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Bart
Gesichtsfotze (vulgär)

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Bart [ba:ɐ̯t], der; -[e]s, Bärte ['bɛ:ɐ̯tə]:
1.
a) (bei Männern) dicht wachsende Haare um die Lippen, auf Wangen und Kinn:
ich lasse mir einen Bart wachsen; sich den Bart abnehmen (abrasieren) lassen.
Syn.: Stoppeln <Plural>.
Zus.: Backenbart, Kinnbart, Spitzbart, Stoppelbart.
b) Haare an der Schnauze bestimmter Säugetiere:
der Bart der Katze.
2. Teil des Schlüssels, der im Schloss den Riegel bewegt:
der Bart ist abgebrochen.

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Bart1 〈m. 1u
1. 〈bei Menschen u. Säugetieren〉 Haarwuchs im Gesicht u. am Hals
2. 〈bei Hunden, Katzen u. a. Tieren〉
2.1 Schnauzhaare
2.2 zottiges Anhängsel, Fleischlappen an Schnauze od. Schnabel
● sich den \Bart abrasieren, stutzen (lassen); ab sein: der \Bart ist ab 〈fig.; umg.〉 es ist zu Ende, es ist aus; den ersten \Bart bekommen (von Jungen in der Pubertät); das hat so einen \Bart! das ist doch längst bekannt!; sich den \Bart raufen (vor Zorn, Verzweiflung); er lässt sich einen \Bart stehen, wachsen ● beim \Barte des Propheten! (Ausruf zum Bekräftigen einer Behauptung); etwas in seinen \Bart brummen, murmeln undeutlich vor sich hin sprechen; jmdm. um den \Bart gehen 〈fig.〉 jmdn. umschmeicheln; sich um des Kaisers \Bart streiten 〈fig.〉 sich um Nichtigkeiten streiten [<ahd. bart, engl. beard <germ. *barda- idg. *bhar-dha- „Bart“]
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Bart2 〈m. 1uder das Schloss bewegende Teil des Schlüssels; Sy Schlüsselbart [→ Barte]

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Bart , der; -[e]s, Bärte [mhd., ahd. bart, wahrsch. eigtl. = Borste, Borstiges u. verw. mit Barsch; vgl. Borste]:
1.
a) die [steifen] Haare auf der unteren Gesichtspartie der Männer:
ein langer, dünner, schwarzer B.;
der B. sticht, kratzt;
einen starken B. (Bartwuchs) haben;
einen B. bekommen;
ich lasse mir einen B. wachsen, stehen;
jmdm. den B. stutzen, schneiden, scheren;
beim -e des Propheten! (scherzh.; Ausruf der Beteuerung);
Ü bemooste Bäume mit herabhängenden Bärten aus Flechten;
R der B. ist ab! (ugs.; jetzt ist es zu Ende; nun ist es aber genug!);
[so] einen B. haben (ugs. abwertend; längst bekannt sein);
etw. in seinen B. [hinein] brummen/murmeln (ugs.; etw. [unzufrieden od. unwillig] unverständlich vor sich hin sagen);
jmdm. um den B. gehen/streichen (jmdm. schmeicheln);
jmdm. Honig um den B. schmieren (Honig);
b) [als Tastorgan dienende] Behaarung an der Schnauze vieler Säugetiere; Schnurrhaare;
c) Haarbüschel am Schnabel mancher Vögel.
2. unterer, geschweifter Teil des Schlüssels, mit dem durch Drehen im Türschloss das Zu- u. Aufschließen bewirkt wird:
der B. ist abgebrochen.
3. (Segelfliegen) thermischer Aufwind.

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I
Bart,
 
1) die beim Menschen (und bei Affen) auf bestimmte Teile des Gesichtes (Wangen, Kinn, Hals, Hautlippen) beschränkte Behaarung, besonders als sekundäres männliches Geschlechtsmerkmal ausgeprägt. Dichte und Ausdehnung des Bartwuchses sind mit dem Grad der menschlich-arttypisch stark verminderten Körperbehaarung verknüpft. Neben individuellen gibt es deutliche geographische Unterschiede in Bartwuchs und Körperbehaarung. Starker Bartwuchs ist kennzeichnend für Europäer und Australier, schwacher für Asiaten und Schwarzafrikaner. Der extrem starke Bartwuchs der Ainu gilt als typologisches Argument für ihre Zuordnung als »alteuropide Restgruppe«.
 
 Geschichtliches
 
Der Bart hat bei vielen Völkern und zu allen Zeiten eine Rolle gespielt: als Zierde, Symbol der männlichen Kraft oder als Herrschaftszeichen. An den Bräuchen der Jünglingsweihe hat das Wachsenlassen und Scheren des Barts bedeutsamen Anteil. Bei manchen Völkern wurde das Abschneiden des Barts als Zeichen der Unfreiheit und des Verlustes der Ehre gewertet. Ein zerzauster Bart galt bei Juden und Griechen als Zeichen für Schmerz und Trauer. Noch im Mittelalter schwor man beim eigenen Bart wie der Muslim beim Bart des Propheten. Auch in den einzelnen Lebensaltern spielte der Bart eine Rolle. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war der entwickelte Vollbart das Zeichen des reifen Mannes und des Greises. Gelegentlich diente und dient der Bart auch als Kennzeichen politischer oder weltanschaulicher Strömungen, z. B. der Kaiser-Franz-Joseph-I.-Bart, der Garibaldi-Bart, der Kaiser-Wilhelm-II.-Bart, der Balbo-Bart aus der Zeit des italienischen Faschismus und der Existenzialistenbart der Nachkriegszeit.
 
Die Barttracht unterliegt dem Wechsel der Mode; sie hat häufig sinnbildliche Bedeutung (in Altägypten Kennzeichen der Königswürde). Israeliten, Sumerer, Babylonier, Assyrer, Perser und Meder trugen einen meist sehr gepflegten Vollbart. Die Griechen, in älterer Zeit bartlos, trugen später einen zugespitzten Vollbart, der in klassischer Zeit kurz und rund wurde. Seit Alexander dem Großen war wieder die Bartlosigkeit Mode. Auch die Römer trugen bis um 300 v. Chr. Vollbärte ; in der Kaiserzeit war, bis auf die Epoche zur Zeit Hadrians, Bartlosigkeit üblich.
 
Schon der steinzeitliche Mensch verwendete entsprechende Feuersteingeräte zur Abnahme und Pflege des Barts. Erst seit der Metallzeit (d. h. in Mittel- und Nordeuropa im Verlauf des 2. Jahrtausends v. Chr.) finden sich Rasiermesser. Auch Pinzetten aus Bronze und Eisen dürften der Haar- und Bartpflege gedient haben. In der Zeit der Römerkämpfe sind die Germanen mit starkem Bartwuchs dargestellt. In der Völkerwanderungszeit überwog bei ihnen der Vollbart, oft in Verbindung mit einem Schnurrbart, der bei den Kelten weit verbreitet war. Auch Karl der Große trug nach zeitgenössischen Darstellungen einen Schnurrbart. Die mittelalterlichen deutschen Könige sind meist mit gestutztem Vollbart, aber auch ohne Bart und mit Schnurrbart dargestellt. Im 13. Jahrhundert herrschte Bartlosigkeit vor, gegen Ende des 14. Jahrhunderts kam der Bart wieder in Mode; man trug ihn waagerecht gestutzt, in zwei Hälften gespalten, oder als Spitzbart, vom 16. Jahrhundert an den rund bis eckig geschnittenen Vollbart, der in den langen zweigeteilten Kinnbart überging, aus dem sich der spitze Kinnbart (Henri-Quatre) und um 1560 der kürzere spitze Kinnbart (Knebel) der spanischen Mode entwickelte. Im 17. Jahrhundert schrumpfte der Kinnbart zur Fliege, wuchs aber dann wieder zum Knebel. Der bereits mit den spitzen Kinnbärten kombinierte Schnurrbart wurde hochgezwirbelt und blieb - stark gestutzt - mit Aufkommen der Perücke allein übrig. Im 18. Jahrhundert trug man keinen Bart. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam der Backenbart auf, zunächst in Form von Koteletten, dann als langer Backenbart. Der Vollbart war im Vormärz Zeichen revolutionärer demokratischer Gesinnung; im Biedermeier wurde er zur umrandenden Krause (Fräse). Zum Backenbart mit ausrasiertem Kinn (Kaiser Wilhelm I., Kaiser Franz Joseph I.) trat der zum Vollbart erweiterte Backenbart (Kaiser Friedrich III.). Hauptsächlich auf Frankreich (Napoleon III.) und Italien beschränkt blieb dagegen der Knebelbart. Um 1900 trug man nur den hochgezwirbelten Schnurrbart, der bald nach englischer Mode zur Bürste gestutzt wurde. Danach überwog wieder Bartlosigkeit. Erst in neuerer Zeit wird in den meisten europäischen Ländern und in Amerika auch wieder ein Bart getragen.
 
Literatur:
 
H. Mötefindt: Studien über Gesch. u. Verbreitung der B.-Tracht, in: Anthropos, Jg. 23 (1928);
 
Reallex. zur dt. Kunstgesch., hg. v. Otto Schmidt, Bd. 1 (1937).
 
 2) Jägersprache: 1) die zum Hutschmuck gebundenen Rückenhaare von Wintergams, Schwarzwild, Dachs, Rothirsch (Mähnenhaare); 2) Haarbeutel am Hals des Elches; 3) Federbüschel am Kinn des Auerhahns und am Bürzel der Waldschnepfe.
 
 3) Technik: der am Schlüsselende abstehende, geschweifte oder mit Nuten versehene Teil; er bewirkt beim Drehen im Türschloss die Ent- oder Verriegelung des Schlosses.
 
II
Bart
 
[französisch baːr], Baert [baːr], Barth [baːr], Jean, französischer Seeheld, * Dünkirchen 21. 10. 1650, ✝ ebenda 27. 4. 1702; zunächst in niederländischen Diensten unter Admiral M. de Ruyter, seit 1672 in der französischen Marine, zuerst als Freibeuter, dann als Geschwaderchef. In den Kriegen Ludwigs XIV. gegen England und die Niederlande 1688-97 wurde er durch kühne Kaperfahrten, durch seine verwegene Flucht aus englischer Gefangenschaft 1689 und durch die Durchbrechung der Blockade von Dünkirchen 1697 berühmt.
 
Literatur:
 
A. de Wismes: J. B. et la guerre de course (Paris 1965).
 
III
Bart,
 
die Behaarung über der Oberlippe, am Kinn, an den Wangen und am oberen Teil des Halses. Der Bart ist ein sekundäres Geschlechtsmerkmal des geschlechtsreifen Mannes. Die Stärke des Bartwuchses (Haardicke, Haardichte, seine Wachstumsgeschwindigkeit und Ausdehnung) ist bei den Rassen des Menschen verschieden und auch innerhalb der Rassen und Völker individuell, das heißt genetisch festgelegt, und sagt nichts über die Männlichkeit aus. Das gleiche gilt für den zeitlichen Beginn des Bartwuchses während der Pubertät und seine weitere Entwicklung. Der Bart gehört zur Terminalbehaarung (Behaarung), die sich in der Pubertät entwickelt. Das Barthaar wächst zunächst als Flaumhaar (»Milchbart«) und unterscheidet sich später meistens in seiner Form, Dicke und Pigmentierung (Farbe) vom Kopfhaar, da es von anderen Genen abhängig ist. So ist es häufig rötlicher als das Kopfhaar oder sehr viel dunkler. Sein Wuchs nimmt im Alter auch nicht ab, da seine Haarwurzeln weniger androgenabhängig sind. Die erste Rasur hat für den Jungen oft die Bedeutung, nun ein Mann geworden zu sein.
 
Ob ein Mann einen Bart als männlichen Schmuck trägt oder nicht und wie er ihn formt, hängt heute bei uns weitgehend von ihm selbst ab. Zu anderen Zeiten in unserer Kultur und in anderen Völkern unterlag beziehungsweise unterliegt die Barttracht religiösen oder gesellschaftlichen Traditionen und Moden.
 
Dunkelhaarige Frauen können ein schwaches Oberlippenbärtchen haben, auch kann sich im Alter ein »Damenbart« entwickeln (Hirsutismus).
 

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Bart, der; -[e]s, Bärte [mhd., ahd. bart, wahrsch. eigtl. = Borste, Borstiges u. verw. mit ↑Barsch; vgl. ↑Borste]: 1. a) die [steifen] Haare auf der unteren Gesichtspartie der Männer: ein langer, dünner, schwarzer B.; der B. sticht, kratzt; einen starken B. (Bartwuchs) haben; einen B. bekommen; ich lasse mir einen B. wachsen, stehen; jmdm. den B. stutzen, schneiden, scheren; beim -e des Propheten! (scherzh.; Ausruf der Beteuerung); R der B. ist ab! (ugs.; jetzt ist es zu Ende; nun ist es aber genug!); Ü Ein veralteter Dampfer liegt noch immer am Anker; Ketten mit Bärten aus Tang (Frisch, Montauk 14); *[so] einen B. haben (ugs. abwertend; längst bekannt sein): Deine Tricks haben längst einen B. (Fels, Sünden 22); etw. in seinen B. [hinein] brummen/murmeln (ugs.; etw. [unzufrieden od. unwillig] unverständlich vor sich hin sagen); jmdm. um den B. gehen/streichen (jmdm. schmeicheln); jmdm. Honig um den B. schmieren (↑Honig);b) [als Tastorgan dienende] Behaarung an der Schnauze vieler Säugetiere; Schnurrhaare; c) Haarbüschel am Schnabel mancher Vögel. 2. unterer, geschweifter Teil des Schlüssels, mit dem durch Drehen im Türschloss das Zu- u. Aufschließen bewirkt wird: der B. ist abgebrochen. 3. (Segelfliegen) thermischer Aufwind.

Universal-Lexikon. 2012.