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Dortmund
Dọrt|mund:
Stadt im Ruhrgebiet.

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Dọrtmund,
 
kreisfreie Stadt im Regierungsbezirk Arnsberg, Nordrhein-Westfalen, 60-254 m über dem Meeresspiegel, mit 590 200 Einwohner größte Stadt und bedeutendster Verkehrsknotenpunkt Westfalens, im östlichen Ruhrgebiet an der oberen Emscher, mit Museum für Kunst und Kulturgeschichte, für Naturkunde, für Kunst der Gegenwart (Museum am Ostwall), Westfälisches Schulmuseum, Kriminalmuseum, Brauereimuseum sowie wissenschaftliche Instituten, darunter Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie, Fraunhoferinstitut für Materialfluss und Logistik, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Zeitungsforschungsinstitut, Institute für Kinderernährung, für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie sowie für Landes- und Stadtentwicklungsforschung, Materialprüfungsamt Nordrhein-Westfalen, Westfälisches Wirtschaftsarchiv, Stadt- und Landesbibliothek, Sozialakademie, Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, Universität (1968 eröffnet), Fachhochschule, Abteilung Dortmund der Hochschule für Musik Detmold; Westfalenpark mit Fernsehturm (212 m hoch) und Rosarium, Westfalenhalle, Westfalenstadion, Stadion »Rote Erde«, Pferderennbahn (in Wambel), Spielbank (in Hohensyburg).
 
In den vergangenen Jahren hat sich die einstige Industriestadt zu einem Zentrum für Dienstleistungen und Forschung entwickelt (u. a. ist Dortmund ein Zentrum der deutschen Versicherungswirtschaft und wichtiger Medienstandort in Nordrhein-Westfalen). Die einst bedeutende Steinkohlenförderung und die Stahlerzeugung sind erloschen. Wichtig sind Betriebe des Maschinenbaus, der Metallverarbeitung (v. a. Brücken- und Leichtmetallbau), der elektrotechnische und der Nahrungsmittelindustrie (hier v. a. die Großbrauereien) sowie Druckereien. Dortmund hat eine U-Bahn; Hafen am Dortmund-Ems-Kanal, Umschlag (1999) 3,1 Mio. t; Flughafen in Wickede.
 
Stadtbild:
 
Hauptkirche der Stadt ist Sankt Reinoldi (13.-15 Jahrhundert, Westturm 1701 vollendet) mit reicher Innenausstattung (spätgotischer Schnitzaltar; Adlerpult, um 1450). Die Marienkirche (um 1180, Chor um 1350-60) birgt den Marienaltar (um 1420) von Konrad von Soest, die Propsteikirche (14.-15. Jahrhundert) einen Flügelaltar von D. Baegert (1476 vollendet), die Petrikirche (14. Jahrhundert) einen Antwerpener Schnitzaltar (um 1520; mit über 600 Figuren und 48 Gemälden). Nennenswert sind weiterhin die evangelische Peterskirche in Hohensyburg (ein einschiffiger Bau des 12. Jahrhunderts mit älteren Bauteilen), die evangelische Pfarrkirchen Sankt Georg in Aplerbeck (12. Jahrhundert) und Sankt Johannes der Täufer in Brechten (2. Hälfte 13. Jahrhundert, mit spätromanischer Wandmalerei) sowie die Paul-Gerhardt-Kirche von O. Bartning (1950) und Sankt Bonifatius von E. Steffann (1953-54). Die Wasserburg »Haus Bodelschwingh« im Stadtteil Bodelschwingh, 1302 erstmals erwähnt, stammt im Wesentlichen aus dem 16./17. Jahrhundert (»Vogtsturm«). Das Rathaus aus dem 13. Jahrhundert wurde 1945 zerstört, die Fassade 1955 abgetragen. Die Maschinenhalle der Zechen »Zollern II/IV« in Bövinghausen, eine schlossartige Anlage mit Jugendstilelementen von B. Möhring und R. Krohn (1902/03), ist heute Teil des Westfälischen Industriemuseums; auf der Zeche »Hansa« steht ein Malakoffturm von 1873, in Greve ein schmiedeeiserner Wasserturm von 1904. Zu den modernen Bauten gehören die neue Westfalenhalle (1949-52), das Stadttheater (1956-65), die Spielbank von H. Deilmann (1982-85) sowie das Rathaus am Friedensplatz (1989 eröffnet). Am Ostwall wurde 1992 auf den Fundamenten des mittelalterlichen Wehrturmes der Adlerturm neu errichtet. Der Neubau der Stadt- und Landesbibliothek (Architekt: Mario Botta) wurde 1999 fertig gestellt. - Zum Gedenken an die Ermordung von Zwangsarbeitern durch die Gestapo 1945 wurde das Mahnmal in der Bittermark errichtet.
 
Geschichte:
 
Dortmund entstand in Anlehnung an einen karolingischen Königshof am Hellweg, der hier von einer Nord-Süd-Straße gekreuzt wurde, und entwickelte sich dank seiner verkehrsgünstigen Lage rasch zum Handelsort. Um 880/884 als Throtmanni (1152 »Tremonia«, 1222 »Dortmunde«) erwähnt, erhielt die Stadt wohl vor 900 ihr erstes Marktrecht und war später Oberhof des bedeutendsten westfälischen Stadtrechtskreises. Seit 1220 als Reichsstadt bezeugt, blieb sie die einzige im westfälischen Raum und konnte 1343 und 1504 die umliegende Grafschaft Dortmund erwerben; 1332 erhielt die Stadt durch das »Privilegium Ludovicum« ihre Rechte und Freiheiten bestätigt. In der Mitte des 14. Jahrhunderts war Dortmund unter Überflügelung von Soest Vorort des »gemeinen Kaufmanns von Westfalen« im Rahmen der Hanse. In der »Großen Dortmunder Fehde« 1388/89 konnte Dortmund zwar seine Selbstständigkeit behaupten, seine Wirtschaft lag aber seitdem danieder. Am Anfang des 15. Jahrhunderts gewann der Dortmunder Freistuhl als bekanntestes Femegericht Deutschlands Vorbildfunktion für die Entwicklung des Femerechts; die Stadt galt als Vorort der westfälischen Feme. Seit 1523 setzte sich der protestantische Glaube durch. 1543 wurde ein evangelisches Archigymnasium gegründet, 1570 das Augsburger Bekenntnis angenommen.
 
Ab Mitte des 16. Jahrhunderts sank Dortmund infolge von Seuchen, Kriegseinwirkung und auch durch den die Reichsstädte beeinträchtigenden landesherrlichen Merkantilismus zu einer Ackerbürgerstadt herab. Die um 1618 etwa 7 000 Einwohner starke Stadt zählte nach dem Dreißigjährigen Krieg (1648) nur mehr etwa 2 000 Bürger. Nur allmählich wuchs die Einwohnerzahl an. 1803 kam Dortmund zu Nassau, 1808 zum Großherzogtum Berg und wurde 1809 zur Hauptstadt des Ruhr-Départments erklärt. Seit 1815 war Dortmund preußische Kreisstadt. Mit der Errichtung Eisen verarbeitender Betriebe und dem einsetzenden Tiefbergbau auf Kohle nahm Dortmund um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine rasche Entwicklung zur Industriestadt, die bereits 1847 an die damals gegründete Köln-Mindener Eisenbahn angeschlossen wurde. 1899 förderte die Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals samt der Anlage eines Hafens in Dortmund den industriellen Ausbau weiter. Die steigenden Einwohnerzahlen (1818: etwa 4 300, 1871: 44 400, 1880: 66 500, 1895: 110 000, 1905: 175 600, 1910: 260 000 und 1925: 320 000 Einwohner) gingen einher mit der schrittweisen Ausweitung des Stadtgebiets durch Eingemeindung umliegender Ortschaften. Im Zweiten Weltkrieg wurde Dortmund (1940: 540 000 Einwohner) in alliierten Bombenangriffen 1942-45 zu rd. 65 % zerstört (die Innenstadt zu 93 %; besonders am 12. 3. 1945).
 
Literatur:
 
Gesch. der Stadt D., Beitrr. v. G. Luntowski u. a. (1994).
 

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Dọrt|mund: Stadt im Ruhrgebiet.

Universal-Lexikon. 2012.