ecstasy.
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I Ecstasy
Ecstasy ist die Sammelbezeichnung für eine Gruppe synthetischer Drogen (Designerdrogen), die Abkömmlinge des Amphetamins sind und in Pillen- oder Tablettenform vor allem in Technodiskotheken verkauft werden. In Deutschland verbreitete sich die Droge zu Beginn der 1990er-Jahre. Ecstasy führt zu einer Verminderung des Urteils- und Konzentrationsvermögens und hat halluzinogene Auswirkungen: Es ruft ein Gefühl der Nähe und Harmonie zu anderen Menschen hervor, lässt die Musik subjektiv intensiver erleben und steigert vordergründig die körperliche Leistungsfähigkeit, sodass die Konsumenten glauben, ein ganzes Wochenende durchtanzen zu können. Gleichzeitig setzt Ecstasy das körpereigene Warnsystem, das normalerweise vor Flüssigkeitsmangel und Überhitzung schützt, außer Kraft. Exzessives Tanzen und die hohe Temperatur in den Diskotheken führen dann häufig zu Hitzschlag oder Nierenversagen, wobei zwischen 10 bis 20 dieser Komplikationen je Jahr tödlich enden. Die Wirkungen der Droge sind im Straßenverkehr ganz besonders gefährlich. Andauernder Ecstasykonsum führt zu dauerhaften psychischen Störungen, beispielsweise Kontaktstörungen, Depressionen und paranoiden Psychosen.
Die Vorgeschichte der Partydroge
Im Jahr 1912 synthetisierte die Firma Merck zum ersten Mal die Substanz namens 3,4-Methylendioxy-methamphetamin (MDMA) und patentierte sie als Appetitzügler. Dieses Mittel geriet aber dann in Vergessenheit. Es tauchte 1965 in der Drogensubkultur der USA unter anderem als »love drug« auf, fand dort weite Verbreitung und wurde Ende der 1980er-Jahre in Großbritannien bekannt, von wo erste Todesfälle berichtet wurden.
In Großbritannien entstand in den 1980er-Jahren der Techno, eine vollsynthetische Musik mit schnellem eintönigem Rhythmus, der an das gleichmäßige Rattern von Maschinen erinnert. Stillgelegte Bahnhöfe und Fabriken wurden für Technogroßpartys - Raves - benutzt, und Ecstasy war auf diesen Partys von Anfang an dabei. Zusammen mit dem Technosound kam auch Ecstasy auf den Kontinent. Seit dem Verbot von MDMA beliefern illegale Drogenlabors, insbesondere aus den Niederlanden und Polen, deutsche Ecstasykonsumenten mit dieser Substanz, die auch als Adam, XTC, E oder Empathy bekannt ist. Was in diesen Pillen genau enthalten ist, weiß nur der Hersteller selbst.
Die Wirkung von MDMA
Ecstasy war ursprünglich eine Szenebezeichnung für illegale Zubereitungen (Pulver, Tabletten) mit dem Wirkstoff MDMA. Inzwischen wird diese Bezeichnung umgangssprachlich als Oberbegriff für Betäubungsmittel oder Szeneprodukte in Form von Tabletten oder Kapseln benutzt, die vorwiegend psychotrope Wirkstoffe aus der Gruppe der β-Phenylethylamin-Derivate (auch Amphetamin/-derivate) einzeln oder kombiniert enthalten. Die derzeit gängigen Ecstasytabletten enthalten 3,4-Methylendioxy-methamphetamin (MDMA), Amphetamin, 3,4-Methylendioxy-amphetamin (MDA) sowie Methamphetamin, 3,4-Methylendioxy-N-ethylamphetamin (MDE), 4-Brom-2,5-dimethoxy-phenethylamin (BDMPEA) und Ephedrin.
Bei den Kombinationspräparaten handelt es sich meist um Mischungen von Amphetamin/MDMA, Amphetamin/MDE/MDMA, Amphetamin/Methamphetamin, MDE/MDMA und Amphetamin/MDE.
Am häufigsten sind Amphetamin/MDMA-Zubereitungen. Diese enthalten durchschnittlich eine Dosis von 4 mg Amphetamin und 43 mg MDMA je Konsumeinheit.
Nervenzellen benutzen chemische Botenstoffe (Neurotransmitter), um Signale von Zelle zu Zelle zu übertragen. Diese Neurotransmitter werden von der einen Zelle in den sehr engen Zwischenraum zwischen den Zellen - den synaptischen Spalt - ausgeschüttet und von der anderen Zelle aufgenommen. Danach wird der Überschuss an Neurotransmittermolekülen in die Nervenzellen zurückgepumpt. Das MDMA (und nah verwandte Verbindungen) verhindert das Zurückpumpen des Neurotransmitters Serotonin. Der daraus resultierende Serotoninüberschuss im Gehirn ist dann der Auslöser für die überschießende Stimulation des Gehirns. Dabei werden Gefühle von Glück, zwischenmenschlicher Nähe, Offenheit, Angstfreiheit und tiefer Bedeutungshaftigkeit von allem Möglichen ausgelöst. Die Selbsterkenntnis wird gefördert und die Kommunikations- und Kontaktfreudigkeit werden erhöht. Gleichzeitig steigen die Herzfrequenz, der Blutdruck und die Körpertemperatur an und Hunger-, Durst- und Müdigkeitsgefühle (die Warnsignale des Körpers) verschwinden. Vor allem aber wird das Wärmeregulationszentrum im Gehirn außer Kraft gesetzt. Als akute Symptome des MDMA-Konsums können weiterhin Schwitzen, Kieferkrämpfe, Muskelzittern, Mundtrockenheit, Schwindel und Brechreiz auftreten. Gelegentlich kommt es auch zu einer Ecstasyakne im Gesicht (ecstasyinduzierte Gesichtsdermatose). Die Wirkung der Substanz MDMA setzt 20 bis 80 Minuten nach der Einnahme ein und hält vier bis sechs Stunden an. Nach dem Abklingen der MDMA-Wirkung kommt es zu Erschöpfungserscheinungen, Kopfschmerzen, Reizbarkeit, depressiven Verstimmungen und zu Gedächtnisstörungen.
Bei langzeitigem Konsum von MDMA in hoher Dosierung verkümmern die serotoninhaltigen Nervenenden, und das führt zu einem Mangel an Serotonin im Gehirn. Dadurch wird auf Dauer das genaue Gegenteil der MDMA-Wirkung erreicht. Der Nervenschaden ist proportional zur Drogenmenge und bleibt auch nach dem Absetzen des MDMA-Konsums erhalten. Bei fortdauernder Einnahme kann es zu schweren körperlichen und geistigen Gesundheitsstörungen kommen. An Langzeitschäden wurden bisher beschrieben: Affektverflachung, Denkstörungen, Depressionen, Kontaktstörungen, Panikattacken, Psychosen und ein gestörtes Icherleben (Depersonalisation). Daneben führt MDMA langfristig auch zu Leber- und Nierenschäden sowie Auflösungserscheinungen der quer gestreiften Muskulatur. Insbesondere bei vorgeschädigten Personen kann es zu Herzstillstand und Schlaganfall kommen.
MDMA erzeugt keine körperliche, dafür aber eine mittelstarke psychische Abhängigkeit.
Kleine bunte Pillen
Ecstasy ist eine Droge, die hauptsächlich von Jugendlichen konsumiert wird, und das Einstiegsalter wird immer niedriger. Bei den synthetischen Betäubungsmitteln wurden 2000 vom Bundeskriminalamt zunehmende Tendenzen bei der Drogeneinnahme von Amphetamin und Ecstasy registriert. Die Anzahl der Sicherstellungsfälle von Amphetamin sank leicht, bei gleichzeitigem Anstieg der Sicherstellungsmenge. Ein enormer Anstieg der Sicherstellungsfälle trat bei Ecstasy ein. Die Anzahl der Ecstasysicherstellungsfälle stieg von 2 883 im Jahr 1999 auf 4 681 im Jahr 2000. Es trat fast eine Verdoppelung ein.
Hochgerechnet nahmen in Deutschland 2000 1,2 Mio. der 18- bis 59-Jährigen Ecstasy. Mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren gehören Ecstasykonsumenten neben LSD-Konsumenten zu den beiden jüngsten Gruppen erstauffälliger Konsumenten synthetischer Drogen.
Als Motiv für ihren Drogenkonsum nannten die Jugendlichen beispielsweise folgende Gründe: besseres Erleben von Musik, Glücksgefühl, gutes »Feeling«, den Alltag vergessen. Von den befragten 14- bis 24-Jährigen Konsumenten gab ein Drittel an, dass ihnen der »Ecstasykick« irgendwann nicht mehr genügte und sie zu anderen Drogen gegriffen hätten, beispielsweise zu LSD.
Aber auch Druck in der Schule sowie fehlende Schulabschlüsse, geringe berufliche oder Ausbildungsperspektiven, fehlende kreative Möglichkeiten im Wohnumfeld verzögern Prozesse des Erwachsenwerdens und führen zu Krisen, in denen mit Ecstasy nach einer Ablenkung von den bestehenden Problemen gesucht wird.
Drogenkonsum in der Partyszene
Ecstasykonsumenten sind sozial voll integriert, gehen zur Schule, in die Lehre oder üben bereits einen Beruf aus und nehmen die Droge meist nur am Wochenende auf Technopartys (Raves) ein. Diese Jugendlichen verstehen sich als Angehörige der »Fungeneration« und möchten sich klar von den sozial meist nicht mehr integrierten Drogenabhängigen abgrenzen. Die Partyszene bietet ein erhöhtes Drogenrisiko.
Die so genannte »Spaßkultur« von Jugendlichen führt zu einem enormen Leistungsdruck auf die jungen Menschen. Während sie in der Woche Höchstleistungen in der Schule und im Beruf bringen müssen, wird von ihnen erwartet, am Wochenende und auf Partys »cool, fit und immer gut drauf« zu sein. Dies führt dazu, dass bei einem Teil der Jugendlichen diesen Erwartungen mithilfe des Konsums von illegalen Drogen, beispielsweise Ecstasy, entsprochen werden soll.
Die Loveparade als Megaparty ist sicherlich ein Ort vermehrten Drogenkonsums. Gefährlicher aber ist der Drogenkonsum im Alltag. Nicht nur die Einnahme von Ecstasy allein, sondern seine Mischung mit verschiedenen anderen Mitteln, besonders Alkohol, ist das Problem.
Prävention und Hilfsangebote
Das anlässlich der Loveparade gestartete Internetportal drugcom.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung will gezielt Jugendliche auf die Gefahren insbesondere beim Konsum von Ecstasy hinweisen. Es ist Teil von zielorientierten Präventionsmaßnahmen der Bundesregierung im Bereich der Jugend- und Partydrogen.
Die bestehenden Hilfsangebote der Jugend- und Drogenhilfe müssen auf diese speziellen Gruppen noch besser ausgerichtet werden. Das Bundesmodell »Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten« ist ein Beispiel für besondere Hilfsangebote. Es richtet sich speziell an Jugendliche und junge Erwachsene, die als Konsumenten mit Drogen experimentieren und strafrechtlich bzw. polizeilich auffällig geworden sind, ohne bereits abhängig zu sein. In einem frühen Experimentierstadium des Drogenkonsums werden Angebote zu Hilfe und Ausstieg gemacht, damit der Drogenkonsum nicht zu gesundheitlichen und sozialen Beeinträchtigungen führt.
Bei Jugendlichen können krank machende gesellschaftliche Faktoren im Lebens- und Wohnumfeld und im Arbeitsbereich, wozu auch ständige Stress- und Überforderungssituationen oder der Zerfall familiärer Bindungen sowie der Verlust an Lebenssinn zählen, ebenso problemverschärfend wirken wie der Mangel an individueller Fähigkeit zur Bewältigung von Lebenskrisen.
Derart konfliktreiche Beziehungssysteme sind wesentliche Faktoren für die Entstehung von süchtigen Verhaltensstrukturen. Im Unterschied dazu sind Zuneigung und Akzeptanz, Geborgenheit und Lebenszufriedenheit Faktoren für die Entwicklung eines kompetenten Genussverhaltens, was Jugendliche davor schützen kann, süchtig zu werden.
Für die Präventionsarbeit ist es dabei notwendig, differenziert die unterschiedlichen Teilgruppen unter Jugendlichen so anzusprechen, dass sie befähigt werden, zu einer abwägenden Risikobewältigung zu kommen. Außerdem besteht als Modellprojekt eine Designerdrogensprechstunde in Rostock. Dieses Projekt wendet sich zum ersten Mal direkt an diese Kinder, Jugendlichen, Heranwachsenden und an ihre Erzieher und Bezugspersonen. Erstmals ist hier unter dem Dach einer medizinischen Sprechstunde ein integriertes sozialmedizinisches und diagnostisches Angebot entstanden. Ziel dieser Einrichtung ist es, ein fachlich fundiertes Konzept in diagnostischer, medizinischer, beratender und therapeutischer Hinsicht außerhalb einer Klinik oder Klinikambulanz dem Hilfesuchenden anzubieten. Das Team der Sprechstunde setzt sich zusammen aus einem Arzt, einem Psychologen, einer Sozialarbeiterin und einer weiteren Forschungsmitarbeiterin. Im Unterschied zu den Drogenberatungsstellen, bei denen der sozialpädagogische Umgang mit der Suchtproblematik im Vordergrund steht, richtet sich das ärztlich diagnostische und psychodiagnostische Angebot der Designerdrogensprechstunde im Sinne der Vorbeugung und Behandlung an Jugendliche. Bestimmendes Ziel ist auch die Klärung und Behandlung von eventuell vorhandenen zusätzlichen Erkrankungen.
In der Drogen- und Suchtpolitik gibt es keinen Königsweg, sondern nur ein Mosaik aus - bestmöglich - aufeinander abgestimmten Bausteinen in Form von Prävention, sozialer und therapeutischer Unterstützung und Hilfe - einschließlich Schadensminderung und Überlebenshilfe.
II
Ecstasy
['ekstəsɪː; englisch »Ekstase«] das, -, 3,4-Methylendioxy-N-methyl-amphetamin, Abkürzung MDMA, zur Gruppe der synthetischen Drogen vom Amphetamin-Typ gehörende Substanz. Ecstasy wurde bereits 1912 in Deutschland als Appetitzügler synthetisiert und patentiert. Es tauchte 1965 in der Drogensubkultur der USA u. a. als »love drug« auf, fand dort weite Verbreitung und wurde Ende der 80er-Jahre in Großbritannien bekannt, von wo erste Todesfälle berichtet wurden. In Deutschland wurde Ecstasy 1986 dem Betäubungsmittelgesetzen unterstellt. 1999 wurden von deutschen Zollfahndern 740 000 Ecstasy-Tabletten sichergestellt.
Ecstasy erzeugt ein »ozeanisches« Gefühl, fördert die Selbsterkenntnis und erhöht die Kommunikations- und Kontaktfreudigkeit, eine Abgrenzung zu den zentralstimulierenden und halluzinogenen Amphetaminen ist jedoch schwierig. Es erzeugt keine körperliche Abhängigkeit, weist aber eine mittelstarke psychische Abhängigkeit auf. Zu den Nebenwirkungen gehören kurzfristige Erhöhung der Herzfrequenz, des Pulsschlages und des Blutdrucks, Mundtrockenheit, Schweißausbrüche, Zittern, Schlafstörungen und Schlaflosigkeit, Vergrößerung der Leber möglicherweise mit Ausbildung einer Gelbsucht sowie Ausschaltung des Wärmeregulationszentrums im Gehirn. Langzeitwirkungen und besondere Gefahren bestehen in Leberschädigungen, die unter Umständen eine Lebertransplantation erforderlich machen, Auflösungserscheinungen der quer gestreiften Muskulatur u. a. mit der Folge von Nierenschädigungen, Auslösen von Depressionen und Psychosen sowie Einschränkung der intellektuellen Fähigkeiten; zu Herzstillstand und Schlaganfall kann es infolge Überdosierung insbesondere bei vorgeschädigten Personen kommen.
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1Ecs|ta|sy ['ɛkstəzɪ] <o. Art.; indekl.> [engl. ecstasy, eigtl. = Ekstase < afrz. extasie < spätlat. ecstasis < griech. ékstasis, ↑Ekstase]: halluzinogene Designerdroge: Mitte der achtziger Jahre ist E. erstmals in der Bundesrepublik aufgetaucht (Zeit 10. 9. 93, 13).
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2Ecs|ta|sy ['ɛkstəzɪ], die; -s, -s: Tablette aus 1↑Ecstasy; was bei mir und bei anderen früher mit einer halben E. am Abend begonnen hat, das geht jetzt unter drei Pillen ... gar nicht mehr (Tempo 10, 1993, 50).
Universal-Lexikon. 2012.