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turnen
tur|nen ['tʊrnən] <itr.; hat:
Übungen an bestimmten Sportgeräten bzw. gymnastische Übungen ausführen:
sie kann gut turnen; er turnt an den Ringen.

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tụr|nen1 〈V. intr.; hat; Sp.〉 Turnübungen ausführen ● am Barren, Reck usw. \turnen [seit F. L. Jahn (1811; Bau des ersten Turnplatzes) <ahd. turnen „wenden“ <lat. tornare „runden, drechseln“ <grch. torneuein „drechseln“; zu tornos „Dreheisen“; zu idg. *ter- „drehen“]
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tur|nen2 〈[tœ:-] V. intr.; hat; umg.〉 Spaß bringen, berauschen, anregen; →a. abturnen, anturnen ● die Musik turnt [<engl. turn on „antörnen“, eigtl. „andrehen“]

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1tụr|nen <sw. V.> [mhd. nicht belegt, ahd. turnēn = drehen, wenden < lat. tornare = runden (1 a), drechseln, zu: tornus, Turnus; als angeblich »urdeutsches« Wort von F. L. Jahn (1778–1852) in die Turnerspr. eingef.]:
1. <hat> (Sport)
a) sich unter Benutzung besonderer Geräte (Barren, Reck, Pferd u. a.) sportlich betätigen:
sie kann gut t.;
am Barren t.;
wir turnen heute draußen (ugs.; unser Turnunterricht findet heute im Freien statt);
b) turnend ausführen:
eine Kür, einen Flickflack t.
2. (ugs.)
a) <ist> sich mit gewandten, flinken Bewegungen kletternd, krabbelnd, hüpfend irgendwohin bewegen:
sie ist geschickt über die gefällten Stämme geturnt;
b) <hat> herumturnen (2).
2tur|nen ['tø:ɐ̯nən , 'tœr… ] <sw. V.; hat [rückgeb. aus 2anturnen] (Jargon):
1. sich durch Drogen, bes. Haschisch o. Ä., in einen Rauschzustand versetzen:
du brauchst dich nicht zu verstecken, wenn du turnst.
2. (von Drogen) eine berauschende Wirkung haben:
der Stoff turnt [nicht besonders];
Ü die Musik turnt wahnsinnig.

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Turnen
 
[althochdeutsch turnēn »drehen«, von lateinisch tornare »drehen«, »drechseln«, zu tornus »Dreheisen«], von F. L. Jahn um 1810 geprägte Bezeichnung für alle Leibesübungen. Ein seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eng gefasster Begriff des Turnens als Geräteturnen in der Halle an den seit Jahn weiterentwickelten Geräten wie Reck, Barren, Pferd u. a. lässt sich abheben von der weit gefassten Verwendung im Deutschen Turner-Bund zur Bezeichnung aller dort ausgeübten Arten des Turnens wie Geräteturnen, Gymnastik, Turnspiele, Fechten, Schwimmen u. a.
 
Die modernen, aus der Tradition der Turnerschaft herkommenden Großvereine bieten zunehmend eine Vielzahl von Sportarten und propagieren verstärkt ein »Jedermann-T.«, das nicht mehr einzelnen Sportarten zugerechnet werden kann (Breitensport). Das heutige Turnen im engeren Sinn umfasst das Kunstturnen (bestehend aus Boden- und Geräteturnen), Hindernisturnen (Verwendung der Geräte als Hindernisse) und allgemeines Turnen (Anwendung spezieller Übungsformen zur Verhinderung von Haltungsfehlern und -schäden).
 
Organisationen:
 
Turnen wird in Deutschland durch den Deutschen Turner-Bund (Deutscher Sportbund, Übersicht) organisiert. In Österreich besteht der Österreichische Fachverband für Turnen (ÖFT; gegründet 1946, Sitz: Wien) und in der Schweiz v. a. der Schweizerische Turnverband (STV; gegründet 1832, Sitz: Aarau), ursprünglich als Eidgenössischer Turnverein (ETV) geführt und 1985 mit dem Schweizerischen Frauenturnverband (SFTV, gegründet 1908) fusioniert. Weltdachverband ist die Fédération Internationale de Gymnastique (FIG; gegründet 1881, Sitz: Moutier), europäische Dachorganisation die Union Européenne de Gymnastique (UEG; gegründet 1982, Sitz: Lausanne).
 
Geschichte:
 
Die Turnbewegung entstand Anfang des 19. Jahrhunderts, v. a. durch das Wirken von F. L. Jahn, der an die Bestrebungen von J. B. Basedow, J. C. F. GutsMuths u. a. anknüpfte. Nach Jahn sollte das Turnen Körper und Charakter bilden und damit auch die Wehrhaftigkeit des deutschen Volkes stärken. In der Zeit der napoleonischen Herrschaft gewann das Turnen somit einen politischen Aspekt; es sollte Angelegenheit des ganzen Volkes werden und Standesunterschiede sowie Kleinstaaterei in Deutschland überwinden. 1816 wurde als weltweit erster Turnverein die Hamburger Turnerschaft gegründet; 1819 entstand der erste Turnverein in der Schweiz. Die deutsche Turnbewegung wurde als Teil der nationalen und liberalen Bewegung und wegen ihrer engen Verbindung mit den Burschenschaften nach der Ermordung A. von Kotzebues 1818 verfolgt, das öffentliche Turnen verboten. Besonders streng ging Preußen vor: 1819 wurden die öffentlichen Turnanstalten geschlossen, 1820 das Turnen durch die »Turnsperre« überhaupt verboten; Jahn wurde verhaftet beziehungsweise unter Polizeiaufsicht gestellt. Nach Aufhebung des Verbots (1842) erlebte die Turnbewegung einen raschen Aufschwung und wurde Mitträgerin der liberalen Kräfte und der Revolution von 1848. Im Zeichen der nationalen Einigung standen seit 1860 (Coburg) die Deutschen Turnfeste, ehe die Turnbewegung, die sich 1868 in der Deutschen Turnerschaft (DT) vereinigte, nach der Reichsgründung einen mehr konservativen Charakter annahm. Im Rahmen der Arbeiterbewegung (besonders zur Zeit der Geltung des Sozialistengesetzes) bildete sich ein eigenes Turnwesen heraus, 1893 wurde dementsprechend ein Arbeiter-Turner-Bund gegründet (Arbeitersport). 1933-45 war die Deutsche Turnerschaft nach ihrer Auflösung als Fachamt I (zuständig für Geräteturnen, Sommerspiele und Gymnastik) in den Natsoz. Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert. - In der Bundesrepublik Deutschland wurde 1950 der Deutsche Turner-Bund (DTB) gegründet, während in der DDR 1958 der Deutsche Turn-Verband der DDR (DTV der DDR) gebildet wurde (hervorgegangen aus der Sektion Gymnastik und Turnen im Staatlichen Komitee für Körperkultur und Sport). Deutscher Sportbund, Deutscher Turn- und Sportbund der DDR.
 

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Tụr|nen, das; -s: Sportart, Unterrichtsfach 1Turnen (1): sie hat in/im T. eine Eins.

Universal-Lexikon. 2012.