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ver|zie|hen [fɛɐ̯'ts̮i:ən], verzog, verzogen:1.
a) <tr.; hat aus seiner normalen Form bringen:
den Mund schmerzlich, angewidert, zu einem spöttischen Lächeln verziehen; sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse; keine Miene verziehen (sich eine Gefühlsregung nicht anmerken lassen, sie nicht zeigen); das Kleid ist ganz verzogen.
Syn.: ↑ verzerren.
b) <+ sich> seine normale Form in bestimmter Weise verändern:
sein Gesicht verzog sich schmerzlich, zu einer Grimasse; der Pullover hat sich beim Waschen verzogen; bei Feuchtigkeit verziehen sich die Bretter.
2.
a) <itr.; ist an einen anderen Ort, in eine andere Wohnung ziehen:
diese Familie ist [nach Berlin, in eine andere Stadt] verzogen; Empfänger, Adressat verzogen [neuer Wohnsitz unbekannt].
b) <+ sich> allmählich verschwinden, wegziehen:
der Nebel, das Gewitter hat sich verzogen; die Regenwolken verziehen sich; der Schmerz hat sich verzogen (ist abgeklungen).
Syn.: ↑ weggehen.
c) <+ sich> (ugs.) sich [unauffällig] entfernen, zurückziehen:
als die Gäste kamen, verzog sie sich; sie verzogen sich in eine stille Ecke und plauderten; ich glaube, ich verziehe mich besser, bevor er kommt; verzieh dich! (ugs.; verschwinde!).
Syn.: ↑ abhauen (ugs.), ↑ abmarschieren, ↑ abrücken, ↑ abschieben (ugs.), ↑ abschwirren (ugs.), sich ↑ absetzen (ugs.), ↑ abtreten, ↑ abziehen, ↑ aufbrechen, sich ↑ aufmachen, ↑ ausscheiden, ↑ auswandern, das Weite suchen, sich ↑ davonmachen (ugs.), die Kurve kratzen (salopp), ↑ durchbrennen (ugs.), sich ↑ empfehlen, ↑ enteilen (geh.), ↑ fliehen, ↑ gehen, ↑ hinausgehen, Leine ziehen (ugs.), seiner Wege gehen (geh.), seines Weges gehen (geh.), sich auf die Socken machen (ugs.), sich aus dem Staub[e] machen (ugs.), sich ↑ stehlen, sich ↑ trollen (ugs.), sich ↑ verdrücken (ugs.), sich ↑ verflüchtigen, von dannen gehen (veraltet), ↑ weggehen, 1↑ weichen.
3. <tr.; hat falsch erziehen:
sie haben ihre Kinder verzogen; er ist ein verzogenes Muttersöhnchen.
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ver|zie|hen 〈V. 287〉
1. etwas \verziehen auseinanderziehen od. zusammenziehen, in eine andere Form ziehen (Gesicht, Mund)
2. jmdn. \verziehen schlecht erziehen, verwöhnen (Kind)
● er verzog keine Miene er blieb völlig ruhig, völlig gelassen, zeigte keine innere Bewegung; ohne eine Miene zu \verziehen, holte er aus und schlug zu; er verzog den Mund zu einer Grimasse, zu einem Grinsen; Rüben \verziehen die schwachen u. zu dicht beieinanderstehenden Pflanzen unter den Rüben herausziehen; einem Pferd die Mähne \verziehen durch Ausreißen von Haaren die M. verkürzen u. ausdünnen; das Kind ist verzogen
II 〈V. refl.; hat〉 sich \verziehen
1. die Form ändern, schrumpfen, schief werden, sich krümmen (bes. von Holz)
3. 〈umg.〉
3.1 (unauffällig) weggehen, verschwinden (Person)
3.2 schwinden, vergehen (Schmerz)
● gegen zehn Uhr hab ich mich (ins Bett) verzogen 〈umg.〉; das Brett, das Fenster, der Stoff hat sich verzogen
III 〈V. intr.; ist; nur als Part. Perf.〉 umziehen, wegziehen, die Wohnung, den Wohnort verlegen ● verzogen, unbekannt, wohin (Vermerk auf unzustellbaren Briefen); falls verzogen, bitte zurück an den Absender (Vermerk auf Briefen)
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ver|zie|hen <unr. V.> [mhd. verziehen = auseinanderziehen; verstreuen; hinziehen, verzögern; wegziehen; entfernen; wegnehmen, entziehen; verweigern, ahd. farziohan = wegnehmen; falsch erziehen]:
1. <hat>
den Mund schmerzlich, angewidert, zu einem spöttischen Lächeln v.;
sie verzog das Gesicht vor Schmerz, zu einer Grimasse;
ohne eine Miene zu v.;
keine Miene v. (sich eine Gefühlsregung nicht anmerken lassen, sie nicht zeigen);
b) <v. + sich> seine normale, übliche Form in bestimmter Weise verändern:
sein Gesicht verzog sich schmerzlich, zu einer Grimasse.
2. <hat>
a) (selten) bewirken, dass sich etw. verzieht (2 b):
feuchtwarme Luft verzieht das Holz;
die Türen, Fensterrahmen haben sich verzogen;
Kunststoffgehäuse können sich v.;
c) <v. + sich> die ursprüngliche Form verlieren; länger, weiter usw. werden:
der Pullover hat sich beim Waschen verzogen.
in eine andere Stadt, nach Würzburg verzogen sein;
sie sind schon vor drei Jahren verzogen;
Empfänger, Adressat verzogen [neuer Wohnsitz unbekannt] (Vermerk auf unzustellbaren Postsendungen).
a) allmählich weiterziehen u. verschwinden:
die Regenwolken verziehen sich;
das Gewitter, der Nebel hat sich verzogen;
der Schmerz hat sich verzogen (ist abgeklungen);
b) (ugs.) sich [unauffällig] entfernen, zurückziehen:
sie verzogen sich in eine stille Ecke und plauderten;
verzieh dich! (salopp; verschwinde!).
5. <hat> (ein Kind) durch übertriebene Nachsicht nicht in der richtigen Weise erziehen:
sie haben ihre Kinder verzogen;
er ist ein verzogener Bengel.
6. <hat> (Landwirtsch.) vereinzeln:
junge Pflanzen v.
7. <hat> (Ballspiele) den Ball so treffen, dass er nicht in die beabsichtigte Richtung fliegt:
der Spieler verzog den Ball, Schuss.
8. <hat> (veraltet)
a) sich verzögern, auf sich warten lassen;
b) säumen, zögern, etw. zu tun:
mit seiner Hilfe v.;
sie verzog zu kommen;
c) verweilen.
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Verziehen,
1) Holztechnik: Bezeichnung für Formänderungen von Brettern und hölzernen Konstruktionsteilen senkrecht zur Faserrichtung durch Schwindung und Quellung.
2) Pflanzenbau: das Vereinzeln.
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ver|zie|hen <unr. V.> [mhd. verziehen = auseinander ziehen; verstreuen; hinziehen, verzögern; wegziehen; entfernen; wegnehmen, entziehen; verweigern, ahd. farziohan = wegnehmen; falsch erziehen]: 1. <hat> a) aus seiner normalen, üblichen Form bringen; ↑verzerren (1 a): den Mund schmerzlich, angewidert, zu einem spöttischen Lächeln v.; sie verzog das Gesicht vor Schmerz, zu einer Grimasse; Zynisch verzog er die Lippen (Apitz, Wölfe 40); Wie alle jungen Mädchen aber leistet sie in der Welt ganz fröhlich, worüber sie zu Hause den Mund verzieht (durch Verziehen des Mundes ihren Unwillen, ihr Missfallen zum Ausdruck bringt; Werfel, Bernadette 308); ohne eine Miene zu v.; keine Miene v. (sich eine Gefühlsregung nicht anmerken lassen, sie nicht zeigen); b) <v. + sich> seine normale, übliche Form in bestimmter Weise verändern: sein Gesicht verzog sich schmerzlich, zu einer Grimasse; Keine Miene verzieht sich je in ihrem Gesicht (Domin, Paradies 14); die Pupillen waren ganz groß; sie verzogen sich nicht (Sebastian, Krankenhaus 131); ... desto breiter verzog sich ihr zahnloser Mund zum freundlichsten Lächeln (Th. Mann, Krull 149); seine Schulterblätter, ein wenig schief stehend von Natur, verzogen sich im Gehen (Th. Mann, Hoheit 86). 2. <hat> a) (selten) bewirken, dass sich etw. verzieht (2 b): feuchtwarme Luft ... verzog die Holzrahmen (Bieler, Mädchenkrieg 373); b) <v. + sich> die Form, Fasson geringfügig ändern; sich ↑werfen (3 b): die Türen, Fensterrahmen haben sich verzogen; Kunststoffgehäuse können sich v.; c) <v. + sich> die ursprüngliche Form verlieren; länger, weiter usw. werden: der Pullover hat sich beim Waschen verzogen. 3. an einen anderen Wohnort, in eine andere Wohnung ziehen; umziehen <nur im Perfekt gebr.; ist: in eine andere Stadt, nach Würzburg verzogen sein; sie sind schon vor drei Jahren verzogen; Der Baron ... verzog mit seinem Mustersöhnchen nach Kanada (K. Mann, Wendepunkt 29); Empfänger, Adressat verzogen [neuer Wohnsitz unbekannt] (Vermerk auf unzustellbaren Postsendungen); Befragt, ob er es nicht wünschenswert fände, wenn alle westwärts verzogenen Autoren in der DDR geblieben wären ... (Maron, Begreifungskraft 41). 4. <v. + sich; hat a) allmählich weiterziehen u. verschwinden: die Regenwolken verziehen sich; Der Rauch der Nebelkerzen verzieht sich langsam (Woche 28. 2. 97, 21); das Gewitter, der Nebel hat sich verzogen; Während dieser Zeit wird die Küche gut gelüftet, damit sich der Dunst verzieht (Horn, Gäste 19); der Schmerz hat sich verzogen (ist abgeklungen); der Lärm draußen scheint sich zu v. (scheint abzuklingen; Sieburg, Robespierre 265); Ü Als ich mich eingelebt hatte und meine anfängliche Schüchternheit sich verzog (schwand; Leip, Klabauterflagge 35); b) (ugs.) sich [unauffällig] entfernen, zurückziehen: sie verzogen sich in eine stille Ecke und plauderten; Friedemann reißt die Wagentür auf der Beifahrerseite auf und gibt mir zu verstehen, dass ich mich auf die Rückbank v. solle (Gabel, Fix 29); Er ... verzog sich zuletzt ins Badezimmer, um zu gurgeln (Baum, Paris 79); verzieh dich! (salopp; verschwinde!). 5. (ein Kind) durch übertriebene Nachsicht nicht in der richtigen Weise erziehen <hat>: sie haben ihre Kinder verzogen; er ist ein verzogener Bengel. 6. (Landw.) vereinzeln <hat>: junge Pflanzen v.; Ställe ausmisten, Rüben v. und Heu laden (Spiegel 27, 1993, 182). 7. (Ballspiele) den Ball so treffen, dass er nicht in die beabsichtigte Richtung fliegt <hat>: der Spieler verzog den Ball, Schuss; <auch o. Akk.-Obj.:> Hahn verzog frei vor dem gegnerischen Tor (Freie Presse 14. 2. 90, 6). 8. <hat> (veraltet) a) sich verzögern, auf sich warten lassen: Wehe, wenn auch die Spätregen verzögen und ausblieben (Th. Mann, Joseph 112); b) säumen, zögern, etw. zu tun: mit seiner Hilfe v.; sie verzog zu kommen; c) verweilen: Was musste jener so früh heraus, als ob's ihm nicht trüge, noch ein wenig zu v.? (Fussenegger, Haus 34); Heho, ihr Männer! Woher? Wohin? Verzieht doch etwas! Hier ist Schatten (Th. Mann, Joseph 601); ∙ Verzieht, und eilet nicht so stolz ... vorüber (Lessing, Nathan II, 5); ∙ d) warten: eine Magd, die ans Tor kam, bat uns, einen Augenblick zu v. (Goethe, Werther I, 16. Junius); Sie bat ihn, noch einige Augenblicke zu v. (Novalis, Heinrich 163); ∙ e) <v. + sich> sich verzögern: Die Abfahrt aus der Stadt verzieht sich gewöhnlich bis gegen Abend (Goethe, Wanderjahre III, 13). ∙ 9. (Linien, Schriftzeichen o. Ä.) ineinander schlingen, 1↑verschlingen: <meist im 2. Part.:> haben wir nichts als Porträte, verzogene Namen und allegorischen Figuren, um einen Fürsten zu ehren ...? (Goethe, Lehrjahre III, 6); Inwärts auf dem Kasten muss der Fräulein verzogener Name stehen (Lessing, Minna II, 2).
Universal-Lexikon. 2012.