Mei|er 〈m. 3〉
1. 〈im MA〉 vom Grundherrn eingesetzter Gutsverwalter
2. 〈später〉 Pächter eines Landgutes
3. 〈oberdt.〉 Milchwirt, Eigentümer od. Verwalter einer Milchwirtschaft
[<ahd. meior, urspr. meiur „Pächter eines Gutes; (von einem Grundherrn beauftragter) Bewirtschafter, Oberaufseher eines Gutes“ <lat. major(em), verkürzt <frühmlat. maior domus, eigtl. „Vorsteher (der Dienerschaft) eines Hauses“]
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1. (Geschichte) Verwalter eines Fronhofs.
2. (veraltet, noch landsch.) Pächter, Verwalter eines Gutes.
3. [nach dem häufigen Familienn. Meier]
☆ wenn …, dann heiß ich M.; ich will M. heißen, wenn … (ugs.; das, was vielleicht vermutet werden könnte, ist bestimmt nicht der Fall).
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I Meier
[althochdeutsch maior, meiur, gekürzt aus mittellateinisch maior domus (regiae) »königlicher Hausverwalter«], ursprünglich ein Verwaltungsbeamter (Hausmeier); dann der auf einem Fronhof (Meierhof, Curia villicalis) sitzende herrschaftliche Gutsverwalter (Villicus), in der Regel selbst Höriger, der die Hörigen beaufsichtigte. In Nordwestdeutschland gingen die Grundherren seit dem 13. Jahrhundert dazu über, die Fronhöfe an die Meier in Zeitpacht zu vergeben (Meierrecht, -Verfassung); im 16./17. Jahrhundert wurde daraus ein erbliches Nutzungsrecht. Der Meier entrichtete einen niedrigen Meierzins; er konnte vom Herrn »entsetzt« werden (Abmeierung). Im 19. Jahrhundert wurden die Meiergüter Volleigentum der Meier.
Meier,
Asperula, Gattung der Rötegewächse mit 90 Arten in Eurasien (v. a. im Mittelmeergebiet) und Australien; quirlig beblätterte Halbsträucher und Kräuter mit kleinen Blüten, die nicht selten zu kopfigen Blütenständen zusammentreten. An trockenen, sonnigen Standorten kommt im südlichen Bereich Deutschlands der bis zu 30 cm hohe Hügelmeier (Asperula cynanchica) mit hell lilafarbenen Blüten vor.
Meier,
1) Christian, Althistoriker, * Stolp 16. 2. 1929; 1966-68 Professor in Basel, danach in Köln (bis 1973), wieder in Basel (bis 1976), anschließend in Bochum (bis 1981) und München (ab 1981). Er war 1980-88 Vorsitzender des Verbandes der Historiker Deutschlands, wurde 1996 Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Arbeiten umfassen v. a. Forschungen zur griechischen und römischen Geschichte und Verfassung sowie Beiträge zur deutschen Geschichtserinnerung und zur historischen Theorie.
Werke: Res publica amissa (1966); Die Entstehung des Begriffs Demokratie (1970); Die Entstehung des Politischen bei den Griechen (1980); Caesar (1982); Politik und Anmut (1985); Vierzig Jahre nach Auschwitz. Deutsche Geschichtserinnerung heute (1987); Die Welt der Geschichte und die Provinz des Historikers (1989); Die Nation, die keine sein will (1991); Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte (1993).
2) Fritz, schweizerischer Orientalist, * Basel 10. 6. 1912, ✝ ebenda 10. 6. 1998; war ab 1946 Professor in Alexandria und ab 1949 in Basel (1982 emeritiert); verfasste wichtige Monographien zur islamischen Mystik.
Werke: Vom Wesen der islamischen Mystik (1943); Die Vita des Abū Ishaq al-Kāzaruni (1948); Die Fawā'ih. .. des Naǧm ad-dīn al-Kubrā (1957); Die schöne Mahsatī (1963); Abū Sa`īd-i Abū l-Ḫayr (357-440/967-1049). Wirklichkeit und Legende (1976); Bausteine. Ausgewählte Aufsätze zur Islamwissenschaft, 3 Bände (1992).
3) Gerhard, schweizerischer Schriftsteller, * Niederbipp (Kanton Bern) 20. 6. 1917; arbeitete über 30 Jahre in der Lampenfabrik seines Heimatdorfes; seit 1971 freier Schriftsteller. Meier begann mit kleinen Formen (Gedichte »Das Gras grünt«, 1964; lyrische Prosaskizzen »Kübelpalmen träumen von Oasen«, 1969) und trat 1976 mit seinem ersten Roman, »Der Besuch«, an die Öffentlichkeit. Sein Hauptwerk ist die Romantrilogie »Baur und Bindschädler« (»Toteninsel«, 1979; »Borodino«, 1982; »Die Ballade vom Schneien«, 1985), die das Leben zweier Freunde in Bewusstseinsstromtechnik reflektiert. In »Land der Winde« (1990) nahm er den Stoff nochmals auf. Die subtile, detailreiche Prosa verleiht dem Alltäglichen in der subjektiven Interpretation des Autors eine symbolische Weite. Meier wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. 1983 mit dem Petrarca-Preis.
Roman: Der schnurgerade Kanal (1977).
Prosa: Der andere Tag (1974); Papierrosen (1976).
Ausgabe: Werke, 3 Bände (1987).
F. Hoffmann: Heimkehr ins Reich der Wörter. Versuch über den schweizer. Schriftsteller G. M. (Luxemburg 1982).
4) Helen, schweizerische Schriftstellerin, * Mels 17. 4. 1929; Sonderschullehrerin; seit 1987 freie Schriftstellerin; debütierte erst 1984 mit dem Erzählungsband »Trockenwiese«. Hier und in den folgenden Erzählungen und Romanen (»Lebenleben«, 1989; »Die Novizin«, 1995) gestaltet sie die Suche von Frauen nach einem erfüllten Leben.
Weitere Werke: Erzählungen: Das einzige Objekt in Farbe (1985); Das Haus am See (1987); Nachtbuch (1992); Letzte Warnung (1996).
5) Herbert, schweizerischer Schriftsteller, * Solothurn 29. 8. 1928; Theaterarbeit u. a. am Zürcher Schauspielhaus (Chefdramaturg 1977-82); sein eigenes dramatisches Werk, das von der poetischen Parabel (»Jonas und der Nerz«, 1959) bis zum schweizerischen Geschichtsdrama (»Stauffer-Bern«, 1975) und Bearbeitungen von P. Calderón de la Barca reicht, weist ihn als wichtigen schweizerischen Gegenwartsdramatiker aus. Poetische Originalität bezeugt seine symbolträchtige Lyrik, die Romane zeichnen Psychogramme der Figuren in der Art des Nouveau Roman. Auch Übersetzer aus dem Französischen.
Weitere Werke: Dramen: Die Barke von Gawdos (1954); Rabenspiele (1970); Florentiner Komödie (1980).
Lyrik: Siebengestirn (1956); Sequenzen (1969).
Romane: Stiefelchen. Ein Fall (1970); Winterball (1996).
Sonstige Prosa: Anatomische Geschichten (1973).
Ausgabe: Theater, herausgegeben von P. Grotzer, 3 Bände (1993).
6) John, Volkskundler und Germanist, * Horn (heute zu Bremen) 14. 6. 1864, ✝ Freiburg im Breisgau 3. 5. 1953; ab 1899 Professor in Basel, ab 1913 in Freiburg im Breisgau; war maßgeblich an der Organisation der wissenschaftlichen Volkskunde beteiligt (1911-49 Leiter des Verbandes Deutscher Vereine für Volkskunde); gründete 1914 das Deutsche Volksliedarchiv; war Initiator der »Handwörterbücher zur deutschen Volkskunde« und anderer wissenschaftlicher Unternehmen (u. a. »Atlas der deutschen Volkskunde«).
Werke: Jahrbuch für Volksliedforschung, Band 1-8 (1928-51); Deutsche Volkslieder mit ihren Melodien, 3 Bände (1935-54); Balladen, 2 Bände (1935-36); Deutsches Volkstum, 6 Bände (1936-38).
7) ['maɪə], Richard Alan, amerikanischer Architekt, * Newark (N. J.) 12. 10. 1934; unterhält seit 1963 ein Architekturbüro in New York, Vertreter der New York Five. In Anlehnung an die Formensprache des internationalen Stils zielt Meier bei seinen Gebäuden (Industrie- und Bürobauten, Kulturzentren, Einfamilienhäuser, Museen) auf höchste ästhetische Präzision und bezieht landschaftliche Gegebenheiten sowie das historische Umfeld in seine Planungen ein. In Deutschland wurde er durch das Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt am Main (1979-85) bekannt. Zu jüngsten Projekten gehören Entwürfe für das Hans-Arp-Museum in Remagen sowie der Neubau eines Antikenmuseums (Einbeziehung der Ara Pacis Augustae) in Rom. Meier ist auch als Designer tätig (u. a. Entwürfe für Möbel, Geschirr, Gläser, Bestecke). 1984 erhielt er den Pritzker-Preis.
Weitere Werke: Haus Douglas in Harbor Springs, Michigan (1971-73); Atheneum in New Harmony, Indiana (1975-79); Getty Center in Los Angeles, Calif. (1984-97); Museum für Zeitgenössische Kunst in Barcelona (1990-95); Hauptquartier für Canal plus S. A. in Paris (1989-92); Stadthaus und Daimler-Benz-Forschungszentrum in Ulm (1989-93); Stadthaus in Den Haag (1990-95); Museum of Television and Radio in Los Angeles (1996); Geschäfts- und Bürohaus »White Plaza« in Basel (1998.); Verwaltungsgebäude Rickmers Reederei in Hamburg (2001).
R. M., architect (New York 1984);
Architekten - R. M., bearb. v. K. Offermann (1988);
R. M. Buildings for art. Bauen für die Kunst, hg. v. W. Blaser (Basel 1990);
R. M. Bauten u. Projekte 1979-1989, Beitrr. v. K. Frampton u. a. (a. d. Engl., 1991);
W. Blaser: R. M. - Details (Basel 1996, dt. u. engl.);
R. M., bearb. v. S. Cassarà (a. d. Ital., 1996);
8) Waltraud, Sängerin (Mezzosopran), * Würzburg 9. 1. 1956; gab 1976 ihr Debüt in Würzburg; es folgten Engagements in Mannheim (1978-80), Dortmund (1980-83), Hannover (1983-84) und Stuttgart (1985-88). Bekannt wurde sie v. a. durch ihre Auftritte bei den Bayreuther Festspielen, wo sie als Kundry in R. Wagners »Parsifal« sowie mit der Interpretation der Isolde in »Tristan und Isolde« große Erfolge feierte. Meier ist Gast an den bedeutenden Opernbühnen Europas und der USA; gefragte Konzertsängerin.
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Mei|er, der; -s, - [mhd. meier, ahd. meiur, maior, gek. aus spätlat. maior domus, ↑Majordomus; 3: nach dem häufigen Familienn. Meier]: 1. (hist.) Verwalter eines Fronhofs. 2. (veraltet, noch landsch.) Pächter, Verwalter eines Gutes: ∙ die Beförderung zum Aufseher und dann zum M. (Ebner-Eschenbach, Gemeindekind 62). 3. *wenn ..., dann heiß ich M.; ich will M. heißen, wenn ... (ugs.; das, was vielleicht vermutet werden könnte, ist bestimmt nicht der Fall ).
Universal-Lexikon. 2012.