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Fouquet
I
Fouquet
 
[fu'kɛ], französische Schmuckkünstlerfamilie des 19. und 20. Jahrhunderts, tätig in Paris. Der Firmengründer Alphonse Fouquet (* 1828, ✝ 1911) bevorzugte als Vertreter des Historismus bei seinen Arbeiten antikisierende Renaissancemotive. Sein Sohn Georges (* 1862, ✝ 1957), der 1895 die Firma übernahm, orientierte sich zunächst an der Art nouveau und trat auf der Pariser Weltausstellung 1900 mit Schmuckstücken nach Entwürfen von A. Mucha hervor. In den 1920er-Jahren schuf er, wie auch sein Sohn Jean (* 1899, ✝ 1984), hervorragende Objekte im Stil der Art déco. Jean Fouquet war nach Auflösung der Firma (1936) noch bis 1960 für private Auftraggeber tätig.
 
Literatur:
 
Die F., 1860-1960. Schmuck-Künstler in Paris, hg. v. M.-N. de Gary u. a. (Bern 1984).
II
Fouquet
 
[fu'kɛ], Foucquet,  
 1) Jean, französischer Maler, * Tours (?) zwischen 1415 und 1420, ✝ ebenda (?) zwischen 1477 und 1481; einer der bedeutenden Maler des 15. Jahrhunderts. Fouquet hielt sich wohl zwischen 1443 und 1447 in Rom auf, wo er ein Porträt Papst Eugens IV. malte, das später verloren ging. Nach seiner Rückkehr trat er in den Dienst des französischen Hofes. Ludwig XI. ernannte ihn um 1475 zum »Peintre du roi«. Als Buchmaler stand Fouquet noch in der mittelalterlichen Tradition, die er realistisch und lebensnah unter Einbeziehung flämischer und italienischer Einflüsse verarbeitete. Die Forschung geht von seinen Miniaturen der »Antiquités judaïques« des Flavius Josephus aus, die urkundlich gesichert sind (wohl zwischen 1470 und 1476; Paris, Bibliothèque Nationale de France). Bei diesen und weiteren Miniaturen, u. a. für das »Stundenbuch« des Estienne Chevalier (etwa 1453; Chantilly, Musée Condé; weitere Blätter in Paris, Bibliothèque Nationale de France und London, British Museum), für die Genfer Boccaccio-Ausgabe »Cas des nobles hommes et femmes« (zwischen 1458 und 1460, München, Bayerische Staatsbibliothek), für »Les grandes chroniques des rois de France« (um 1465; Paris, Bibliothèque Nationale de France) und für eine »Histoire ancienne jusqu'à César« (etwa 1475; Paris, Louvre, und Amsterdam, Rijksmuseum), zeigt er sich als hervorragender Landschaftsmaler in der Nachfolge J. van Eycks; bei den Innenräumen, Architekturmotiven und Ornamenten zeigt sich der Einfluss der italienischen Frührenaissance. Fouquet erweist sich auch als ausgezeichneter Porträtist, u. a. bei dem Porträt »Estienne Chevalier mit dem heiligen Stephan« (Berlin, Gemäldegalerie), den linken Teil des Diptychons (um 1450) aus der Kirche Notre-Dame in Melun, auf dessen rechter Tafel die berühmte »Maria mit Engeln« dargestellt ist (Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten). Die Auffassung, dass es sich bei der Madonna um ein Porträt der Agnès Sorel handelt, ist fraglich. Erhalten sind ferner ein Bildnis Karls VII. (um 1450; Paris, Louvre), unter dem 1981 ein Madonnenbild in der Art des rechten Flügels des Diptychons entdeckt wurde, und ein Porträt des Guillaume Juvénal des Ursins (um 1460; ebenda). Zugeschrieben werden ihm auch das »Bildnis des ferraresischen Hofnarren Gonella« (um 1445; Wien, Kunsthistorisches Museum), eine Pietà in der Kirche von Nouans-les-Fontaines (Département Indre-et-Loire, um 1450) und ein Selbstbildnis auf einem Emailmedaillon (um 1450; Paris, Louvre).
 
 
Literatur:
 
C. Schaefer: Recherches sur l'iconologie et la stylistique de l'art de J. F., 3 Bde. (Lille 1972);
 
J. F., hg. v. N. Reynaud, Ausst.-Kat. (Paris 1981);
 E. König: Frz. Buchmalerei um 1450. Der Jouvenel-Maler, der Maler des Genfer Boccaccio u. die Anfänge J. F.s (1982);
 S. Lombardi: J. F. (Florenz 1983);
 C. Schaefer: J. F. An der Schwelle zur Renaissance (1994).
 
 2) Nicolas, Vicomte de Vaux [-vo], Marquis de Belle-Isle [bɛl'il], französischer Politiker, * Paris 27. 1. 1615, ✝ Festung Pinerolo 23. 3. 1680; wurde 1653 unter Kardinal J. Mazarin, den er bei der Niederwerfung des Frondeaufstands unterstützt hatte, Finanzminister, nach Mazarins Tod (1661) von Ludwig XIV. in den engeren Staatsrat berufen, aber von seinem Rivalen J.-B. Colbert wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder denunziert und nach einem dreijährigen, mit fragwürdigen Beweismitteln geführten Prozess 1664 zu lebenslänglicher Verbannung verurteilt. Ludwig XIV. selbst wandelte das Urteil in Festungshaft um. Fouquet, bedeutender Kunstsammler, Förderer u. a. von Molière und J. de La Fontaine, ließ sich das prächtige Schloss Vaux-le-Vicomte erbauen.
 
Literatur:
 
G. Bordonove: Foucquet, coupable ou victime? (Paris 1976).

Universal-Lexikon. 2012.