Modena,
1) Hauptstadt der Provinz Modena, Region Emilia-Romagna, Italien, am Südrand der Poebene, 34 m über dem Meeresspiegel, 175 500 Einwohner; Erzbischofssitz; Universität (gegründet 1175 als Rechtsschule, formierte sich um 1220 zur Universität), pädagogische Hochschule, geophysikalisches Observatorium, mehrere Bibliotheken und Museen. Modena ist Handelsplatz für die landwirtschaftliche Umgebung (Viehzucht, Zuckerrübenanbau) und bedeutender Industriestandort mit Autoindustrie (Ferrari, Maserati), Maschinenbau, Leder-, Schuh- und Nahrungsmittelindustrie.
In der beiderseits der Via Emilia gelegenen Altstadt liegt die Piazza Grande mit dem Palazzo Comunale (1194 begonnen, mehrfach verändert) und dem Dom San Geminiano, einem der bedeutendsten romanischen Kirchenbauten Italiens. Die dreischiffige Basilika (1099 begonnen, 1184 geweiht), außen reich gestaltet durch eine ringsum laufende Galerie, Portale mit Skulpturen und eine Fensterrose an der Westfront, wurde von G. Lanfranco begonnen, dem der Bildhauer Wiligelmus zur Seite stand (v. a. Reliefs am Hauptportal der Westfassade), und von den Campionesen vollendet, die auch im Inneren die romanischen Reliefskulpturen (1160-80) am Lettner schufen; Chorgestühl mit Einlegearbeiten (1465); der Glockenturm »Ghirlandina« (88 m hoch, 1319 vollendet) ist das Wahrzeichen der Stadt. Modena hat zahlreiche weitere Kirchen, u. a. San Pietro (1476 Erneuerung eines älteren Baus), Sant'Agostino (ursprünglich 14. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert zur Grab- und Gedächtnisstätte für das Haus Este ausgebaut), San Bartolomeo (17./18. Jahrhundert; Fresken von A. Pozzo), und Paläste, u. a. Palazzo Ducale (1634 begonnen, an der Stelle eines Kastells von 1291; heute Militärakademie) und Palazzo dei Musei (1753) mit den Kunstsammlungen der Este und der Biblioteca Estense (Ende des 14. Jahrhunderts in Ferrara begründet, seit 1598 in Modena, eine der reichsten Handschriftensammlungen Italiens). Den Friedhof San Cataldo entwarf A. Rossi (1980 ff.).
Die römische Kolonie Mutina wurde 183 v. Chr. an der Stelle einer ligurischen und keltischen Siedlung angelegt; hier wurde während des Mutinensischen Krieges 44-43 v. Chr. Decimus Iunius Brutus von Antonius belagert, aber von Octavian entsetzt. Im 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. zerfiel Modena in zwei kleine Städte: die neu erbaute Città Geminiana, später Cittanova, die Sitz der weltlichen Regierung wurde, und das alte, stark entvölkerte Modena, das Bischofssitz blieb; es wurde von Grafen und Bischöfen, 961-1115 vom Haus Canossa regiert. Die im 12. Jahrhundert einsetzende kommunale Entwicklung und die gleichzeitigen Rivalitätskämpfe gegen Bologna endeten mit der Herrschaft der Este (1288-1306 und 1336-1796). 1452 wurde Modena zusammen mit Reggio nell'Emilia zum Herzogtum erhoben. Nach der Besetzung durch die Franzosen wurde am 16. 10. 1796 in Modena die Vereinigung des Herzogtums mit Bologna und Ferrara zur Zispadanischen Republik beschlossen, die 1797 in der Zisalpinischen Republik aufging und ab 1805 einen Teil des napoleonischen Königreichs Italien bildete. 1814 kam das Herzogtum Modena an Franz (Francesco) IV. von Österreich-Este. 1860 wurde es mit dem neuen Königreich Italien vereinigt.
2) Provinz in Italien, in der Region Emilia-Romagna, 2 689 km2, 620 400 Einwohner.
Modena,
1) Gustavo, italienischer Schauspieler, * Venedig 13. 2. 1803, ✝ Turin 20. 2. 1861; Advokat; hatte ab 1824 große Erfolge als Schauspieler; ab 1831 (und 1847-59) war Modena politisch tätig; er emigrierte, u. a. nach Großbritannien (dort Rezitator), kehrte 1839 nach Italien zurück und gründete 1843 eine Schauspieltruppe. Modena war ein Vertreter des natürlichen, psychologisch begründeten Spiels; er verfasste auch (politische) Schriften.
Ausgabe: Scritti e discorsi, 1831-1860, herausgegeben von T. Grandi (1957).
2) Leon da, jüdischer Gelehrter, Jehuda, J. Arjeh ben Isaak da Modena.
Universal-Lexikon. 2012.