SAP
Der rasche Aufstieg der SAP AG (Abkürzung für Systeme, Anwendungen, Produkte in der Datenverarbeitung) zum führenden Hersteller von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware ist in der Geschichte deutscher Großunternehmen außergewöhnlich. 1972 gegründet, ist das badische Unternehmen heute der weltweit führende Anbieter von E-Business-Softwarelösungen, die Prozesse in Unternehmen und über Unternehmensgrenzen hinweg integrieren, und der drittgrößte unabhängige Software-Lieferant.
Weltweit arbeiten mehr als 13 000 Unternehmen in über 100 Ländern mit insgesamt rd. 30 000 SAP-Installationen, darunter mehr als die Hälfte der 500 größten Konzerne der Welt. Allein im Geschäftsjahr 2000 konnte der Umsatz auf insgesamt 6,27 Mrd. Euro gesteigert werden. Hauptumsatzträger ist mySAP.com, eine 1999 eingeführte umfassende E-Business-Plattform zur elektronischen Abwicklung von Geschäftsprozessen, die es ermöglicht, betriebliche Abläufe und logistische Prozesse zu optimieren. Sie gestattet Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern, unternehmensübergreifend zusammenzuarbeiten und dadurch Geschäftsbeziehungen effizienter zu gestalten. Zur Produktfamilie zählen weiterhin die in 24 Sprachen erhältliche Software R/3 (R = Realtime) und das System R/2, eine Software für Großrechner. Daneben tragen weltweite Service-, Beratungs- und Schulungsangebote zur Umsatzentwicklung bei.
Laut Untersuchung des US-Wirtschaftsmagazins »Industry Week« zählt SAP zusammen mit drei weiteren deutschen Unternehmen zu den 100 bestgeführten Unternehmen der Welt. Neben der hervorragenden Finanzkraft flossen in die Bewertung auch die zukunftsweisenden Innovationen und die Investition in neue Mitarbeiter ein. Zum Ende des Geschäftsjahres 2000 stieg die Mitarbeiterzahl im SAP-Konzern auf 24 500 und erhöhte sich damit im Vergleich zum Vorjahr um 13 %. Allein in der Softwareentwicklung sind weltweit 5 400 Mitarbeiter tätig. Neben dem Hauptentwicklungszentrum am Stammsitz in Walldorf existieren Entwicklungslabors in Berlin, Karlsruhe, Saarbrücken, Palo Alto (USA), Tokio, Bangalore (Indien) und Sophia Antipolis (Frankreich). Der Konzern verfügt über eine offene Unternehmenskultur mit flachen Hierarchien und flexiblen Arbeitszeiten. Man setzt auf Teamarbeit und versucht, den Mitarbeitern eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu bieten, in der sie ihre Fähigkeiten voll entfalten können.
R/3 - eine Software setzt Standards
Mit dem System R/3 brachte die SAP AG 1992 eine Software auf den Markt, die bis einschließlich 1998 fast 20 000-mal in Unternehmen unterschiedlichster Branchen installiert wurde. Bei R/3 handelt es sich um eine Standardsoftware »zur Steuerung und Optimierung von internen betriebswirtschaftlichen Geschäftsprozessen«. Aufgrund der Client-Server-Technologie benötigt R/3 im Gegensatz zu R/2 keinen zentralen Großrechner. Ein Rechner (»Server«) stellt Dienstleistungen zur Verfügung, die von anderen Rechnern, den so genannten »Clients« (Klienten), in Anspruch genommen werden. Bei den Servern kann es sich sowohl um leistungsfähige Arbeitsplatzrechner als auch um Großrechner handeln, die »Klienten« sind in den meisten Fällen einfache Arbeitsplatz-PCs. Da alle Rechner über ein lokales Netzwerk verbunden sind, kann man von seinem Arbeitsplatz aus auf alle im Unternehmen existierenden Anwendungssysteme und Datenbestände zugreifen. Je nach Berechtigung des »Users« (Benutzers) kann dieser z. B. Informationen von einer Datenbank abfragen, die ihm dann vom »Server« geliefert werden. Auf diese Weise können die im Unternehmen vorhandenen Ressourcen effizient und flexibel genutzt werden.
Auf einem solchen Server befindet sich auch die SAP-Software R/3, deren umfassende Leistungen je nach Bedarf abgerufen werden können. Aufgrund der Standardisierung bzw. des modularen Aufbaus ist R/3 unabhängig von Unternehmensgröße und Hardwarekomponenten. Nach dem Baukastenprinzip besteht R/3 aus mehreren Komponenten (Modulen), die je nach Bedarf des Kunden zusammengestellt werden können. Das R/3-Integrationsmodell setzt sich aus den Bereichen SD (Vertrieb), MM (Materialmanagement), PP (Produktionsplanung), QM (Qualitätsmanagement), PM (Instandhaltung), HR (Personalwirtschaft), FI (Finanzwesen), CO (Controlling), AM (Anlagenwirtschaft), PS (Projektsystem), WF (Workflow) und IS (Branchenlösungen) zusammen.
Der Kunde kann entweder das komplette Programm oder nur einzelne Module erwerben. Zusätzlich stehen den Kunden je nach Branche so genannte Branchenlösungen (»Industry Solutions«) zur Verfügung. Auf diese Weise können Branchen, deren betriebswirtschaftliche Software spezifischen Anforderungen genügen muss, auf eine für sie zugeschnittene Software zurückgreifen. Zu den am häufigsten installierten Branchenlösungen zählen: SAP High Tech & Electronics, SAP Engineering & Construction, SAP Consumer Products, SAP Chemicals, SAP Retail, SAP Service Provider und SAP Automotive.
Auch das Internet ist für die SAP AG ein wichtiger Produktbestandteil. Bereits seit 1996 gibt es die R/3-Software mit integrierter Internetanwendung. Darüber hinaus wird R/3 stetig erweitert und den wirtschaftlichen Veränderungen angepasst. Seit der ersten Auslieferung sind mehrere neue Releases erschienen, um zum einen notwendige Korrekturen durchzuführen und zum anderen neue Funktionalitäten einzubringen. Die 1998 gestartete Initiative EnjoySAP soll den Kunden die Bedienbarkeit der Software erleichtern und somit zu einer verbesserten Produktivität führen.
Die Geschichte von SAP
Die Geschichte des größten deutschen Softwareunternehmens begann 1972. Im Gegensatz zur heutigen Computergeneration existierten zum damaligen Zeitpunkt nur Großrechner, die einen riesigen Platz erforderten. Der Markt für betriebliche Anwendungssoftware steckte noch in den Kinderschuhen, und die Entwicklung der notwendigen Software oblag größtenteils den Unternehmen selbst. Ein Einstieg in diesen Wachstumsmarkt war also sowohl erfolgversprechend als auch riskant.
Mit der Gründung einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) namens SAP (Abkürzung für Systemanalyse und Programmentwicklung) legten fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter den Grundstein für den heutigen Weltkonzern. Ziel der Unternehmensgründer - Hans-Werner Hector, Dietmar Hopp, Hasso Plattner, Klaus Tschira und Claus Wellenreuther - war die Entwicklung einer betriebswirtschaftlichen Standardsoftware, die flexibel genug sein sollte, um den Anforderungen der verschiedenen Unternehmenskategorien zu genügen.
Innerhalb von vier Jahren konnte der Umsatz von (1972) 620 000 DM auf (1976) 3,81 Mio. DM gesteigert und die Beschäftigtenzahl von neun auf 25 erhöht werden. 1976 wurde die SAP GmbH Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung als Assistenz- und Vertriebsunternehmen gegründet und ein Jahr später mit der 1972 gegründeten GbR zur SAP GmbH verschmolzen, die ihren Firmensitz von Weinheim nach Walldorf (Baden) verlegte. Mit dem System R/2 konnte 1979 eine neue SAP-Softwaregeneration für Großrechner gestartet werden, deren Entwicklung 1981 abgeschlossen war. In den nächsten Jahren gelang es dem Unternehmen, seine Stellung weiter auszubauen. Man expandierte in die Schweiz und nach Österreich, um so einen größeren Kundenkreis zu gewinnen, und auch das Angebot an Softwarekomponenten wurde ausgeweitet. Als 1987 das System R/3 aus der Taufe gehoben wurde, nutzten bereits 850 Unternehmen im In- und Ausland SAP-Software. Im Gegensatz zu R/2 ist R/3 für ein Netzwerk von Spezialrechnern, Arbeitsplatz- und Personalcomputern konzipiert (Client-Server-Technologie), das keinen zentralen Großrechner erfordert. Das neue System der seit 1988 an der Börse notierten SAP AG wurde 1991 auf der Computermesse CeBit in Hannover zum ersten Mal vorgestellt und stieß auf breite Zustimmung. Mit der Einführung von R/3 im Jahr 1992 und einem Kooperationsvertrag mit Microsoft (1993) konnte die SAP AG ihre internationale Position weiter festigen und den Umsatz zum ersten Mal auf über 1 Mrd. DM steigern. Zum 20-jährigen Firmenjubiläum verfügte das Unternehmen bereits über 15 Landesgesellschaften sowie zahlreiche Tochtergesellschaften und Beteiligungen. Die kontinuierliche Überarbeitung und Erweiterung von R/3, das sich rasch zum Hauptumsatzträger entwickelte, ließen die SAP AG zum Weltmarktführer auf dem Gebiet der Standardanwendungssoftware werden. Allein für das Geschäftsjahr 1996 war ein Umsatzwachstum von 38 % zu verzeichnen. Zum 25-jährigen Bestehen 1997 wurde ein überragendes Geschäftsergebnis von rd. 1,6 Mrd. DM erzielt. Namhafte Firmen wie Coca-Cola Company, IBM Corp., Deutsche Telekom AG oder General Motors Corp. zählen nunmehr zu den Kunden des Walldorfer Softwareunternehmens. Im August 1998 ging die SAP an der größten Börse der Welt, der New York Stock Exchange (NYSE), an den Start, und die Jahresbilanz wies einen Umsatz von 8,47 Mrd. DM sowie 19 000 Beschäftigte aus. Im gleichen Jahr wurde die anwenderfreundliche Software EnjoySAP, ein Jahr später die E-Business-Plattform mySAP.com vorgestellt.
Ansteigende Investitionen in Forschung und Entwicklung zeigen, dass SAP auch in Zukunft den Markt anführen will. Neue Wege geht das Unternehmen mit der Produktoffensive New Dimension, die u. a. auch betriebswirtschaftliche Software unabhängig von R/3 beinhaltet. Forciert wird ferner die Weiterentwicklung der mySAP.com-Strategie, die Unternehmen die Geschäftsabwicklung über das Internet im großen Rahmen ermöglicht. Die betriebswirtschaftlichen Internetlösungen sind seit 1999 auf dem Markt. Vorstandssprecher und SAP-Mitbegründer H. Plattner sieht insbesondere im Internet einen vielversprechenden Zukunftsmarkt: »Mit der konsequenten Fokussierung auf das Internet durch mySAP.com haben wir die besten Voraussetzungen geschaffen, unsere Marktführerschaft dauerhaft auszubauen. Schon heute profitieren unsere Kunden von den technologisch und betriebswirtschaftlich überlegenen Lösungspaketen der SAP, die die Grundlage unseres künftigen Wachstums sind.«
II
SAP,
EDV-Unternehmen: [Abk. für Systeme, Anwendungen, Produkte in der Datenverarbeitung], deutsches Software-Haus mit Sitz in Walldorf (Baden), das als der weltweit führende Entwickler von betriebswirtschaftlicher Anwendungs-Software und Anbieter umfassender E-Business-Lösungen gilt. Das drittgrößte unabhängige Software-Haus der Welt beschäftigt rund 23 500 Mitarbeiter. Wichtigstes Produkt ist das Software-System R/3, das international einen Standard gesetzt hat und von über 1 Millionen Personen genutzt wird.
Die SAP AG ist eines der erfolgreichsten Unternehmen der deutschen Firmenlandschaft. Seit der Gründung im Jahre 1972 durch fünf ehemalige IBM-Systemingenieure ist SAP von einer kleinen Firma zum Weltmarktführer im Bereich der Unternehmens-Software aufgestiegen. 1989, ein Jahr nach dem Börsengang, lag der Konzernumsatz bei 367 Millionen DM (187 Millionen €). Mit einem Jahresüberschuss von 68 Millionen DM (34,7 Millionen €) gehörte SAP aber schon damals zu den profitabelsten deutschen Börsengesellschaften. Seither haben sich die Umsätze weit mehr als verzehnfacht, und die Gewinne sind beinahe im gleichen Tempo gestiegen.
Etwa vier Fünftel des gesamten Geschäftsvolumens erwirtschaftet SAP im Ausland, wo das Unternehmen an allen wichtigen Standorten mit eigenen Landesgesellschaften, Niederlassungen und Vertretungen präsent ist. Im Geschäftsjahr 2000 erhöhte sich der Konzernumsatz um 23 % auf 12,3 Milliarden DM (6,3 Milliarden €). Dabei wurde ein Übergang vom Hersteller betriebswirtschaftlicher Software zum Anbieter umfassender E-Business-Lösungen vollzogen.
Im Zentrum der neuen Unternehmensstrategie steht heute das Internet mit dem zentralen Produkt mySAP.com, dessen Vertrieb im September 1999 planmäßig aufgenommen wurde und das eine kooperative und überbetriebliche Software-Umgebung für E-Commerce bietet.
III
SAP,
Universal-Lexikon. 2012.