Galen,
lateinisch Claudius Galenus, römischer Arzt griechischer Herkunft, * Pergamon 129 (?), ✝ Rom (?) 199 (?); zunächst Gladiatorenarzt in Pergamon, ab 161 (mit Unterbrechungen) Arzt (v. a. der römischen Aristokratie sowie des Kaiserhauses) und Schriftsteller in Rom. Galen war neben Hippokrates der bedeutendste Arzt der Antike. In seinem riesigen, nur zum Teil erhaltenen Werk vereinigte er die Humoralpathologie und die diagnostisch-klinische Kunst der Hippokratiker mit der Anatomie und Physiologie des Aristoteles und der alexandrinischen Ärzte zu einem umfassenden System der Medizin, das über Jahrhunderte die Heilkunde beherrschte. Seine Schriften, die neben Empirie viel Theorie und Spekulation enthalten, galten besonders der Anatomie, Physiologie, Pharmakologie und Pathologie als Grundlagen der ärztlichen Ausbildung und Tätigkeit. Galens Lehre von der Blutbewegung (er nahm bereits eine Strömung vom Zentrum zur Peripherie an, ein Kreislauf war ihm jedoch unbekannt) blieb bis W. Harvey maßgebend. Zur Diagnose empfahl er, besonderen Wert auf die Puls- und Harnuntersuchung zu legen, zur Therapie, die Krankheitserscheinungen mit entgegengesetzt wirkenden Mitteln (später Allopathie genannt) zu bekämpfen. - Galen verfasste neben medizinischen auch mathematischen und philosophischen Schriften, wobei er die Lehren der Peripatetiker mit denen der Stoiker zu verbinden trachtete.
Ausgabe: Opera omnia, herausgegeben von C. G. Kühn, 20 Bände (1821-33, Nachdruck 1964-65 in 22 Bänden).
P. Diepgen: Gesch. der Medizin, Bd. 1 (Neuausg. 1949);
H. E. Sigerist: Große Ärzte (61970).
Galen,
westfälisches Uradelsgeschlecht mit Stammsitz im ehemaligen Dorf Gahlen, für 1138 erstmals bezeugt; es wurde 1665 in den Reichsfreiherrn-, 1803 in den preußischen Grafenstand erhoben. Bedeutende Vertreter:
1) Christoph Bernhard Freiherr von, * Forsthaus Bisping (Gemeinde Rinkerode, heute zu Drensteinfurt) 12. 10. 1606, ✝ Ahaus 19. 9. 1678; seit 1650 Bischof von Münster, seit 1661 zugleich Administrator des Stifts Corvey. Seine kirchlichen und politischen Ansprüche setzte er mit Entschlossenheit und Waffengewalt durch (Spottname »Kanonen-Bernd«), so im Krieg gegen die Stadt Münster 1655-61. Als Reichskriegsdirektor zog er 1664 gegen die Türken; 1665 und 1672-74 wandte er sich gegen die Niederlande. Seinen Herrschaftsbereich vergrößerte er 1668 kurzzeitig um die Grafschaft Bentheim sowie 1676 um Wildeshausen, Bremen und Verden.
2) Clemens August Graf von, katholischer Theologe, Bischof von Münster (seit 1933) und Kardinal (seit 1946), * Dinklage 16. 3. 1878, ✝ Münster 22. 3. 1946. Wandte sich als Bischof gegen den Nationalsozialismus, gab die »Studien zum Mythus des 20. Jahrhunderts« (1934) gegen A. Rosenberg heraus und sorgte für die sofortige Veröffentlichung und Verbreitung (1937) der Enzyklika »Mit brennender Sorge. ..«. Weithin bekannt wurde er durch seine Predigten (1941) gegen nationalsozialistische Übergriffe auf Klöster seines Bistums und gegen die Euthanasie. Dieses kompromisslose öffentliche Auftreten gegen das nationalsozialistische Regime führte zum Beinamen »Löwe von Münster«. Abschriften der Predigten fanden in ganz Deutschland Verbreitung. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich Galen zum Anwalt der Bevölkerung gegenüber der Besatzungsmacht.
Ausgabe: Bischof C. A. Graf von Galen. Akten, Briefe und Predigten 1933-1946, bearbeitet von P. Löffler, 2 Bände (21996).
H. Portmann: Kardinal von G. Ein Gottesmann seiner Zeit. Mit einem Anh. »Die drei weltberühmten Predigten« (181986);
C. A. Graf von G. Neue Forschungen zum Leben u. Wirken des Bischofs von Münster, hg. v. J. Kuropka (21993);
C. A. Graf von G. Sein Leben u. Wirken in Bildern u. Dokumenten, bearb. v. J. Kuropka (21994).
Universal-Lexikon. 2012.