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lei|den ['lai̮dn̩], litt, gelitten:1. <itr.; hat einen Zustand von schwerer Krankheit, seelischem Leiden oder Schmerzen zu ertragen haben:
sie hat bei dieser Krankheit viel leiden müssen; er hatte schwer zu leiden.
2. <itr.; hat an einem bestimmten Leiden erkrankt sein, von etwas körperlich oder seelisch stark beeinträchtigt werden:
an einer schweren Krankheit leiden; unter der Einsamkeit, der Hitze, dem Gefühl der Unsicherheit leiden.
Syn.: ↑ kranken an.
3. <itr.; hat von etwas (Negativem) betroffen sein:
Syn.: ↑ ertragen.
4. ☆ jmdn., etwas nicht leiden können: jmdn., etwas nicht gernhaben, nicht mögen; jmdm. nicht gutgesinnt sein:
ich kann ihren Freund, diese Musik nicht leiden; sie konnte es nicht leiden, wenn sie beim Telefonieren gestört wurde/beim Telefonieren gestört zu werden.
Syn.: jmdn., etwas gefressen haben (ugs.); jmdn., etwas nicht ausstehen können; jmdn., etwas nicht riechen können (ugs. emotional).
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lei|den 〈V. 176; hat〉
I 〈V. intr.〉 Leid erdulden, Schmerzliches erleben ● er hat in seinem Leben viel \leiden müssen ● an, unter etwas \leiden etwas ertragen müssen; er leidet noch immer an den Folgen seines Sturzes; an einer Krankheit \leiden eine K. haben; an Schwindel \leiden; das Haus hat durch die Bomben stark gelitten ist durch B. stark beschädigt; die Bäume haben durch den Frost gelitten; unter der Hitze \leiden; er leidet sehr unter der Strenge seines Vaters ● ein \leidendes Gesicht machen ein G., als ob man sehr litte; der \leidende Teil das Opfer; bei jmdm. wohl gelitten sein bei jmdm. gern gesehen sein
II 〈V. tr.〉
2. erlauben, zulassen, dulden
● er leidet es nicht, dass man den Hund ärgert; es leidet mich hier nicht länger 〈veraltet〉 hier kann ich nicht länger bleiben ● die Sache leidet keinen Aufschub die S. eilt, darf nicht aufgeschoben werden ● jmdn. (nicht) \leiden können, mögen jmdm. (nicht) gut gesinnt sein, jmdn. (nicht) gernhaben; etwas (nicht) \leiden können, mögen (keinen) Gefallen an etwas finden
[<ahd. lidan „fahren, gehen“, dann „erdulden“ <germ. klidan „gehen“; zu idg. *kleit(h)- „(fort)gehen, sterben“; von Leid beeinflusst, aber mit diesem nicht verwandt; verwandt mit leiten, Lotse]
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lei|den <unr. V.; hat [mhd. līden, ahd. līdan, wohl rückgeb. aus: irlīdan = erfahren, durchmachen; urspr. = gehen, fahren, reisen, später an das nicht verwandte ↑ Leid angeschlossen]:
1.
a) einen Zustand von schwerer Krankheit, Schmerzen, seelischem Leiden o. Ä. auszuhalten, zu ertragen, zu erdulden haben:
er hatte schwer, unmenschlich, lange zu l.;
er musste nicht lange l. (starb eines schnellen Todes);
sie hat in ihrem Leben viel gelitten (viel Schweres durchgemacht);
b) (an einer bestimmten Krankheit, einem bestimmten Leiden) erkrankt sein:
an Rheuma, an Bronchitis l.;
sie leidet an einem hartnäckigen Ekzem, unter ständigen Kopfschmerzen;
c) (durch etw., jmdn.) körperlich od. seelisch stark beeinträchtigt werden; (etw., jmdn.) als schwer erträglich empfinden:
er litt an, unter dem Gefühl der Unsicherheit;
sie leidet sehr unter seiner Unzuverlässigkeit, unter ihrer Einsamkeit, unter ihrem Chef;
d) (durch etw.) Schaden nehmen:
die Bäume haben durch den Frost gelitten;
seine Gesundheit leidet durch die/unter den Strapazen.
2. <verblasst> von etw. (Negativem) betroffen sein:
Mangel, [großen] Hunger, Not, Schaden, Ängste, Pein, Höllenqualen l.
3.
a) <in Verbindung mit »können« od. »mögen«> gern haben; als sympathisch, angenehm o. Ä. empfinden:
jmdn. [gut, nicht] l. können;
jmdn. [gerne] l. mögen;
das Kleid mag ich nicht l.;
etw. nicht l. können (etw. unerträglich o. Ä. finden);
er kann [es] nicht l., wenn man ihn stört;
b) dulden, hinnehmen:
er konnte niemanden um sich l. (er ertrug niemandes Nähe);
er litt (duldete) das Tier nicht in seinem Haus;
<im 2. Part. in Verbindung mit »sein«:> er ist hier gelitten (man erträgt ihn, nimmt ihn hin), aber nicht gerade geliebt;
nicht sehr gelitten sein;
er ist überall, bei seinen Vorgesetzten gut gelitten (ist beliebt);
sie waren dort nur gelitten (sie waren nicht sehr beliebt).
4.
a) (von Sachverhalten o. Ä.) zulassen, erlauben (meist verneint):
der Plan leidet keinen Aufschub;
b) <unpers., meist verneint> (veraltend) es an einem bestimmten Ort aushalten:
ich leide es hier nicht länger.
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Leiden
[niederländisch 'lɛi̯də], Stadt in der Provinz Südholland, Niederlande, am Oude Rijn, 115 400 Einwohner (städtische Agglomeration 194 900 Einwohner); Universität (gegründet 1575), Laboratorium für Weltraumforschung, nationales Forschungsinstitut für Pflanzen (Rijksherbarium), Nationalmuseen für Geologie und Mineralogie, für Naturkunde, für Altertümer, für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin, für Völkerkunde, königliches Münzkabinett, botanischer Garten. Die Industrie umfasst u. a. Maschinen-, Apparate- und Karosseriebau, Textilindustrie, Herstellung von kosmetischen, Kunststoff- und Orthopädieartikeln, Computerprogrammen, Chromverarbeitung, Druckereien. Handelszentrum für Blumenzwiebeln. Die Stadt ist von Kanälen durchzogen und durch diese mit Den Haag, Haarlem und Amsterdam verbunden.
Das Stadtzentrum wird von einer sternförmigen Gracht umgeben (entlang der im 19. Jahrhundert geschleiften Wälle und Bollwerke des 17. Jahrhunderts). Im ältesten Teil von Leiden liegt auf künstlichem Hügel die Burg, umgeben von einer Ringmauer (12. Jahrhundert) mit Wehrgang. Die Sint-Pieterskerk ist eine fünfschiffige spätgotische Basilika (auf Vorgängerbau von 1121, 1294-1565) mit Umgangschor (1412 geweiht); mehrere Epitaphe (16.-18. Jahrhundert). Sint-Pancraskerk (Hooglandse Kerk), eine dreischiffige Basilika (14. Jahrhundert) mit Umgangschor (15. Jahrhundert), Ausstattung (17. Jahrhundert). Die Marekerk ist ein oktogonaler Zentralbau der Renaissance (1639-49). Die spätgotische Sint-Lodewijkskerk (1538) erhielt 1808 eine klassizistische Ausstattung. Das Rathaus, 1593/94 auf Vorgängerbau errichtet, war eines der prächtigsten Renaissancegebäude der Niederlande (1929 durch Brand zerstört, beim Neubau wurde die erhaltene Renaissancefassade restauriert); Gemeenlandshuis (1598; Vestibül und Großer Saal, 1657); ehemalige Tuchhalle (De Lakenhal, 1639/40, heute Stedelijk Museum); ehemalige Stadtwaage (1657-59). In einem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert die Bibliotheca Thysiana.
Im 11. Jahrhundert entstand am südlichen der beiden Altrheinarme die Siedlung Leiden. Die zur gleichen Zeit zwischen beiden Flussarmen angelegte Fluchtburg wurde im folgenden Jahrhundert befestigt. 1266 erhielt Leiden volles Stadtrecht. Im und nach dem niederländischen Befreiungskampf erlangte Leiden große Bedeutung als Zufluchtsort für protestantische Glaubensflüchtlinge besonders aus den südlichen Niederlanden; 1609-20 auch Exil der Pilgerväter.
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Lei|den, das; -s, - [mhd. līden, subst. Inf.]: 1. Gebrechen, Krankheit, mit der jmd. über längere Zeit od. dauernd behaftet ist: ein erbliches, chronisches, unheilbares L.; sein L. ist organisch, hat seelische Ursachen; ein altes L. machte sich wieder bemerkbar, macht ihm zu schaffen; er starb nach langem, schwerem L.; *ein langes L. (ugs. scherzh.; nicht sehr kräftige, große Person; viell. nach der bildl. Darstellung des leidenden Christus am Kreuz mit unnatürlich verlängerten Gliedern): er ist ein langes L. 2. <meist Pl.> das Erleben von Leid: die namenlosen L. der Menschen im Krieg; das L. (der Leidensweg) Christi; dass es die L. des Individuums an sich selber und an seiner Umwelt sind, denen die Literatur ihre Entstehung verdankt (Reich-Ranicki, Th. Mann 50); wie denn jeder Mensch die ihm zufallenden L. (leidvollen Erfahrungen) für die größten hält (Hesse, Steppenwolf 3); er sieht aus wie das L. Christi (ugs.; sieht sehr elend aus); die Freuden und L. des Lebens.
Universal-Lexikon. 2012.