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Blutdruck
Blut|druck 〈m. 1; unz.; Med.〉 Druck des Blutes in den Schlagadern

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Blut|druck, der <Pl. …drücke u. -e> (Med.):
Druck des Blutes auf das Gefäßsystem:
hohen, niedrigen B. haben.

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Blutdruck,
 
der durch die Tätigkeit des Herzens erzeugte Druck des strömenden Blutes im Gefäßsystem. Der Blutdruck ist in den herznahen großen Schlagadern am größten. Mit dem Umlauf des Blutes sinkt er und ist beim Einmünden der großen Blutadern in das Herz etwa gleich null.
 
Beim Menschen ist die Höhe des Blutdrucks von der Leistungsfähigkeit des Herzens, von Weite und Elastizität (Tonus) der Blutgefäße und von der inneren Reibung (Viskosität) des Blutes abhängig. Man unterscheidet den systolischen Blutdruck als höchsten Punkt der Druckkurve bei der Zusammenziehung des Herzmuskels (Systole) und Auswurf des Blutes sowie den diastolischen Blutdruck als niedrigsten Druck bei Erschlaffung des Herzens (Diastole). Der Blutdruck des Gesunden steigt mit zunehmendem Alter im Durchschnitt an. Die Blutdruckwerte sind nicht konstant, sie schwanken normalerweise schon beim Gesunden. Beim Übergang vom Liegen zum Stehen sinkt der systolische Druck etwas ab, während der diastolische leicht ansteigt. Körperliche Arbeit steigert systolischen und diastolischen Druck. Körperliches Training mindert die Schwankungen. Störungen in der Regulation des Blutdrucks sind häufig (über dauernd erhöhte Werte, Hypertonie, Hochdruck, über dauernd erniedrigte Werte Hypotonie).
 
Die Blutdruckzentren (Gruppen von Ganglienzellen) in Zwischenhirn, verlängertem Mark und Rückenmark dienen der Regulation des Blutdrucks; sie steuern über Gefäßnerven die Weite und Elastizität der Blutgefäße und damit die Gefäßwiderstände, ferner über die Herznerven die Blutauswurfmenge des Herzens. Ihre Lähmung (z. B. durch narkotische Mittel) führt zu Blutdrucksenkung, ihre Reizung, z. B. durch Kohlendioxid des Blutes, zu Blutdruckerhöhung durch Gefäßverengung.
 
Die Blutdruckzügler (Barorezeptoren, Pressorezeptoren) sind stark verzweigte, knopfartige Endigungen von afferenten Nervenfasern des IX. und X. Gehirnnervs, die in der Wand der Aorta und im Sinus der beiden Kopfschlagadern (Carotis-Sinus) liegen. Diese Sinnesorgane werden durch Spannungsänderungen in der Gefäßwand erregt, melden die Höhe und jede Änderung des Blutdrucks an die Blutdruckzentren und lösen dort Regulationsvorgänge aus. Die Zahl der Impulse, die in den afferenten Nerven geleitet werden, steigt gesetzmäßig mit der Höhe des Blutdrucks an (Blutdruckcharakteristik). Als Blutdruckkrise wird ein sprunghafter Blutdruckanstieg bezeichnet, hormonell bedingt v. a. bei Phäochromozytom und Tumoren des sympathischen Nervensystems, neurogen u. a. bei Infektionen, Allergien, Vergiftungen, Herzinfarkt; im weiteren Sinn wird hierunter auch der plötzliche Blutdruckabfall verstanden.
 
Zur Blutdruckmessung bedient man sich verschiedener Verfahren: Bei den blutigen Methoden wird eine Kanüle in die arterielle Blutbahn eingestochen und mit einem geeigneten Manometer verbunden. Bei der unblutigen Methode wird eine aufpumpbare Manschette um den Oberarm gelegt, an die ein Manometer angeschlossen ist. Dann wird die Manschette so lange aufgepumpt, bis die im Innern des Armes liegende Armschlagader völlig abgedrosselt und der Puls an der Hand nicht mehr zu fühlen ist. Wenn man jetzt, unter gleichzeitigem Aufsetzen des Stethoskops auf die Ellenbeuge, langsam die Luft durch ein Ventil aus der Manschette herauslässt, hört man in demselben Augenblick, in dem sich das Blut zum ersten Mal wieder seinen Weg in die etwas geöffnete Armschlagader bahnt, ein Geräusch. Der in diesem Augenblick am Manometer abgelesene Wert ergibt den systolischen Druck. Beim weiteren Luftablassen hört man mit dem Pulsschlag zeitlich übereinstimmende Geräusche, die im Anfang an Stärke zunehmen und schließlich abnehmen. Wenn das Geräusch plötzlich dumpfer und schnell leiser wird, liest man den diastolischen Blutdruck ab. Prinzipiell ähnliche Messungen sind auch am Handgelenk oder am Bein möglich. Die Differenz zwischen systolischem und diastolischem Druck heißt Blutdruckamplitude.
 
Gemessen wird der Blutdruck seit langem in mm Hg, seit dem 1. 1. 1978 gelten als neue Druckeinheiten das Bar (bar) und das Pascal (Pa), jedoch ist die alte Maßeinheit weiterhin zulässig. Die Angabe des Blutdrucks gibt den systolischen und diastolischen Wert als Verhältniszahl wieder (z. B. 120/80 mm Hg). Elektronische Blutdruckmessapparate übernehmen automatisch das gleichmäßige Aufpumpen und Ablassen des Drucks in der Manschette und nehmen über ein Mikrofon in der Manschette die Pulsgeräusche auf, oder sie registrieren mithilfe elastischer Manometer die von der Arterie auf die Manschette übertragenen pulsierenden Druckschwankungen (oszillometrische Messung). Derartige Geräte ermöglichen durch digitale Flüssigkristallanzeige eine einfachere Ablesung oder die automatische Registrierung des Blutdrucks. Gewöhnlich wird zusätzlich die Pulsfrequenz angezeigt.
 
Bei Tieren mit geschlossenem Kreislaufsystem ist der Blutdruck ein Vergleichsmaß für die Leistung des Kreislaufmotors. Die höchsten Werte finden sich bei warmblütigen Vögeln und Säugetieren (z. B. Kanarienvogel systolisch 220 mm Hg). Hunde, Katzen, Schweine zeigen systolische Blutdruckwerte von 148 bis 169 mm Hg; Kaninchen, Schafe, Ratten von 110 bis 116 mm Hg. Bei kaltblütigen Wirbeltieren betragen die Blutdruckwerte zwischen 16 und 48 mm Hg. Dieser Reihe entspricht der Sauerstoffverbrauch und die Energiefreisetzung durch die Lebensäußerungen.
 
Der Blutdruck von Muscheln, Schnecken oder Krebsen (1,8 mm Hg bei Aplysia, einer Meeresschnecke, 38 mm Hg beim Tintenfisch Octopus) lässt sich mit den Werten der Wirbeltiere nicht unmittelbar vergleichen, da sie ein andersartiges, offenes Kreislaufsystem mit äußerst geringem Bahnwiderstand haben. Bei den weichhäutigen Mollusken dient der Blutdruck, der zum Teil durch die leichte Dauerkontraktion der Körperwandmuskulatur entsteht, der Erhaltung der Körperform. Z. B. stülpt sich eine Schnecke durch ihren »Blutdruck« aus der Schale. Gliederfüßer häuten sich mittels »Blutdrucks«.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Homöostase: Regulation des inneren Milieus
 
Blutdruck und Blutdruckmessung
 
Blutdruckregulation und Bluthochdruck
 
Regelkreise im menschlichen Körper
 
Blutdruck: Mechanismen zur Regulation
 

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Blut|druck, der <o. Pl.> (Med.): Druck des Blutes auf das Gefäßsystem: hohen, niedrigen B. haben; Mein B. steigt von Tag zu Tag (Hilsenrath, Nazi 201); Viertelstündlich hätten bei Uwe Puls und B. kontrolliert werden müssen (Hackethal, Schneide 117).

Universal-Lexikon. 2012.