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Ankara
Hauptstadt der Türkei

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Ạn|ka|ra:
Hauptstadt der Türkei.

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Ạnkara,
 
bis 1930 Engü (von den Europäern Angora genannt), seit 1923 Hauptstadt der Türkei, mit (1997) 2,98 Mio. Einwohner zweitgrößte Stadt des Landes (1950: 288 500, 1960: 650 100, 1970: 1,24 Mio., 1980: 1,88 Mio. Einwohner). Ankara liegt 848 m über dem Meeresspiegel in einem Becken des nördlichen zentralanatolischen Hochlands. Die orientalisch enge und winklige Altstadt zieht sich um einen steilen Felskegel mit der Zitadelle. Südlich schließt sich der moderne Stadtteil Yenişehir (»Neustadt«) an mit breiten Boulevards, Regierungsviertel und ausländische Botschaften; weitere moderne Wohnviertel seit 1940/50 im Süden, Westen und Osten.. Daneben entstanden in den Randbereichen (besonders im Norden und Osten) einfache Wohnsiedlungen (»Gecekondusiedlungen«), zum Teil mit hüttenartigen Bauten der ärmeren, aus meist ländlichen Regionen Anatoliens zugezogenen Bevölkerung. Etwa 60 % der Bevölkerung von Ankara lebt heute in derartigen Stadtteilen.
 
Die Belastung der Luft mit Schad- und Giftstoffen stellt ein ernstes Problem dar; besonders bei Inversionswetterlagen bildet sich eine dichte Dunstglocke über den im Becken liegenden Stadtteilen. Ein weiteres Problem ist die Wasserversorgung der im semiariden Gebiet liegenden stetig wachsenden Stadt. Schon in wenigen Jahren werden die vier Talsperren der Umgebung voraussichtlich nicht mehr ausreichen, u. a. auch wegen der starken Sinkstoffablagerung in den Stauseen.
 
Ankara hat eine TU (gegründet 1956) und drei weitere Universitäten (gegründet 1946, 1967 und 1982), Nationalbibliothek, archäologisches Museum (mit größter Sammlung hethitischer Kunst), ethnographisches Museum, Naturkundemuseum, Oper, Konzerthaus, mehrere Theater. Banken, Agenturen, Geschäftshäuser bilden die City an der 5 km langen Prachtachse »Atatürk Bulvarɪ«.
 
Wirtschaft:
 
Die früher bedeutende Woll- und Ziegenhaarverarbeitung ist fast erloschen. An ihre Stelle trat vielfältige Leichtindustrie (Nahrungsmittel-, Textil-, Baustoff-, Metall verarbeitende, Maschinenbau-, feinmechanische Industrie, Druckereien), die sich im Westen an der Bahnlinie nach Istanbul konzentriert. Ankara ist nach Istanbul und İzmir wichtigster Industriestandort und Handelszentrum des Landes;
 
Verkehr:
 
internationaler Flughafen Esenboğa.
 
Stadtbild:
 
Vom antiken Ankyra sind erhalten: Reste des der Göttin Roma und dem Kaiser Augustus gewidmeten Provinzialtempels (25-20 v. Chr., im 4. Jahrhundert in eine Kirche umgewandelt, im 15. Jahrhundert teilweise abgebrochen), eine Außenwand der Cella des Tempels trägt das Monumentum Ancyranum; Thermen aus der Zeit des Caracalla (212-217 n. Chr.) mit Gymnasion; die 15 m hohe Säule des Kaisers Julian, genannt Apostata (4. Jahrhundert). Die Hügelbefestigung mit doppeltem Mauerring stammt aus byzantinischer Zeit und wurde in osmanischer Zeit durch eine kleine Zitadelle verstärkt. Die älteste Moschee in der Altstadt ist die Alaeddin Camii (ursprünglich Ende 12. Jahrhundert, 1361/62 und 1433/34 umgebaut, im 19. Jahrhundert restauriert), größte Moschee Ankaras ist die Arslanhane Camii (1290). Rund um das Gebiet der Altstadt wurden im Ergebnis städtebauliche Wettbewerbe seit 1928 neue Stadtteile mit europäischem Gepräge angelegt (Pläne u. a. von C. Holzmeister, P. Bonatz, B. Taut). Im Südwesten der Stadt befindet sich das Mausoleum Atatürks (1944-1953).
 
Geschichte:
 
Ankara, das antike Ankyra, gehörte ursprünglich zu Phrygien, später zu Galatien. Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. war es Hauptort der keltischen Tektosagen. Im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. stand es unter der Oberhoheit von Rom, Pergamon, Pontos und kam 74 v. Chr. wieder zu Rom. Seit 25 v. Chr. war es als Sebaste Tectosagum Hauptstadt der römischen Provinz Galatien. Im 7./8. Jahrhundert hatte Ankara unter den Arabereinfällen schwer zu leiden und wurde im 13. Jahrhundert von den Seldschuken erobert. Seit 1361 war es im Besitz des Osmanischen Reiches, dessen Sultan Bajasid I. 1402 von den Mongolen unter Timur bei Ankara entscheidend geschlagen wurde. - Ankara erhielt des Gepräge einer islamischen Stadt mit einem Christenviertel (hauptsächlich Armenier, die aus dem Westen zuwanderten und im 15./16. Jahrhundert hier zwangsangesiedelt wurden); es war 1735-1850 auch Sitz eines armenischen Bischofs. Mustafa Kemal Atatürk wählte Ankara als Mittelpunkt der nationalen Bewegung. 1920 tagte die von den Jungtürken einberufene Nationalversammlung in Ankara, das 1923 zur Hauptstadt der Türkei erhoben wurde.
 
Literatur:
 
G. Bartsch: A. im Wandel der Zeiten u. Kulturen, Petermanns Geograph. Mitt., Jg. 98 (1954); E. Sen: Die Entwicklung der Wohngebiete der Stadt A. seit 1923 unter besonderer Berücksichtigung des Gecekondu-Phänomens (Diss. 1975);
 K. H. Karpat: The Gecekondu. Rural migration and urbanization in Turkey (Cambridge u. a. 1976).

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Ạn|ka|ra: Hauptstadt der Türkei.

Universal-Lexikon. 2012.