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Ferrara
I
Ferrara
 
[fə'rɑːrə], Abel, amerikan. Filmregisseur, * New York 1951; entwirft düstere Gesellschaftsbilder »Die Affäre Aldo Moro« (1986), »Bad Lieutenant« (1992), »Snake Eyes« (1993), »Giovanni Falcone« (1993), »Body Snatchers« (1994), »The Addiction« (1994), »Das Begräbnis« (1996), »Subway Stories« (1997); »New Rose Hotel« (1998).
II
Ferrara,
 
1) Hauptstadt der Provinz Ferrara, Region Emilia-Romagna, Italien, 10 m über dem Meeresspiegel, in der Poebene, 135 600 Einwohner; Erzbischofssitz; Universität (gegründet 1391), Museen, Bibliotheken;
 
Wirtschaft:
 
Textil- (Leinen) und Nahrungsmittelindustrie, Zuckerfabriken; Düngemittelproduktion, Petrochemie; Handel mit Agrarprodukten.
 
Stadtbild:
 
Mittelpunkt der heute noch von einer Mauer umschlossenen Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) ist das Castello Estense, eine von vier Ecktürmen sowie von Wassergräben geschützte, um einen Innenhof gegliederte Burganlage (1385 begonnen, 1554 und 1570 verändert); romanischer Dom (1135 begonnen), Fassade mit reichem plastischem Schmuck (im Inneren Dommuseum). Zahlreiche Kirchen wurden verändert, vergrößert oder neu gebaut (z. B. San Cristoforo, 1498 begonnen; San Francesco, Neubau 1494; Santa Maria in Vado, 1495-1518). Zu den wichtigsten Profanbauten zählen der Palazzo dei Diamanti (von B. Rossetti 1492 begonnen; Fassade mit über 12 000 diamantartigen Marmorquadern; im Inneren Pinakothek mit Sammlung ferraresischer Malerei des 15.-18. Jahrhunderts und eine Sammlung für moderne Kunst), Palazzo di Ludovico il Moro (1500-03, ein Hauptwerk Rossettis; mit Archäologischem Nationalmuseum), Palazzo di Schifanoia (1385 begonnen; mit doppelgeschossigem Marmorportal und Festsaal mit Monatsbildern von Ferrara del Cossa; heute Museum), Palazzo Comunale (ursprünglich 1243, erneuert 1493), Palazzo dell'Università (1391, erweitert um 1600; mit Bibliothek und Grab von L. Ariosto), Casa Romei (um 1442; Groteskendekorationen des 16. Jahrhunderts; heute Museum); im Palazzo Massaro das G. de Chirico und der Pittura metafisica gewidmete Museum.
 
Geschichte:
 
Die wahrscheinlich Anfang des 7. Jahrhunderts gegründete Stadt, ursprünglich am linken Ufer des frühmittelalterlichen Flussbettes des Po gelegen, der nach einem Dammbruch Mitte des 12. Jahrhunderts seinen Lauf nach Norden verlagerte, fiel Ende des 10. Jahrhunderts als Lehen an die Markgrafen von Tuszien und gehörte im 12. Jahrhundert als freie Kommune dem Lombardischen Bund an. Mit der Akklamation Obizzos II. d'Este (* um 1247, ✝ 1293) zum Signore von Ferrara (1264; erste italienische Signoria) kam Ferrara unter die Herrschaft der Este, die, mit kurzen Unterbrechungen, bis 1598 in Ferrara regierten, seit 1471 als Herzöge. Ihr Hof, an dem L. Ariosto und T. Tasso wirkten, wurde ein Mittelpunkt der italienischen Renaissancekultur (v. a. unter Ercole I.). 1598 wurde Ferrara dem Kirchenstaat eingegliedert, 1797 wurde es Teil der Zisalpinischen Republik und 1805 des napoleonischen Königreichs Italien, 1814 kam es wieder an den Kirchenstaat (mit österreichischem Besatzungsrecht), 1860 wurde es mit dem Königreich Italien vereint.
 
 
Literatur:
 
R. Jannucci: Storia di F., dalle origini ad oggi (Ferrara 1958);
 W. L. Gundersheimer: F. The style of a Renaissance despotism (Princeton, N. J., 1973).
 
 2) Provinz in der Emilia-Romagna, Italien, 2 632 km2, 350 200 Einwohner.
 

Universal-Lexikon. 2012.