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West|ịndische Ịnseln,
West|ịndi|en, Karibische Ịnseln, die Inselwelt Mittelamerikas, die sich in einem lockeren, 4 000 km langen Bogen zwischen den Kontinenten Nord- und Südamerika erstreckt und das Karibische Meer und den Golf von Mexiko vom Atlantik abtrennt. Die Westindischen Inseln umfassen 234 478 km2 mit (1997) 36 Mio. Einwohner. Gegliedert werden sie in drei Gruppen: Große Antillen, Kleine Antillen und Bahamainseln (Bahamas). Die Großen Antillen umfassen die im Wesentlichen in West-Ostrichtung angeordneten Inseln Kuba, Jamaika, Hispaniola und Puerto Rico. Bei den Kleinen Antillen werden die in einem nach Nordosten konvexen Bogen ziehenden Inseln über dem Winde (von den Virgin Islands bis Trinidad; 800 km) von den sich in West-Ostrichtung vor der venezolanischen Küste erstreckenden Inseln unter dem Winde (von Aruba bis zu den Islas Los Testigos) unterschieden. Im englischen Sprachgebrauch wird die nördliche Gruppe der Inseln über dem Winde, von den Virgin Islands bis Marie-Galante, Leeward Islands genannt, die südliche Gruppe, von Dominica bis Grenada, Windward Islands (Barbados sowie Trinidad und Tobago zählen nicht dazu).
Bei den Gebirgen im Bereich der Antillen handelt es sich überwiegend um Bruchfaltengebirge, die die nord- und südamerikanischen Kordilleren in die Inselwelt hinein fortsetzen. Erd- und Seebeben sowie der Vulkanismus (aktive Vulkane auf Guadeloupe, Martinique, Saint Vincent und Montserrat) weisen auf die Labilität der Erdkruste hin. Die Kette der Inseln über dem Winde besteht von Saba bis Grenada aus einem inneren Bogen vulkanischer Inseln; der äußere Bogen, von Anguilla bis Barbados, besteht aus niedrigen Kalktafeln. Große Teile der Ebenen Kubas, v. a. aber die Bahamainseln sind ebenfalls aus Kalken aufgebaut. Da diese auch in den Bruchfaltengebirgen weit verbreitet sind, treten in erheblichem Umfang Karsterscheinungen auf, überwiegend in Form von Dolinenkarst, weniger als Turm- oder Kegelkarst (v. a. Kuba, Jamaika).
Klima und Vegetation:
Allen Westindischen Inseln gemeinsam ist die Lage in den vom Nordostpassat beherrschten Randtropen. Die Passatströmung führt vom Atlantik her feuchtlabile Luftmassen heran. Die gesamte Inselwelt ist daher mehr oder weniger humid, mit Ausnahme der vor der südamerikanischen Küste gelegenen ariden Inseln unter dem Winde. Die Unterschiede der Humidität im Einzelnen werden durch das Relief bestimmt (Höhe, Luv oder Lee). Bei gleichmäßigem Jahresgang der Temperatur (mit einer Amplitude der Monatsmittel von 6 ºC auf den Bahamainseln und von 2 ºC auf den Inseln unter dem Winde) beträgt die mittlere Jahrestemperatur im Meeresniveau überall zwischen 25 ºC und 27 ºC. Alle Inseln außer Trinidad und den Inseln unter dem Winde geraten zwischen Juni und November in das Niederschlagsfeld tropische Wirbelstürme (Hurrikane). Entsprechend der Abstufung der Klimate von Aridität bis zu Vollhumidität besteht eine oft auf kurze Entfernung wechselnde Abfolge klimatischer Pflanzenformationen von Dorn- und Sukkulentenwald über den regengrünen Trockenwald und den regengrünen Feuchtwald bis zum immergrünen Regenwald. Dieser geht mit zunehmender Höhe in immergrünen Bergwald über. Darüber setzt der immergrüne Nebelwald ein. Die natürliche Vegetation ist allerdings durch menschliche Eingriffe stark dezimiert worden.
Die indianische Urbevölkerung ist weitgehend vernichtet. An der Bevölkerung haben die Nachkommen der seit Beginn des 16. Jahrhunderts als Sklaven für die Plantagenarbeit eingeführten afrikanischen Schwarzen und die Mulatten den stärksten Anteil (mehr als die Hälfte), v. a. im ehemals britischen und französischen Einflussgebiet. Weiße (insgesamt etwa 40 %) sind am stärksten im früher spanischen Kolonialgebiet vertreten, das mit Kuba, der Dominikanischen Republik und Puerto Rico 72 % der Fläche und 64 % der Bevölkerung umfasst. Nach Aufhebung der Sklaverei sind außerdem Asiaten (Inder, Chinesen) und Araber (Libanesen) eingewandert. Weiteres: Lateinamerika.
Lateinamerika.
Vorgeschichte, altindianische Kulturen:
Die alteingesessene Bevölkerung, die westindischen Indianer, sind als eigenständige kulturelle Einheiten erloschen; nur wenige leben heute auf Dominica und Saint Vincent (Yellow Caribs). Zur Zeit der Entdeckung durch C. Kolumbus betrug ihre Zahl schätzungsweise 250 000. Damals lebten auf den Bahamainseln und den Großen Antillen die zu den Aruak zählenden Taino. In Randgebiete Kubas und Hispaniolas abgedrängt waren damals schon die Tagetsa (Makorí, Ciboney) und Guanahatabey, Fischer und Sammler, deren Vorfahren gegen 3000 v. Chr. die Westindischen Inseln von Südamerika aus als Erste kolonisierten und später sogar bis Florida vorrückten. Auf den Kleinen Antillen siedelten ursprünglich die Aruak sprechenden Eyerí; noch vor Ankunft der Spanier wurden diese jedoch von eingefallenen Kali'na (Küsten-Kariben) aus Venezuela fast völlig aufgerieben. Nur die Sprache der Eyerí hat sich im Idiom der Schwarzen Kariben erhalten.
1492 entdeckte Kolumbus auf seiner vermeintlichen Westfahrt nach Indien die Antillen (daher der Name Westindien); erste spanische Niederlassungen entstanden auf Hispaniola 1494-96. Nach der Eroberung Mexikos und Perus wanderten Spanier von den Antillen dorthin ab. Im 17. Jahrhundert drangen Holländer, Franzosen und Briten nach, zunächst als Freibeuter (Flibustier); 1621 folgte die Gründung der holländischen Westindischen Kompanie und 1664 die der französischen Westindischen Kompanie. Die Engländer nahmen 1652 Barbados, 1655/60 Jamaika, 1718 die Bahamainseln und 1797 Trinidad in Besitz, die Franzosen 1635 Guadeloupe, Martinique und die westliche Hälfte von Hispaniola (auf Dauer 1697; den Osten erhielten sie 1795), die Holländer 1634 Curaçao, die Dänen 1672 Saint Thomas. 1763 trat Frankreich Dominica, Saint Vincent, Grenada, 1814 Saint Lucia und endgültig Tobago an Großbritannien ab. 1804 wurde Haiti unabhängig.
Unter Präsident F. D. Roosevelt gingen die USA von der Politik der Interventionen in Zentralamerika und auf den Westindischen Inseln (1898 auf Kuba, 1915 in der Republik Haiti, 1916 in der Dominikanischen Republik) zur »Politik der guten Nachbarschaft« über. Dank ihrer wirtschaftlichen und militärischen Stärke blieb jedoch ihre Vorherrschaft gewahrt. In Verträgen mit Großbritannien konnten die USA ihr militärisches Stützpunktsystem seit 1941 ausbauen. 1952 erhielt Puerto Rico die Stellung eines mit den USA assoziierten Staates. Die Umgestaltung Kubas zu einem kommunistischen Staat (seit 1959) und der sowjetische Versuch, dort weit reichende Raketen zu stationieren, führten 1962 zu einer weltpolitischen Krise (Kubakrise).
1958 schlossen sich die britischen Gebiete (Barbados, Windward Islands und Leeward Islands, Jamaika sowie Trinidad und Tobago) zur Westindischen Föderation zusammen. Sie zerbrach 1961 durch den Austritt Jamaikas sowie Trinidads und Tobagos, die 1962 unabhängig wurden. 1966 erlangte Barbados die Unabhängigkeit. 1967 entstanden die Westindischen Assoziierten Staaten. 1973 wurden die Bahamas, 1974 Grenada unabhängig, im September 1983 Saint Kitts und Nevis. Britische Kolonien blieben Cayman Islands, Turks- und Caicosinseln, British Virgin Islands, Montserrat. Die französischen Besitzungen Martinique und Guadeloupe wurden 1946 zu französischen Überseedépartements erklärt, die dem (ehemaligen) Mutterland gleichgestellt sind. Die Niederländischen Antillen genießen seit 1954 innerhalb des Königreichs der Niederlande Autonomie. Die politische Dominanz der USA wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder auch durch militärische Aktionen bestätigt (1965 in der Dominikanischen Rep, 1983 in Grenada). Auch an der multinationalen Eingreiftruppe in Haiti waren meist US-Soldaten beteiligt. - Bis in die Gegenwart kommt es bei den kleinen Inselstaaten immer wieder zu Umstrukturierungen durch Abspaltungen und Assoziationsvereinbarungen. Eine übergreifende Organisation ist die Karibische Gemeinschaft.
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Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Taino und Kariben vor Kolumbus
Universal-Lexikon. 2012.