Lẹtt|ner 〈m. 3; seit dem 13. Jh.〉 Trennwand zw. Chor u. Mittelschiff, meist mit Bildwerken verziert [<mhd. lettener <mlat. lectionarium „Buch mit den gottesdienstlich nötigen Lesestücken“; verdrängt ahd. lector <mlat. lectorium „kirchl. Lesepult“ unter Übernahme von dessen Bedeutung; beide zu lat. legere „lesen“]
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Lẹtt|ner, der; -s, - [spätmhd. lettener, mhd. lectener, lecter = Lesepult im Chor < mlat. lectorium, lectionarium = Lesepult]:
in mittelalterlichen Kirchen den Chor vom Langhaus trennende, plastisch ausgestaltete, hohe Schranke mit mehreren Durchgängen u. einer Art Empore, auf der liturgische Schriftlesungen stattfanden u. auch die Chorsänger Aufstellung nahmen.
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Lẹttner
[mittelhochdeutsch lectener, von mittellateinisch lectorium »Lesepult«] der, -s/-, die halbhohe Wand, die in abendländischen Stifts-, Kathedral- und Klosterkirchen des Mittelalters ähnlich wie die Ikonostase den für den Gottesdienst des Klerus bestimmten Altarraum von der übrigen Kirche absondert. Zu den Vorläufern des gegen Ende des 12. Jahrhunderts aufgekommenen Lettners gehören die schon in frühchristlicher Zeit üblichen Chorschranken (Cancelli) aus Holz, Marmor oder Metall und der Ambo an der Evangelien- und an der Epistelseite. Von den Cancelli unterscheidet sich der Lettner durch seine den Einblick in den Chor verwehrende Höhe; die Lesepulte wurden mit dem Lettner verbunden und ausgebaut, indem zwischen ihnen auf der Rückseite der Lettnerwand eine als Bühne benutzbare Brücke errichtet wurde (Naumburger Dom, Ostlettner: ältester erhaltener Lettner Deutschlands, um 1225). Der Lettner diente zu Lesungen, der Aussetzung der konsekrierten Hostie und der Reliquien, den Mysterienspielen und der Verkündung kirchlicher und weltlicher Verordnungen, auch als Sängerbühne. In der Gotik wurde er ornamental reich gestaltet und häufig mit Reliefs geschmückt (Gelnhausen, Marienkirche, um 1250; Naumburger Dom, Westlettner, um 1250-60; Breisach am Rhein, Stephansmünster, 1496; Halberstadt, Dom, 1510; ehemalige Lettner in den Kathedralen von Chartres, Bourges, Paris und Straßburg). Schon in der Spätgotik empfand man die Scheidewand als störend und machte den Lettner so durchsichtig wie möglich (Paris, Saint-Étienne-du-Mont). Im Barock wurden, besonders in Frankreich, die meisten Lettner beseitigt, an ihre Stelle traten das Chorgitter und die Kommunionbank.
A. Peschlow-Kondermann: Rekonstruktion des West-L. u. der Ostchoranlage des 13. Jh. im Mainzer Dom (1972);
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Lẹtt|ner, der; -s, - [spätmhd. lettener, mhd. lectener, lecter = Lesepult im Chor < mlat. lectorium, lectionarium = Lesepult]: in mittelalterlichen Kirchen den Chor vom Langhaus trennende, plastisch ausgestaltete, hohe Schranke mit mehreren Durchgängen u. einer Art Empore, auf der liturgische Schriftlesungen stattfanden u. auch die Chorsänger Aufstellung nahmen.
Universal-Lexikon. 2012.