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Morris
Morris
 
['mɔrɪs],
 
 1) Charles William, amerikanischer Philosoph, * Denver (Colorado) 23. 5. 1901, ✝ Gainesville (Fla.) 15. 1. 1979; war 1931-47 Professor an der University of Chicago, 1958-71 in Gainesville (Fla.); einer der Begründer der modernen Semiotik (u. a. traf er die Unterscheidung zwischen Syntax, Semantik und Pragmatik). Morris vertritt, anknüpfend an den Neopositivismus der Philosophen des Wiener Kreises, an Positionen des Pragmatismus und des Behaviorismus eine sozialbehavioristische Philosophie, in der das zeichenvermittelte Handeln und Verhalten im Zentrum steht.
 
Werke: Logical positivism, pragmatism and scientific empiricism (1937); Foundations of theory of signs (1938; deutsch Grundlagen der Zeichentheorie); Signs, language and behavior (1946; deutsch Zeichen, Sprache und Verhalten); Writings on the general theory of signs (1971).
 
Ausgaben: Zeichen, Wert, Ästhetik, herausgegeben von A. Eschbach (1975).
 
Literatur:
 
Zeichen über Zeichen über Zeichen. 15 Studien über C. W. M., hg. v. A. Eschbach (1981).
 
 2) Desmond John, britischer Verhaltensforscher, * Purton (County Wiltshire) 24. 1. 1928; studierte u. a. bei N. Tinbergen; befasst sich besonders mit den Formen der nichtverbalen Kommunikation (Gesten, Haltungen, Körpersprache) bei Tieren und Menschen, die er miteinander vergleicht und deren Bedeutung er zu ergründen und in ihrer Entwicklung zu verfolgen sucht.
 
Werke: The naked ape (1967; deutsch Der nackte Affe); Intimate behaviour (1971; deutsch Liebe geht durch die Haut); Manwatching (1977; deutsch Der Mensch, mit dem wir leben. Ein Handbuch unseres Verhaltens); The world of animals (1993; deutsch Vom Leben der Tiere); The human animal (1994; deutsch Das Tier Mensch).
 
 3) Gouverneur, amerikanischer Politiker, * Morrisania (heute zu New York City) 31. 1. 1752, ✝ ebenda 6. 11. 1816; Rechtsanwalt, entwarf mit J. Jay und R. R. Livingston 1777 die Staatsverfassung von New York, gehörte 1778-79 dem Kontinentalkongress an und plante als Assistent von R. Morris 1782 das Dezimalsystem der neuen Währung. Im Verfassungskonvent setzte er sich als Delegierter Pennsylvanias 1787 für eine Stärkung der Zentralgewalt ein. 1792-94 war Morris Gesandter in Frankreich, 1800-03 föderalistischer Bundessenator für New York.
 
Ausgaben: The diary and letters, herausgegeben von A. C. Morris, 2 Bände (1888, Nachdruck 1970); A diary of the French Revolution, herausgegeben von B. C. Davenport, 2 Bände (1939, Nachdruck 1972).
 
Literatur:
 
M. M. Mintz: G. M. and the American Revolution (Norman, Okla., 1970).
 
 4) Mark, amerikanischer Tänzer und Choreograph, * Seattle (Washington) 29. 8. 1956; tanzte nach einem Folklore- und Flamencostudium in den Kompanien u. a. von L. Lubovitch, T. Tharp und Laura Dean, bevor er sich verstärkt der Choreographie zuwandte und 1980 die »M. Morris Dance Group« gründete. Morris gilt als Vertreter der Postmoderne und ist ein ausgesprochener Eklektizist. 1988-91 war er Direktor der »Monnaie Dance Group M. Morris« in Brüssel.
 
Choreographien: New love song waltzes (1982); Jealousy (1985); L'allegro, il penseroso ed il moderato (1988); Love song waltzes (1989); The hard nut (1991).
 
 5) Robert, amerikanischer Politiker, * Liverpool 31. 1. 1734, ✝ Philadelphia (Pa.) 8. 5. 1806; seit 1747 in Amerika, war 1775-78 Mitglied des Zweiten Kontinentalkongresses, ordnete 1781-84 als »Superintendent of Finance« die Finanzen der Konföderation (Anhebung des Steueraufkommens, Aufnahme öffentlicher Kredite) und richtete 1781/82 die Bank of North America ein. Als Mitglied des Verfassungskonvents 1787 und Senator von Pennsylvania (1789-95) unterstützte er die Federalists. Landspekulationen brachten ihn zeitweilig in Schuldhaft (1798-1801).
 
Ausgabe: The papers of R. Morris, herausgegeben von E. J. Ferguson u. a., Band 1 ff. (1973 ff.).
 
Literatur:
 
C. L. Ver Steeg: R. M. (Philadelphia, Pa., 1954).
 
 6) Robert, amerikanischer Bildhauer, * Kansas City (Miss.) 9. 2. 1931; einer der Hauptvertreter der Minimalart in den USA mit Objekten, die auf einfachen geometrischen Formstrukturen basieren. Ende der 60er-Jahre begann er, Assemblagen und Reliefs aus Filz herzustellen. Er lieferte auch Beiträge zur Conceptart und zur Land-Art. In den 80er-Jahren entstand eine Reihe von Pastell- und Enkaustikbildern in Gussrahmen, in denen er sich thematisch mit den Folgen einer nuklearen Katastrophe sowie mit der Judenvernichtung auseinander setzte.
 
Literatur:
 
R. M. - the felt works. Ausst.-Kat. (New York 1989);
 
R. M., hg. v. A. Calnek, Ausst.-Kat. Guggenheim Museum New York (New York 1994).
 
 7) William, britischer Kunsthandwerker, Sozialreformer und Schriftsteller, * Walthamstow (heute zu London) 24. 3. 1834, ✝ Hammersmith (heute zu London) 3. 10. 1896; einer der vielseitigsten Künstler des 19. Jahrhunderts, der die Kunst vom Handwerk her erneuern wollte. Dabei verfolgte er zugleich sozialreformerische Absichten, da er den Zusammenhang von Industrialisierung, Zusammenbruch der sozialen Ordnung und Geschmacksverfall erkannte. Er wandte sich gegen die maschinelle Herstellung kunstgewerblicher Gegenstände und forderte die Wiederbelebung des Kunsthandwerks. Morris studierte in Oxford, beschäftigte sich mit der gotischen Formenwelt englischer und französischer Kathedralen. Daneben widmete er sich auch der Malerei und stand den Präraffaeliten nahe. 1861 gründete Morris die kunstgewerblichen Werkstätten Morris, Marshall, Faulkner & Co. in Upton (ab 1865 in Bloomsbury, ab 1878 in Hammersmith und seit 1881 in Merton Abbey, County Surrey), deren künstlerische und organisatorische Leitung er übernahm. Zu seinen Mitarbeitern gehörten D. G. Rossetti, E. Burne-Jones, F. M. Brown und P. Webb. Neben Tapeten, Dekorationsstoffen, Möbeln, Gläsern und Kacheln in von der Gotik abgeleiteter Form- und Liniengestaltung wurden in den Werkstätten ab 1878 Bildteppiche (Hammersmith-Teppiche) mit orientalischen Mustern hergestellt. 1891 gründete Morris die Kelmscott Press, für die er selbst Typen und Holzschnittbuchschmuck entwarf. Morris übte als Begründer des Arts and Crafts Movement großen Einfluss auf den kontinentalen Jugendstil aus.
 
Als Sozialreformer engagierte er sich ab 1880 u. a. in der »Socialist League«, deren Zeitschrift »The Commonweal« er 1885-90 herausgab. Seine zu einem anarchisch gefärbten Sozialismus tendierenden, von T. Carlyle und J. Ruskin beeinflussten politischen Anschauungen spiegeln sich in der Erzählung »A dream of John Ball« (1886-87; deutsch u. a. als »Eine königliche Lektion«) sowie der Sozialutopie »News from nowhere« (1890; deutsch »Kunde von Nirgendwo«). Schon früh hatte er sich auch der Lyrik zugewandt; seine Gedichte erschienen in dem präraffaelitischen »Oxford and Cambridge Magazine«, das er 1856 mitbegründet hatte. Morris übersetzte auch Werke von Homer und Vergil und gab 1895 eine neuenglische Bearbeitung des »Beowulf« heraus.
 
Ausgaben: Collected works, herausgegeben von M. Morris, 24 Bände (1910-15, Nachdruck 1966); The collected letters, herausgegeben von N. Kelvin, bisher 3 Bände erschienen (1984 folgende).
 
Rot und Grün. Reden zur Revolution von Kunst und Gesellschaft, herausgegeben von M. Pfister (1988); Wie wir leben und wie wir leben könnten. Vier Essays, herausgegeben von H.-C. Kirsch (1992).
 
Literatur:
 
P. Needham: W. M. and the art of the book (New York 1976);
 J. Lindsay: W. M. His life and work (ebd. 1979);
 P. Faulkner: Against the age. An introduction to W. M. (London 1980);
 H.-C. Kirsch: W. M. - ein Mann gegen die Zeit (1983);
 A. Hodgson: The romances of W. M. (Cambridge 1987);
 L. Parry: W. M. Textilkunst (a. d. Engl., Neuausg. 1987);
 J. M. S. Tompkins: W. M. An approach to the poetry (London 1988);
 M. Bernauer: Die Ästhetik der Masse (1990);
 F. Hetmann: W. M. - ein Mann gegen die Zeit (1996).
 
 8) Wright, amerikanischer Schriftsteller, * Central City (Nebraska) 6. 1. 1910, ✝ Mill Valley (Calif.) 25. 4. 1998; bereiste die USA und Europa und war Dozent am San Francisco State College (1962-75). In Romanen, Erzählungen, Bildbänden und Erinnerungen greift Morris, oft in ironisch gebrochener Perspektive, auf die amerikanische Geschichte und das Leben im ländlichen und kleinstädtischen Amerika der Vergangenheit zurück, um es für die geistige Leere der Gegenwart fruchtbar zu machen. In späteren Werken wandte er sich auch aktuellen Themen wie der Raumfahrt und der Frauenfrage zu.
 
Werke: Romane: The deep sleep (1953; deutsch Die gläserne Insel); The huge season (1954; deutsch Die maßlose Zeit); Love among cannibals (1957; deutsch Liebe unter Kannibalen); Ceremony in Lone Tree (1960; deutsch Unterwegs nach Lone Tree); Plains song. For female voices (1980).
 
Erzählungen: Collected stories: 1948-1986 (1986).
 
Erinnerungen: A cloak of light. Writing my life (1985).
 
Fotoband: Picture America (1982, mit J. Alinder).
 
Literatur:
 
M. Zirkel: Mensch u. Mythos: Der Mittlere Westen im Romanwerk von W. M. (1977);
 G. B. Crump: The novels of W. M. (Lincoln, Nebr., 1978);
 R. K. Bird: W. M.: Memory and imagination (New York 1985).

Universal-Lexikon. 2012.