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Spekulation
Annahme; Hypothese (fachsprachlich); Mutmaßung; Behauptung; These; Vermutung; Börsenspekulation; Zock; Trade

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Spe|ku|la|ti|on [ʃpekula'ts̮i̯o:n], die; -, -en:
a) das Eingehen auf ein Geschäft, bei dem man sich aufgrund eventuell eintretender Preisveränderungen erhebliche Gewinne erhofft, ohne dabei das große, damit verbundene Risiko zu scheuen:
eine verfehlte, geglückte Spekulation.
Zus.: Börsenspekulation, Grundstücksspekulation, Währungsspekulation.
b) Überlegung, Erwartung, die sich nur wenig auf Tatsachen stützt, sondern auf bloßen Annahmen, Mutmaßungen beruht:
sich in sinnlosen Spekulationen verlieren.

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Spe|ku|la|ti|on 〈f. 20
1. auf Vermutungen beruhende Überlegung
2. 〈Philos.〉
2.1 das Denken, das über die reine Erfahrung hinaus durch Überlegung Erkenntnis zu gewinnen sucht
2.2 die nur auf Überlegung beruhende Erkenntnis
3. (gewagtes) Geschäft, Unternehmen
4. 〈Wirtsch.〉 Kauf (bzw. Verkauf) von Gütern in der Erwartung, sie zu einem späteren Zeitpunkt mit Gewinn verkaufen (bzw. kaufen) zu können
● das ist eine gewagte \Spekulation; dein Verdacht basiert auf reiner \Spekulation; sich (nicht) auf \Spekulationen einlassen [<nlat. speculatio;spekulieren]

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Spe|ku|la|ti|on , die; -, -en [lat. speculatio = das Ausspähen, Auskundschaften; Betrachtung, zu: speculari = spähen, sich umsehen]:
1.
a) auf bloßen Annahmen, Mutmaßungen beruhende Erwartung, Behauptung, dass etw. eintrifft:
wilde, unhaltbare, vage, bloße -en;
-en über etw. anstellen;
ich möchte mich nicht auf irgendwelche -en einlassen;
b) (Philos.) hypothetische, über die erfahrbare Wirklichkeit hinausgehende Gedankenführung:
metaphysische -en.
2. (Wirtsch.) Geschäftstätigkeit, die auf Gewinne aus zukünftigen Veränderungen der Preise abzielt:
vorsichtige, waghalsige -en;
die S. mit Grundstücken, Aktien, Devisen.

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Spekulation
 
[lateinisch speculatio »Betrachtung«] die, -/-en,  
 1) allgemein: auf bloßen Annahmen, Mutmaßungen beruhende Erwartung, Behauptung.
 
 2) in Philosophie und Religion das über die Erfahrung hinausgreifende, metaphysische Denken.
 
 3) Wirtschaft: in Erwartung bestimmter Preisveränderungen begründetes wirtschaftliches Verhalten, bei dem der Erfolg (Gewinn oder Verlust) vom Eintreten eben dieser Preiserwartung abhängt. Insoweit ist Spekulation bei jedem Produzenten, Händler und Konsumenten anzutreffen, sofern diese aufgrund ihrer Preiserwartungen Käufe oder Verkäufe vorverlegen oder hinausschieben. Im engen und eigentlichen Sinne werden unter Spekulationen (Agiotage) Geschäftsabschlüsse verstanden, die vorrangig oder ausschließlich der Ausnutzung von im Zeitablauf unterschiedlich hohen Preisen dienen, z. B. der Kauf von Wertpapieren ausschließlich in der Erwartung, sie später zu einem höheren Preis (Kurs) wieder verkaufen zu können, um einen möglichst hohen Spekulationsgewinn zu erzielen. Da dabei der Kurs statt zu steigen auch sinken kann, schließt Spekulation immer ein Verlustrisiko ein. Insofern unterscheidet sich ein Spekulationsgeschäft von einem Hedgegeschäft. Zu unterscheiden ist die Spekulation auch von der Arbitrage, die sich auf die risikolose Ausnutzung von Preisunterschieden an unterschiedlichen (geographischen) Märkten bezieht.
 
Als Merkmale für Spekulationsobjekte (z. B. Wertpapiere, Devisen, Welthandelswaren, Kunstgegenstände, Immobilien) werden v. a. ausreichende Preis- beziehungsweise Kursschwankungen (Volatilität) sowie eine gewisse Marktbreite und oftmals auch eine gewisse Standardisierung (als Voraussetzung für die Fungibilität) genannt. Deshalb sind traditionell Börsen Orte der Spekulation. Die Börsenspekulation ist meist kurzfristig, erfordert deshalb schnelles Handeln, spezielle Analysetechniken und Entscheidungsmodelle (z. B. Portfolio-Selection). In den vergangenen Jahren wurden zudem im Rahmen von Options- und Termingeschäften besondere Spekulationsmöglichkeiten geschaffen (z. B. Futures).
 
Da Spekulanten nichts produzieren und die gekauften Güter weder behalten noch den Bedarf anderer damit decken wollen, gilt ihre Tätigkeit vielfach als unproduktiv. Die Spekulation erfüllt jedoch wichtige volkswirtschaftliche Aufgaben. Besonders am Wertpapiermarkt steigern Spekulanten die Umsätze und tragen dadurch erheblich zu Breite und Elastizität des Marktes bei, was Geldanlegern praktisch jederzeit Käufe und Verkäufe von Wertpapieren ermöglicht. Ein in diesem Sinne funktionsfähiger Sekundärmarkt ist die wesentliche Voraussetzung dafür, dass in größerem Umfang anlagesuchende Mittel auch für langfristige oder sogar unbefristete Finanzierungen bereitgestellt werden. Die Spekulation trägt grundsätzlich dazu bei, Preisausschläge zu glätten, da Spekulanten bei niedrigen Preisen kaufen und ihre Nachfrage zum Preisanstieg führt beziehungsweise bei hohen Preisen verkaufen und mit ihrem Angebot auf sinkende Preise hinwirken. Nach klassischer Annahme wird durch die Spekulation nur die aufgrund veränderter Rahmendaten wahrscheinliche Preisveränderung vorverlegt. Spekulanten können aber auch versuchen, durch eigene Käufe Preissteigerungen in Gang zu bringen und andere durch entsprechende Informationspolitik ebenfalls zu Käufen anzuregen, allein um bei dadurch übersteigerten Preisen wieder zu verkaufen. Dies kann dazu führen, dass sich Häufigkeit und Ausmaß von Kursschwankungen erhöhen und die Spekulation destabilisierend auf die Börsenmärkte und sogar auf die Gesamtwirtschaft wirkt. Deshalb wird die Spekulation zumindest als Mitverursacher von schwerwiegenden allgemeinen Wirtschaftskrisen angesehen (z. B. Weltwirtschaftskrise). Spekulation kann auch dazu beitragen, dass wirtschafts- und währungspolitische Maßnahmen nicht greifen (z. B. kann eine Politik der Exporterlösstabilisierung durch Spekulationen auf fallende Rohstoffpreise unterlaufen werden), oder solche Maßnahmen erzwingen (z. B. durch Währungsspekulation in einem System fester Wechselkurse).
 
Im Einkommensteuerrecht (§ 23 Einkommensteuergesetz) wurden bis 1999 Veräußerungsgewinne aus privaten Veräußerungsgeschäften als Gewinne aus Spekulationsgeschäften bezeichnet, wenn zwischen Anschaffung und Veräußerung nicht mehr als zehn Jahre (bei Grundstücken und grundstücksgleichen Rechten) beziehungsweise nicht mehr als ein Jahr (bei anderen Wirtschaftsgütern, v. a. bei Aktien u. a.Wertpapieren) liegen.
 
Literatur:
 
P. N. Martin: Die großen S.en der Gesch. Der Kampf ums schnelle Geld (31993);
 J. Gaulke: Kursbuch S. (1994);
 G. Widdel: Theorie u. Praxis der Aktien-S. (1996);
 W.-D. Narr u. A. Schubert: Weltökonomie. Die Misere der Politik (31997).
 

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Spe|ku|la|ti|on, die; -, -en [lat. speculatio = das Ausspähen, Auskundschaften; Betrachtung, zu: speculari = spähen, sich umsehen]: 1. a) auf bloßen Annahmen, Mutmaßungen beruhende Erwartung, Behauptung, dass etw. eintrifft: wilde, unhaltbare, vage, bloße -en; Dies alles ist natürlich reine S., da wir über die Vorgänge in den tieferen Schichten des Gehirns so gut wie nichts wissen (Wieser, Organismen 116); und drittens wird der Markt auch von -en um mögliche höhere Zinsen in den Vereinigten Staaten überschattet (FAZ 28. 5. 99, 26); -en über etw. anstellen; Den -en ist breiter Spielraum gelassen (Dönhoff, Ära 41); Irrwitzigen -en nachjagen nützt nichts (Prodöhl, Tod 276); ich möchte mich nicht auf irgendwelche -en einlassen; b) (Philos.) hypothetische, über die erfahrbare Wirklichkeit hinausgehende Gedankenführung: metaphysische -en. 2. (Wirtsch.) Geschäftstätigkeit, die auf Gewinne aus zukünftigen Veränderungen der Preise abzielt: vorsichtige, waghalsige -en; er ist durch S. mit Devisen reich geworden; die S. mit Grundstücken, Aktien; -en an der Börse, auf einen baldigen Kursanstieg.

Universal-Lexikon. 2012.