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Madonna
Ma|don|na [ma'dɔna], die; -, Madonnen [ma'dɔnən]:
Statue, die die Jungfrau Maria darstellt:
in dieser Kirche steht eine berühmte barocke Madonna.

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Ma|dọn|na 〈f.; -, -dọn|nen〉 die Jungfrau Maria, Muttergottes [ital., „meine Herrin“ <lat. mea domina „meine Herrin“]

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Ma|dọn|na, die; -, …nen [ital. madonna = meine Herrin, Donna] (christl. Rel.):
1. <o. Pl.> die Gottesmutter Maria.
2. bildliche od. plastische Darstellung der Madonna (1) [mit Kind].

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I
Madonna
 
Der weibliche Superstar des Pop
 
Die Sängerin und Tänzerin Madonna, die nach eigener Aussage »berühmter als Gott« werden wollte, war nicht nur der größte weibliche Superstar im Musikgeschäft der 80er-Jahre, sondern mit über 200 Millionen Dollar Einnahmen bereits 1992 die erfolgreichste Unterhaltungskünstlerin aller Zeiten. Von einer bettelarmen Tänzerin, die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten musste, wandelte sie sich seit der Veröffentlichung ihrer ersten LP (1983) zu einem Megastar und trug mit ihrer Arbeit zu einem veränderten Frauenbild nicht nur im Musikgeschäft bei. Mit gezielt eingesetzter Erotik und der Behandlung von Tabuthemen sicherte sich Madonna weltweite Erfolge und schuf das Bild einer sich ihrer weiblichen Belange ebenso wie ihres Körpers bewussten und sicheren Frau. Besonders mit der Vermarktung ihres eigenen Körpers erwies sich Madonna als bahnbrechend, doch auch ihre Musik und ihre Arbeit als Schauspielerin waren geeignet, ein Riesenpublikum in aller Welt anzusprechen. Höhepunkt ihres Schaffens war - auch für die Künstlerin selbst - die Rolle der Eva Perón in Alan Parkers Verfilmung des Musicals »Evita« (1996).
 
 »Like a virgin« - erster Riesenerfolg
 
Am 16. August 1958 erblickte Madonna Louise Veronica Ciccone in Bay City, Michigan, das Licht der Welt. Sie wuchs als eines von sechs Geschwistern in einer streng katholischen Familie italienischer Abstammung auf. Die Mutter starb früh, ein Umstand, der immer wieder für Vergleiche von Madonna und Marilyn Monroe herangezogen wurde. Bereits in jungen Jahren lernte sie Klavierspielen und erhielt intensiven Ballettunterricht, und in der Schule engagierte sie sich bei Theaterprojekten als Schauspielerin. Nach dem Schulabschluss ging sie an die University of Michigan, wo sie sich ein Jahr lang mit Moderndance und Jazzdance beschäftigte und in einem von John Flynn geleiteten Ensemble mitwirkte. 1977 setzte sie in New York die Tanzausbildung im renommierten Studio von Alvin Ailey fort und arbeitete mit der Choreografin Pearl Lang. Nachdem sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten hatte und nach Frankreich gereist war, um Arbeit als Tänzerin zu finden, verhalf ihr der Discostar Patrick Hernandez (»Born to be alive«) 1979 zu einem ersten professionellen Engagement in seiner Revue, mit der Madonna sechs Monate lang herumtingelte. Mit ihrem damaligen Freund gründete sie die Musikgruppe »Breakfast Club«, in der sie Schlagzeug spielte und andere Instrumente lernte. Sie begann auch, sich als Sängerin zu betätigen, und rückte das Singen bei ihrer nächsten Band »Emmenon« (Emmy) in den Mittelpunkt. Mit dem Studienkollegen Steve Bray machte Madonna 1980 erste Demoaufnahmen, die 1982 das Interesse des Produzenten Mark Kamins weckten und zu einem Plattenvertrag mit Sire Records führten. In der Zwischenzeit hatte Madonna, um Geld zu verdienen, als Backgroundsängerin, Gelegenheitsschauspielerin und Nacktmodell gearbeitet, und die Fotos sowie das B-Movie »A certain sacrifice« aus dieser Zeit erregten später, als sie bereits ein Star war und Erotik gezielt als Werbemaßnahme einsetzte, größtes Aufsehen (wovon 1985 »Playboy« und »Penthouse« profitierten). Mit Kamins produzierte Madonna Ende 1982 und Anfang 1983 einige Songs, die in den amerikanischen Dancecharts erfolgreich waren (»Everybody«, »Physical attraction«, »Holiday«). Im Herbst 1983 erschien das Debütalbum »Madonna«, vom musikalischen Standpunkt eine gefällige und recht durchschnittliche Sammlung von Popliedern, und dennoch: Die Platte schoss in den USA auf Platz 8 der Charts, und auch Europa reagierte begeistert (in England Nummer 6). War »Holiday« erstaunlicherweise sogar ohne Video zum Sommerhit avanciert, wurde bald durchaus auf diese - heute unverzichtbare - Möglichkeit der Werbung gesetzt. Nach weiteren Erfolgssingles wie »Borderline« und »Lucky star« kam im November 1984 »Like a virgin« auf den Markt. Im dazugehörigen Video raste Madonna (leicht bekleidet) im Motorboot durch die Kanäle Venedigs und festigte ihr Image als attraktive Discomaus, die sich - in diesem Fall - kokett zum Thema Jungfräulichkeit äußerte. Die Single schoss geradewegs auf Platz 1 der Charts in den USA und hielt sich dort sechs Wochen lang (die gleichnamige LP nahm die Spitzenposition sowohl in den USA als auch in Großbritannien ein). Diesen Riesenerfolg verdankte Madonna nicht nur dem Umstand, dass sie innerhalb kürzester Zeit zum Objekt der Begierde (für männliche Jugendliche) und Vorbild (für junge Frauen) geworden war, sondern ihrem ganz eigenen, clever verpackten, dabei aufrichtigen und deshalb überzeugenden Umgang mit Tabuthemen. In der Doppelrolle Hure/Heilige schaffte sie es, die weibliche Sicht v. a. von Sexualität und Liebe in einer von Männern dominierten (Musik-)Welt so anzubringen, dass alle Seiten zufrieden waren, die Frauen sich verstanden fühlten und die Männer immerhin träumen konnten. Gleich zu Beginn ihrer nun einsetzenden Karriere hatte Madonna ihr Rezept entwickelt: Frauenpower goes Pop. Dass sie dabei ganz bewusst ihren Körper zum Gegenstand der Betrachtung machte, handelte ihr von emanzipatorischer Seite aus zwar Vorwürfe ein, war aber der Sache nur dienlich und sicherte ihr das Interesse einer weltweiten Öffentlichkeit.
 
 Selbstbewusst und skandalös
 
»Material girl«, die nächste Supersingle (mit Video, in dem Madonna karriereprägend in Marilyn-Monroe-Manier auftrat) aus dem »Virgin«-Album, thematisierte ebenso wie »Into the groove« (aus dem Film »Susan - verzweifelt gesucht«, in dem Madonna 1985 beachtlich als Schauspielerin agierte) selbstbewusst die Ansprüche, die eine moderne junge Frau an ihre Umwelt (und die Männer) stellen darf. Beide Songs wurden weltweite Smashhits (Kassenschlager, Riesenhits), und im Zuge ihres Erfolges wurden auch die früheren Arbeiten von Madonna wieder veröffentlicht. Das führte dazu, dass zwei ihrer Songs, »Into the groove« und »Holiday«, die Plätze 1 und 2 der englischen Hitparade belegten - ein derartiger Triumph war bis dahin nur den Beatles, John Lennon und der Gruppe »Frankie Goes to Hollywood« vergönnt gewesen. In künstlerischer Hinsicht hatte sich Madonna innerhalb weniger Monate von einem Girlie mit Piepsstimme zu einer anspruchsvollen Sängerin entwickelt, was sicherlich nicht nur an ihrer im August 1985 geschlossenen, über Jahre schlagzeilenträchtigen Ehe mit dem Schauspieler Sean Penn lag, sondern an Reifeprozessen und aufwendigerer Produktion, die von Madonna nun persönlich besorgt wurde. Ihrer »großen Liebe« Sean widmete sie ihr nächstes Album »True blue«, das 1986 erschien und mit »Papa don't preach« (die Geschichte einer Minderjährigen, die ihr Baby nicht abtreiben will), »La isla bonita« (ein von spanischer Folklore beeinflusstes Liebeslied), »Open your heart« sowie dem fröhlich-entspannten Titelsong gleich vier Hitsingles abwarf. Auch filmisch war Madonna aktiv und drehte mit Penn den Film »Shanghai surprise« (produziert von George Harrison), der Ende 1986 in die Kinos kam und durchfiel. Ein anderes Filmprojekt konnte sich beim Publikum ebenfalls nicht durchsetzen, doch brachte der Titelsong »Who's that girl« Madonna im Sommer 1987 einen weiteren Nummer-1-Hit. Nach der Remix-LP »U can dance« (1987) mit neuen Versionen alter Songs erschien erst 1989 das Album »Like a prayer«, das weltweit an die Spitze der Hitparaden schoss. Aufsehen erregend war dabei nicht nur, dass Madonna für die Nummer »Love song« den schwarzen Superstar des Jahrzehnts, Prince, zur Mitarbeit hatte bewegen können, sondern dass der Titelsong bereits vorab im Rahmen eines Werbespots für Pepsi Cola zu hören war, der auch Teile des dazugehörigen Videos brachte. In manchen Ländern (u. a. in Italien) wurde das Video nach Missbilligung des Vatikans nicht ausgestrahlt, weil es im Inneren einer Kirche spielte und Madonna, nur mit schwarzer Unterwäsche bekleidet, bei Kerzenschein zeigte; in den USA rief es die Sittenwächter auf den Plan, die einen Pepsi-Boykott organisierten und den Werbevertrag zum Platzen brachten.
 
 Blond, ambitioniert und erotisch
 
Nach der Scheidung von Sean Penn machte Madonna 1990 eine aufwendige, groß beworbene Welttournee, die den Titel »Blonde Ambition Tour« trug und bei der sie sich singend und tanzend in futuristisch-erotischen Kostümen des Modemachers Jean Paul Gaultier präsentierte. Der während der Tournee entstandene dokumentarische Konzertfilm »Truth or dare: In bed with Madonna« fiel jedoch trotz erotischer Verheißungen 1991 beim Publikum ebenso durch wie der mit Warren Beatty, dem legendären Hollywoodbeau und damaligen Liebhaber Madonnas, entstandene Spielfilm »Dick Tracy«, in dem Madonna 1990 die laszive Nachtklubsängerin Breathless Mahoney gespielt hatte. Die den Film begleitende LP »I'm breathless« hingegen knüpfte kommerziell beinahe nahtlos an das Vorangegangene an und lieferte mit »Hanky Panky« (eine kaum verschlüsselte Lobpreisung von Geschlechtsverkehr) und insbesondere »Vogue« weitere Hits. Ende 1990 erschien die ironisch-anzüglich betitelte Hitkompilation »The immaculate collection« (»die unbefleckte Sammlung«), die bei Moralhütern erneut Stirnrunzeln hervorrief und sich gut verkaufte. Für weiteres Aufsehen sorgte Madonna mit dem Softpornovideo zu ihrer mit Lenny Kravitz produzierten, aufreizend geflüsterten Erfolgssingle »Justify my love«, die schnurstracks die Spitzenposition der amerikanischen Hitparade einnahm. 1992 und 1993 war Madonna erneut in Kinofilmen zu sehen. In »A league of their own« (deutscher Verleihtitel: »Eine Klasse für sich«; mit Geena Davis und Tom Hanks) spielte sie Baseball, in »Body of evidence« zeigte sie viel Haut und verführte den brillanten William Defoe. 1992 tat sich Madonna mit Time Warner Inc., dem größten Medienkonzern der Welt, zusammen, um ihre eigene Produktionsfirma »Maverick« zu gründen - die unter anderem wenig später das meistverkaufte Album der gesamten 90er-Jahre hervorbringen sollte: »Jagged little pill« der kanadischen Sängerin Alanis Morissette. Madonna war zu diesem Zeitpunkt mit geschätzten 200 Millionen Dollar Vermögen die erfolgreichste Unterhaltungskünstlerin aller Zeiten. Zunächst erschien als weiteres Erotikpaket ihr Buch »Sex«, das neben Liebesfantasien der Autorin aufreizende Fotos enthielt und ein Bestseller wurde, sowie das Quasikonzeptalbum »Erotica«, das mit Hits wie dem Titelstück, »Deeper and deeper« sowie »Bad girl« eingehend die »schönste Nebensache der Welt« thematisierte.
 
 In ruhigerem Fahrwasser
 
Madonnas nächstes Album war »Bedtime stories« (1994), das jedoch nicht - wie der Titel vermuten lassen könnte - noch weiter ins Intimleben einführte, sondern auf platte Anzüglichkeiten verzichtete und das Bett zu einem Ort der Vertraulichkeit, der Wärme und eben des Geschichtenerzählens stilisierte. Madonna zeigte sich reifer und erwachsener, und nachdem die weltweite Hysterie um ihr zu einer öffentlichen Angelegenheit hochgepuschtes Sexualleben abgeklungen war, konnte sie sich anderen Dingen zuwenden. Um ihre besinnliche - und dabei durchaus auch sinnliche - Seite zu zeigen, versammelte sie neben drei neuen Songs ihre ruhigeren Lieder auf »Something to remember«, einer Kompilation, die Ende 1995 trotz alten Materials einen Imagewechsel und eine neue Madonna zeigte. Sowohl ihrer schauspielerischen Erfahrung als auch ihrer Berühmtheit hatte sie es 1996 zu verdanken, dass sie, ungeachtet heftiger Proteste vor allem aus Argentinien, in Alan Parkers aufwendiger Verfilmung des Erfolgsmusicals »Evita« die Hauptrolle spielen (und singen) durfte. Für ihre Leistung in der Rolle der Eva Perón wurde sie 1997 mit einem »Golden Globe« ausgezeichnet, was entscheidend und endgültig dazu beitrug, dass Madonna als seriöse Künstlerin wahrgenommen wurde. Im Oktober 1996 brachte sie 38-jährig ihre Tochter Lourdes zur Welt, ein Kind aus ihrer Verbindung mit ihrem Heimtrainer Carlos Leon (der von seinen Verpflichtungen bald entbunden wurde). Nachdem sie sich längere Zeit intensiv um Kind und Privatleben gekümmert hatte, legte Madonna erst 1998 ein neues musikalisches Werk vor. Das Album »Ray of light« (mit der Hitsingle »Frozen«) präsentierte sich ebenso wie die folgenden Singles »Power of goodbye«/»Power of god« und »Nothing really matters« als ungemein starke und spirituelle, dabei entspannt und im Techno-Ambient-Sound gehaltene Arbeit, die sowohl für erneute Spitzenpositionen in den Charts als auch für Auszeichnungen und Ehrungen bei Preisverleihungen wie den »MTV Video Music Awards« und - wichtiger noch - den »Grammy Awards« sorgte. Als »Ikone« des Popgeschäfts und als Künstlerin, die im Verlauf von mehr als 15 Jahren entscheidend dazu beigetragen hatte, die Rolle der Frau sowohl im Musikbusiness als auch im Alltag neu zu definieren, sorgte Madonna im Frühjahr 2000 dann mit ihrem Remake von Don McLeans Hippiehymne »American pie« für eine Überraschung. Den Song hatte sie für den Soundtrack des Films »Ein Freund zum Verlieben« (Originaltitel »The next best thing«) aufgenommen, der mit Madonna und Rupert Everett in den Hauptrollen im August in die deutschen Kinos kam. Nachdem sie mit der Single »Music« auch wieder einmal einen richtigen Sommerhit gelandet hatte, legte sie im Herbst des Jahres eine gleichnamige CD im französischen House-Stil vor. Im Dezember 2000 heiratete sie in Schottland den britischen Regisseur Guy Ritchie, den Vater ihres am 11. August desselben Jahres geborenen Sohnes Rocco. Ein knappes Jahr später, im Juni 2001, versetzte die »Queen of Pop« im Rahmen ihrer »Drowned World Tour« Berlin ins Madonna-Fieber: anlässlich von vier monatelang vorher ausverkauften, frenetisch umjubelten Konzerten in der Max-Schmeling-Halle.
 
II
Madọnna
 
[italienisch ma donna »meine Herrin«], Bezeichnung für Maria, die Mutter Jesu Christi. (Marienbild)
 
III
Madọnna,
 
eigentlich Madonna Louise Veronica Ciccone [tʃi'koːne], amerikanische Popsängerin, * Bay City (Michigan) 16. 8. 1958; ihr Aufstieg zu einem der Superstars der amerikanischen Popmusik begann 1983 mit dem Hit »Holiday«. Mit ihren Songs in provozierendem Outfit in erotischen Bühnenshows und Musikvideos sorgte sie seit den 80er-Jahren oft für Schlagzeilen. Madonna spielte auch in Filmen, u. a. »Desperately Seeking Susan« (1984), »Body of Evidence« (1992), »Evita« (1996).

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Ma|dọn|na, die; -, ...nen [ital. madonna = meine Herrin, ↑Donna] (christl. Rel.): 1. <o. Pl.> die Gottesmutter Maria. 2. bildliche od. plastische Darstellung der ↑Madonna (1) [mit Kind]. 3. ohne Nennung des Vornamens gebrauchte Anrede an eine ↑Donna (1): Nein, wirklich, M.! Dieser Auftritt ist sonderbar (Schiller, Fiesco III, 3).

Universal-Lexikon. 2012.