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1sche|ren ['ʃe:rən], schor, geschoren <tr.; hat:von Haaren befreien; (Haare) mithilfe einer Schere o. Ä. bis zum Ansatz wegschneiden, unmittelbar über der Haut abschneiden:
die Schafe scheren; ihm wurde der Kopf geschoren.
2sche|ren ['ʃe:rən], scherte, geschert (ugs.):
1. <+ sich> sich an einen bestimmten Ort begeben, sich irgendwohin entfernen (meist in Befehlen, Verwünschungen): scher dich zum Teufel! (salopp; verschwinde!).
Syn.: ↑ abhauen (ugs.), ↑ gehen, sich ↑ trollen (ugs.), sich ↑ verdrücken (ugs.), ↑ verschwinden, sich ↑ verziehen (ugs.).
2. nur verneint oder einschränkend:
a) <+ sich> jmdm./einer Sache Beachtung schenken, Interesse entgegenbringen:
er schert sich nur wenig um sie; ich schere mich nicht darum.
was die Leute reden, schert sie gar nicht, [herzlich] wenig.
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sche|ren1 〈V. tr. 211; hat〉
2. glattschneiden, beschneiden (Hecke)
● jmdn. od. ein Tier \scheren ihm Bart, Haar od. Wolle abschneiden; jmdm. den Bart, das Haar \scheren; Kettfäden \scheren auf den Scherbaum wickeln; einen Pudel \scheren; Schafe \scheren; Tuch, Teppiche \scheren; alles über einen Kamm \scheren 〈fig.〉 alles einheitlich behandeln (obwohl eine Unterscheidung angemessen wäre) [<ahd. skeran, urspr. „(zer)schneiden, zerhauen“; zu idg. *(s)ker- „schneiden“; verwandt mit scharf, Schar, Schirm]
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sche|ren2 〈V.; hat〉
I 〈V. tr.〉 es schert mich nicht es kümmert mich nicht, es ist mir volkommen gleichgültig ● was schert euch das? was geht euch das an?; was schert mich seine Meinung?
II 〈V. refl.; umg.〉 sich \scheren
1. fortgehen
2. machen, dass man fortkommt
● sich nicht um etwas \scheren sich nicht um etwas kümmern; ich schere mich nicht, 〈od. meist derb〉 ich schere mich einen Dreck, den Teufel um das, was er will, tut es ist mir völlig gleichgültig; scher dich zum Kuckuck, zum Teufel!
[<spätmhd. schern „schnell weglaufen“; zu ahd. sceron „ausgelassen sein“; zu idg. *(s)ker- „schneiden, springen“; verwandt mit scherzen]
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1sche|ren <st., selten auch: sw. V.; hat [mhd. schern, ahd. sceran, urspr. = ab-, einschneiden; trennen]:
1.
a) mithilfe einer Schere o. Ä. von Haaren befreien:
Schafe s.;
b) mit einer Schere o. Ä. dicht über der Haut abschneiden, [annähernd] bis zum Ansatz wegschneiden:
die Haare s.;
c) durch 1Scheren (1 b) der Haare entstehen lassen:
jmdm. eine Glatze s.;
d) (Textilind.) durch Abschneiden hervorstehender Fasern die Oberfläche von etw. ausgleichen:
Samt s.;
e) durch Schneiden kürzen u. in die gewünschte Form bringen.
2sche|ren <sw. V.; hat [wohl zu veraltet scheren = ausbeuten, quälen (vgl. ↑ ungeschoren), grammat. beeinflusst von ↑ 4scheren] (ugs.):
sich nicht um die Vorschriften s.;
es schert sie wenig, was die Leute denken.
3sche|ren <sw. u. st. V.>:
1. <sw. V.; hat
2. <sw. V.; hat [zu ↑ Schere (6)] (Basketball) einen Spieler durch zwei Gegenspieler von hinten u. vorne gleichzeitig decken.
4sche|ren <sw. V.> [spätmhd. schern = schnell weglaufen, ahd. scerōn = ausgelassen sein, eigtl. = springen]:
1. <s. + sich> (ugs.) sich [schnellstens] irgendwohin begeben (meist in Befehlen od. Verwünschungen):
sich an die Arbeit, ins Bett s.
2.
a) <ist> (Seemannsspr.) (von Schiffen) bei schrägem Anströmen des Wassers seitlich ↑ ausscheren (a);
b) <ist> aus- od. einscheren.
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Scheren,
1) Ledertechnik: Entfleischen, d. h. das Entfernen von Fett und Fleischresten vom Unterhautbindegewebe (Schicht zwischen Tierkörper und Lederhaut). Beim Scheren von Hand benutzt man einen Scherdegen (Klinge mit zwei Handgriffen), der das Gewebe in Streifen entfernt.
2) Seefahrt: 1) das Hindurchziehen einer Leine durch einen Block, ein Auge oder eine Leitöse; 2) soviel wie Bewegen, z. B. das Scheren vor Anker, das Scheren aus dem Kurs.
3) Textiltechnik: Appreturverfahren zur Beseitigung von abstehenden Faserenden, um eine gleichmäßige Faseroberfläche der fertigen Ware herzustellen; geschieht maschinell an drehenden Schermessern.
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1sche|ren <st., selten auch: sw. V.; hat [mhd. schern, ahd. sceran, urspr. = ab-, einschneiden; trennen]: 1. a) mithilfe einer Schere o. Ä. von Haaren befreien: Schafe, einen Pudel s.; ihm wurde der Kopf geschoren; ∙ der wackre Mann, der selbst sein Schäfchen schiert (Kleist, Krug 1); b) mit einer Schere o. Ä. dicht über der Haut abschneiden, [annähernd] bis zum Ansatz wegschneiden: die Haare s.; jmdm., sich den Bart s. (veraltend; abrasieren); den Schafen die Wolle s.; ein Mann mit extrem kurz geschorenem Haar; c) durch 1Scheren (1 b) der Haare entstehen lassen: jmdm. eine Glatze s.; d) (Textilind.) durch Abschneiden hervorstehender Fasern die Oberfläche von etw. ausgleichen: Tuche, Teppiche, Samt s.; e) durch Schneiden kürzen u. in die gewünschte Form bringen: ein besonders kurz geschorener, dichter Rasen. 2. (Gerberei) ↑entfleischen (2). 3. (ugs. seltener) ↑betrügen (b): sie haben ihn [um tausend Mark] geschoren.
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2sche|ren <sw. V.; hat [wohl zu veraltet scheren = ausbeuten, quälen (vgl. ↑ungeschoren), grammat. beeinflusst von 4↑scheren] (ugs.): a) <s. + sich> ↑kümmern (1 b) <nur verneint od. eingeschränkt>: sich nicht um die Vorschriften s.; sie schert sich nicht, nur wenig um ihn, um sein Wohlergehen; Die Konzernlenker scheren sich um solche Bedenken scheinbar wenig (Woche 18. 12. 98, 9); b) ↑kümmern (2), interessieren <nur verneint od. eingeschränkt>: es schert ihn [herzlich] wenig, nicht im Geringsten, was die Leute über ihn reden; Aber was scheren einen Parteipolitiker Prinzipien, wenn es um den Machterhalt geht (Woche 28. 1. 97, 5); was scheren den Autofahrer ... Kühlwassertemperatur oder Öldruck, solange beides in Ordnung ist? (ADAC-Motorwelt 10, 1979, 26); ∙ c) plagen, belästigen, quälen: Warum denn aber ward die Erkerstube ... abbestellt ... - Da frag den Mathematikus. Der sagt, es sei ein Unglückszimmer. - Narrenspossen! Das heißt, die Leute s. Saal ist Saal (Schiller, Piccolomini II, 1).
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3sche|ren <sw. u. st. V.> [1 a: zu ↑Schere (4); 1 b: zu ↑Schere (1); 2: zu ↑Schere (6); 3: zu ↑schirren]: 1. <sw. V.; hat a) (Turnen) am Seitpferd eine Schere ausführen; b) (Gymnastik) in Bauch- od. Rückenlage die gestreckten Beine kreuzen. 2. <sw. V.; hat (Basketball) einen Spieler durch zwei Gegenspieler von hinten u. vorne gleichzeitig decken. 3. <st. V.; hat (Seemannsspr.) (durch etw.) hindurchziehen; ↑einscheren (2).
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4sche|ren <sw. V.> [spätmhd. schern = schnell weglaufen, ahd. scerōn = ausgelassen sein, eigtl. = springen]: 1. <s. + sich> sich [schnellstens] irgendwohin begeben (meist in Befehlen od. Verwünschungen) <hat>: sich an die Arbeit, ins Bett s.; »Packt euch und schert euch zu eurer Truppe!«, herrschte er sie an (Plievier, Stalingrad 161); doch diesmal rief er mir zornig zu, mich zu s. (zu verschwinden; Seghers, Transit 32); scher dich zum Teufel, zum Henker! (salopp; verschwinde!); ∙ <im Präs., bes. im Imperativ auch stark gebeugt:> Aber nun halt dein Lästermaul und schier dich fort (E. T. A. Hoffmann, Bergwerke 5). 2. a) (Seemannsspr.) (von Schiffen) bei schrägem Anströmen des Wassers seitlich ↑ausscheren (a) <ist>; b) aus- od. einscheren: dass er ... über den Bürgersteig aus der Schlange scherte (Johnson, Ansichten 17); er brach das Überholmanöver ab und scherte wieder in die Kolonne.
Universal-Lexikon. 2012.