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Ar|chäo|lo|gie, die; -, -n [griech. archaiologi̓a = Erzählungen aus der alten Geschichte, zu: archaĩos ↑ (Archaik) u. lógos, ↑ Logos]:
Wissenschaft von den sichtbaren Überresten alter Kulturen; Altertumsforschung, -kunde, -wissenschaft:
industrielle A. (Industriearchäologie).
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Archäologie
die, -, Altertumskunde, ursprünglich die Erforschung nicht zur Sprachwissenschaft gehörender Gebiete des Altertums (Geschichte, Sitten, Mythen, Antiquaria); seit Karl Otfried Müller (* 1797, ✝ 1840) die Wissenschaft von den Kunst- und Baudenkmälern des Altertums, heute wieder allgemeiner gefasst als Wissenschaft vom Altertum und anderen frühen Hochkulturen der Erde, soweit sich diese aus Denkmälern, Bodenfunden und Schriftquellen erschließen lassen. Die Grenzen zur prähistorischen Archäologie (Vorgeschichte) sind fließend.
Archäologie als historische Wissenschaft hat die möglichst weitgehende Erforschung einer älteren Kultur zum Inhalt. Insofern lassen sich bei ihr ebenso viele Bereiche unterscheiden wie es Kulturbereiche gibt. Die Herausbildung spezieller Fachgebiete ist in den einzelnen Ländern unterschiedlich und von der jeweiligen historischen Situation abhängig. So hat es in China eine einheimische Archäologie schon in der Songzeit gegeben (960-1279). In Europa steht wissenschaftsgeschichtlich die Erforschung der griechisch-römischen Antike seit Humanismus und Renaissance am Anfang archäologischer Tätigkeit. Zur Abgrenzung von anderen Richtungen wird sie heute als klassische Archäologie oder Archäologie schlechthin bezeichnet und umfasst im östlichen Mittelmeerbereich die ägäische Kultur (seit dem 3. Jahrtausend v. Chr.) mit der Kykladenkultur, der minoischen und der mykenischen Kultur, die Griechen seit dem 12. Jahrhundert, Italien etwa seit dem 8. Jahrhundert (Etrusker) und die griechischen Kolonien seit dem 7. Jahrhundert v. Chr., den hellenisierten Orient und das Gebiet des Römischen Reiches. Als Spezialgebiet für dessen nördliche Randprovinzen hat sich die provinzialrömische Archäologie (Rheinland, Süddeutschland, Österreich, Schweiz, Balkanstaaten, Frankreich, Niederlande, Belgien, Großbritannien u. a.) herausgebildet. Zeitlich schließt die christliche Archäologie der Spätantike an. Mittelalterliche Archäologie fällt in den Bereich der Frühgeschichte oder der Landesgeschichte. Im 19. Jahrhundert und teilweise noch im 20. Jahrhundert wurden archäologische Aufgaben von sprachwissenschaftlich orientierten Fächern (z. B. Ägyptologie, Indologie), historischen Fächern (z. B. Landesgeschichte) oder kulturhistorischen Fächern (z. B. Ethnologie) mit wahrgenommen. Die fachliche Verselbstständigung einzelner Zweige der Archäologie war vielfach vom Zufall und den Gegebenheiten einzelner Universitäten (oder Museen) abhängig. Eigenständigkeit besitzen neben der klassischen Archäologie heute die Vorgeschichte und Frühgeschichte sowie die vorderasiatische und ägyptische Archäologie; dagegen sind andere Gebiete zum Teil noch im Bereich größerer Fächer angesiedelt, z. B. biblische Archäologie (Theologie), indische Archäologie (Indologie), nordamerikanische Archäologie, mittelamerikanische und südamerikanische Archäologie (Ethnologie), chinesische Archäologie (Ethnologie oder Sinologie).
Eine einheitliche Gliederung der verschiedenen Zweige der Archäologie gibt es nicht. Gemeinsam ist allen, dass sie aufgrund der Auswertung von Denkmälern, Bodenfunden und Schriftquellen versuchen, das Bild einer geographisch und zeitlich begrenzten Kultur nachzuzeichnen. Im Zentrum stehen dabei Fragen nach Wirtschafts- und Siedlungswesen, Formen des Alltagslebens, Totenbrauchtum und religiösen Vorstellungen; eine wichtige Stellung nimmt die Beschäftigung mit den Kunstdenkmälern ein (Kunstarchäologie); Stilanalyse, Motiv- und Typenforschung sowie Ikonographie werden als Methoden zur Erschließung des Materials verwendet. Hinzu kommen Hermeneutik, Funktions- und Bedeutungsanalyse. Soweit möglich, durchdringen sich theoretische und praktische Forschung (Feldarchäologie, Ausgrabung, Ausgrabungsbefund, Feldforschung). Bei der Auswertung von Bodenfunden und Denkmälern gewinnt die Zusammenarbeit mit den Naturwissenschaften zunehmend an Bedeutung (z. B. Anthropologie, Paläobotanik, Geologie, Physik, Chemie; Altersbestimmung, Archäometrie), was ebenfalls für die moderne Technik gilt (Luftbildarchäologie, Unterwasserarchäologie). Bestimmung von Nahrungsmitteln gehört ebenso zur Aufgabe der Archäologie wie die Erhellung der allgemeinen Vegetations- und Klimaverhältnisse.
Die klassische Archäologie, als die älteste europäische Archäologie, nimmt in Deutschland aufgrund der humanistischen Tradition immer noch eine besondere Stellung ein. Während sich seit der Renaissance zunächst Künstler und Antiquare mit der Erfassung und Sammlung von Denkmälern beschäftigten, sind es seit dem 18. Jahrhundert in zunehmendem Maß auch Philologen. Große Bedeutung haben die von der »Society of Dilettanti« in London geförderten topographischen Untersuchungen in der Türkei und Griechenland sowie die Forschungen (Vermessungen und Zeichnungen) französischer Militärs in Ägypten während Napoleons ägyptische Expedition (1798-1801) und später auch in Griechenland. Mit den Schriften J. J. Winckelmanns verlagerte sich für lange Zeit der Interessenschwerpunkt auf die Kunstarchäologie; das 19. Jahrhundert hat durch Ausgrabungen, systematische Erfassung von Museumsbeständen und Denkmälerklassen, die Gründung der ersten archäologischen Auslandsinstitute (Deutsches Archäologisches Institut) und die Einrichtung eines selbstständigen Faches Archäologie an den deutschen Universitäten die wesentlichen Grundlagen für die heutige Forschung geschaffen.
Archaeologia mundi, hg. v. J. Marcadé, 28 Bde. (Genf 1965-79);
W. Wolf: Funde in Ägypten. Gesch. ihrer Entdeckung (1966);
Die illustrierte Weltgesch. der A., hg. v. L. Fasani (a. d. Ital., 1979);
Lübbes Enzykl. der A., hg. v. G. Daniel (a. d. Engl., 1980);
S. Lloyd: Die A. Mesopotamiens (a. d. Engl., 1981);
S. Champion: Lex. archäolog. Fachbegriffe u. Techniken (a. d. Engl., 1982);
D. P. Agrawal: The archaeology of India (London 1982);
F. W. Deichmann: Einf. in die Christl. A. (1983);
R. C. A. Rottländer: Einf. in die naturwiss. Methoden in der A. (1983);
L. R. Binford: Die Vorzeit war ganz anders. Methoden u. Ergebnisse der neuen A. (a. d. Engl., 1984);
V. Fritz: Einf. in die Bibliogr. der A. (1985);
E. Gorys: Hb. der A. Ausgrabungen u. Ausgräber, Methoden u. Begriffe (1989);
Franz G. Maier: Von Winckelmann zu Schliemann. A. als Eroberungswiss. des 19. Jh. (1992);
Vorstoß in die Vergangenheit. Archäolog. Entdeckungen in Deutschland, hg. v. G. Graichen u. H. H. Hillrichs (1992);
H. G. Niemeyer: Einf. in die A. (41995);
Schliemanns Erben. Entschlüsseln Archäologen unsere Zukunft?, hg. v. G. Graichen u. M. Siebler (1996);
Klass. A., hg. v. A. H. Borbein (2000);
R. Vollkommen: Sternstunden der A. (2000);
E. Zangger: A. im 21. Jh. (Tb.-Ausg. 2001).
Zeitschriften: Archaeology (New York 1948 ff.);
Archaeological Reports (London 1954 ff.);
Antike Welt (Küsnacht 1970 ff.);
A. in Dtl. (1984 ff.).
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Ar|chä|o|lo|gie, die; - , -n [griech. archaiología = Erzählungen aus der alten Geschichte, zu: archaĩos (↑Archaik) u. lógos, ↑Logos]: Wissenschaft von den sichtbaren Überresten alter Kulturen; Altertumsforschung, -kunde, -wissenschaft: industrielle A. (Industriearchäologie).
Universal-Lexikon. 2012.