Rossẹtti,
1) Biagio, italienischer Baumeister, * Ferrara um 1447, ✝ ebenda 1516; dort seit 1475 Hofarchitekt der Este; entwarf den einheitlichen Plan für die Stadterweiterung von Ferrara und baute Kirchen und Paläste im Spätrenaissancestil in Ferrara und Correggio (bei Reggio nell'Emilia; Palazzo dei Principi, um 1500).
Werke: Palazzo dei Diamanti, Ferrara (um 1492 begonnen); San Francesco, Ferrara (1494 ff.; teilweise verändert); Santa Maria in Vado, Ferrara (1495-1518); Palazzo di Ludovico il Moro, Ferrara (1500-03).
2) Christina Georgina, Pseudonym Ellen Allayne (Alleyn, Alleyne) ['ælɪn, 'æleɪn], englische Lyrikerin, * London 5. 12. 1830, ✝ ebenda 19. 12. 1894, Tochter von 4), Schwester von 3); schrieb schlichte, gedankentiefe religiöse Lyrik und formvollendete Sonette; ihr Sonettzyklus »Monna Innominata«, in: »A pageant and other poems« (1881) kreist um Liebe, Entsagung und mystische Sehnsucht.
Ausgabe: The complete poems, herausgegeben von R. W. Crump, 2 Bände (1979-86).
G. Battiscombe: C. R. (London 1981);
K. Jones: Learning not to be the first. The life of C. R. (Neuausg. Oxford 1992);
J. Marsh: C. R. (Neuausg. London 1995).
3) Dante Gabriel, eigentlich Gabriel Charles Dante Rossetti, englischer Maler und Dichter, * London 12. 5. 1828, ✝ Birchington-on-Sea (County Kent) 9. 4. 1882, Sohn von 4), Bruder von 2); als Maler Schüler von F. M. Brown und W. Holman Hunt. Rossetti war Mitbegründer der Bruderschaft der Präraffaeliten, neigte jedoch bald einem fantasievollen Ästhetizismus zu. Seine Motive bezog er meist aus literarischen Vorlagen (u. a. Bibel, Artussage, Werke von Dante Alighieri, Shakespeare, A. Lord Tennyson). Mit seinen ab 1853 entstandenen Aquarellen, die in ihrer Flächigkeit und Farbgebung von mittelalterlichen Glasmalereien und Miniaturen inspiriert sind, beeinflusste er W. Morris und das Arts and Crafts Movement. Ab 1858 entstanden großformatige Frauenbildnisse. Rossetti gehört zu den Wegbereitern des Symbolismus. - Die Bedeutung Dantes und seiner Zeitgenossen für Rossetti zeigt sich in Übersetzungen aus dem Dantekreis und in seiner eigenständigen, mystisch-symbolistischen Lyrik, in der sich ausgeprägtes Formbewusstsein, preziöse Ausdrucksfülle und vorrangig dekorativer Detailrealismus verbinden. Seine Dichtung, so der Sonettzyklus »The house of life« (1870, vollständig herausgegeben 1894; deutsch »Das Haus des Lebens«), sucht die Spannung zwischen diesseitig-sinnlichem Schönheitskult und Vergänglichkeit aufzuheben. Rossettis bedeutendste Prosaschrift ist das Künstlerbekenntnis »Hand and soul« (1850).
Werke: The Girlhood of Mary Virgin (1848-49; London, Tate Gallery); (der bildenden Kunst): Ecce Ancilla Domini (1849-50; London, Tate Gallery); Found (1853-82, unvollendet; Wilmington, Delaware, Delaware Art Museum); Monna Vanna (1866; London, Tate Gallery); Mariana (1868-70; Aberdeen, Art Gallery and Museum); Astarte Syriaca (1875-77; Manchester, City Art Gallery).
Ausgaben: The works, herausgegeben von W. M. Rossetti (Neuausgabe 1911, Nachdruck 1972); Letters, herausgegeben von O. Doughty u. a., 4 Bände (1965-67).
V. Surtees: The paintings and drawings of D. G. R. A catalogue raisonné, 2 Bde. (Oxford 1971);
E. F. Pieper: »Imitation is criticism«. D. G. R. u. William Blake (1997).
4) Gabriele, italienischer Dichter, * Vasto (Provinz Chieti) 28. 2. 1783, ✝ London 24. 4. 1854, Vater von 2) und 3); Konservator am königlichen Museum in Neapel, trat mit Gedichtimprovisationen hervor. Rossetti musste wegen seiner Teilnahme an der Revolution von 1820 Neapel verlassen; ging nach Malta und 1824 nach London, wo er Professor für italienische Literatur am King's College wurde und als Dante-Forscher wirkte. Rossetti versuchte nachzuweisen, dass Dante in allegorischer Form für eine politische und religiöse Umgestaltung der mittelalterlichen Gesellschaft eingetreten sei. Diese Theorie wird von der Dante-Forschung abgelehnt. Verfasste patriotische und mystische Gedichte (»Poesie«, herausgegeben 1861).
Weitere Werke: Comento analitico alla Divina Commedia, 2 Bände (1826-27); La Beatrice di Dante. Ragionamenti critici (1842).
Ausgabe: Opere inedite e rare, herausgegeben von D. Ciampolo, 3 Bände (1929-31).
Universal-Lexikon. 2012.