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Kupferstich
Kụp|fer|stich 〈m. 1Ergebnis der Kupferstechkunst, Abzug von der Kupferplatte mit der eingeritzten Zeichnung; Sy Chalkografie; →a. Kupferstechkunst

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Kụp|fer|stich, der (Grafik):
1. <o. Pl.> Verfahren, bei dem mit dem Grabstichel eine Zeichnung in eine polierte Kupferplatte eingeritzt u. diese dann zur Herstellung von Abzügen in den Vertiefungen eingefärbt wird.
2. nach dem Verfahren des Kupferstichs (1) hergestelltes Blatt.

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Kupferstich,
 
Chalkographie [ç-], innerhalb der druckgrafischen Verfahren die früheste Tiefdrucktechnik. Als Druckträger dient eine glatt polierte Metallplatte, meist aus Kupfer. Die Zeichnung wird vom Kupferstecher mit dem Grabstichel oder mit anderen Werkzeugen, die zum Stechen und Gravieren in den Goldschmiedewerkstätten verwendet werden, als Furchen eingegraben. Auch die Platte selbst und der Abdruck von dieser Platte werden als Kupferstich bezeichnet. Für den Abdruck wird flüssige Druckfarbe in die entstandenen Vertiefungen eingerieben und, nachdem die glatten, nicht druckenden Formoberflächenteile des Druckträgers freigewischt sind, in der Kupferdruckpresse auf das angefeuchtete Papier übertragen. Je nach Tiefe und Breite der eingegrabenen Furchen entstehen Tiefdrucke mit kräftigen oder zarteren Linien und Schraffen. Farbiger Kupferstich entsteht entweder durch Bemalung des Papiers nach dem Druck (früher »Illuminieren«) oder durch gleichzeitiges Einfärben der Platte mit verschiedenen Farben, gegebenenfalls mithilfe von Pinseln. Der Kupferstich eignet sich für einen betont linearen Zeichenstil. Zur Ausführung von Korrekturen werden die fehlerhaften Stellen poliert. Da beim Ausheben der Furchen an den Rändern kleine Metallspäne mitgerissen werden, die beim Abdruck als Grat in Erscheinung treten, kann eine Nachbearbeitung mit dem Dreikantschaber erfolgen.
 
Wird anstelle des Stichels eine scharf geschliffene Stahlnadel (kalte Nadel) oder ein Diamantstift benutzt, entsteht beim Ritzen, entsprechend der Haltung der Nadel, ein deutlicher Grat, der für die Kaltnadeltechnik charakteristisch ist und der sichtbar stehen bleibt. Bei der Schabkunst (Schwarzkunst) oder Mezzotintotechnik wird die Platte mittels eines fein gezähnten Granierstahls (Wiegeeisen) gleichmäßig aufgeraut. Die Stellen, die beim Abdruck in dem samtartigen Schwarz hell erscheinen sollen, werden mit Polierstahl und Schaber wieder geglättet, sodass sie beim Einfärben keine oder nur wenig Farbe annehmen. Die Farbe haftet nur an den aufgerauten Stellen. Die Mezzotintotechnik ist wegen der Möglichkeit, Tonübergänge zu erzeugen, zur Wiedergabe von Pastellen und Ölgemälden geeignet. Ähnlich wirkt die mit Punzen erzeugte Punktiermanier. Außer auf kaltem Wege können Drucke auch durch Ätzverfahren gewonnen werden, unter denen die Radierung am beliebtesten ist, gefolgt von der Aquatinta und der Crayonmanier, deren Drucke Kreidezeichnungen gleichen.
 
An der bereits zum Druck verwendeten Platte lassen sich noch Änderungen anbringen, weshalb man verschiedene Plattenzustände (Etats) unterscheidet. Von ihnen abzuheben sind nach Abnutzung der Platte durchgeführte Überarbeitungen. Eine Kupferstichplatte ermöglicht etwa 200 vorzügliche, 600 gute, 800 leidliche und noch viele minderwertigere Abzüge, eine Kaltnadelplatte erheblich weniger. Zur Erzielung größerer Auflagen verstählt man heute die Platten, stellt auch Galvanos von ihnen her. Aus dem gleichen Grund wurde auch im 19. Jahrhundert der Stahlstichdruck verwendet, der keine Beziehung zur Eisenätzung hat.
 
Geschichte:
 
Die Anfänge der Technik des Kupferstichs gehen in das frühe 15. Jahrhundert zurück, wo zuerst in Deutschland, aber auch bald in den Niederlanden und Italien Kupfersticharbeiten entstanden. Bedeutende frühe Kupferstecher sind der Spielkartenmeister, der oberrheinische Meister der Berliner Passion von 1446 und der Meister E. S., aus dessen Stichen sich die Entwicklung zu größerer Wirklichkeitsnähe ablesen lässt. M. Schongauer verband die Ergebnisse des Naturstudiums mit Linienschönheit und rhythmische Ausgeglichenheit. Am Ober- und Mittelrhein wirkte der Hausbuchmeister, der Kaltnadelarbeiten von großer Zartheit schuf. Der fruchtbarste Meister seiner Zeit war I. van Meckenem der Jüngere. Italien stand zunächst hinter Deutschland zurück. A. del Pollaiuolo und A. Mantegna, dessen mythologische Blätter A. Dürer zur Nachahmung reizten, waren die bedeutendsten Stecher. In Deutschland brachte Dürer den Kupferstich zu höchster Vollendung, v. a. in den drei Meisterstichen »Ritter, Tod und Teufel« (1513), »Der heilige Hieronymus im Gehäus« (1514) und »Melancolia« (1514). Er arbeitete auch mit der kalten Nadel. An ihn schlossen sich in Nürnberg die Kleinmeister sowie A. Hirschvogel und H. S. Lautensack an. Ihnen waren in Regensburg A. Altdorfer und in Passau W. Huber überlegen. In den Niederlanden ragten Lucas van Leyden und D. Vellert hervor. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts führten C. Cort und H. Goltzius den Kupferstich zu einer letzten Blüte, die von den Rubensstechern in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts fortgeführt wurde. In Italien verband M. Raimondi aus Bologna Dürers Technik mit Raffaels Stil. Von Parma aus wirkte Parmigianino über seinen Schüler F. Primaticcio bis nach Fontainebleau. Erst jetzt nahm Frankreich diese Stichtechnik auf. J. Duvet, J. Cousin der Jüngere, É. Laune und der Architekt J. Ducerceau waren die ersten Meister.
 
Seit dem 17. Jahrhundert bevorzugten die hervorragendsten Künstler die Radierung. Der Kupferstich behielt seine Bedeutung für den Ornamentstich, für die Illustration wissenschaftlicher Traktate und Topographien sowie für das Titelblatt (Titelkupfer) und die Vignetten vieler literarischen Werke. Im 20. Jahrhundert haben einzelne Künstler den Kupferstich wieder aufgenommen (z. B. P. Picasso), in der Buchillustration der jüngsten Zeit ist Baldwin Zettl (* 1943) zu nennen.
 
Literatur:
 
F. Lippmann: Der K. (71963);
 F. van der Linden: DuMont's Hb. der graph. Techniken (1983);
 
Das gestochene Bild. Von der Zeichnung zum K., bearb. v. C. von Heusinger u. a., Ausst.-Kat. (1987);
 W. Koschatzky: Die Kunst der Graphik. Technik, Gesch., Meisterwerke (101988).

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Kụp|fer|stich, der (Grafik): 1. <o. Pl.> Verfahren, bei dem mit dem Grabstichel eine Zeichnung in eine polierte Kupferplatte eingeritzt u. diese dann zur Herstellung von Abzügen in den Vertiefungen eingefärbt wird. 2. nach dem Verfahren des Kupferstichs (1) hergestelltes Blatt.

Universal-Lexikon. 2012.