Colbert
[kɔl'bɛːr], Jean-Baptiste, Marquis (seit 1658) de Seignelay [- sɛɲ'lɛ], französischer Staatsmann, * Reims 29. 8. 1619, ✝ Paris 6. 9. 1683; der staatspolitische und volkswirtschaftliche Reformator Frankreichs unter Ludwig XIV.
Von bürgerlichen Abkunft, Sohn eines Tuchhändlers und ursprünglich zum Kaufmann bestimmt, wurde Colbert unter Kardinal J. Mazarin Intendant, 1661 Oberintendant der Finanzen, später auch der Fabriken, der königlichen Bauwerke und der schönen Künste, Staatssekretär des königlichen Hauses und 1665 Generalkontrolleur der Finanzen. Er schuf durch planvolle Steigerung und zentralistische Zusammenfassung der Wirtschaftskräfte Frankreichs die materiellen Grundlagen für die Außenpolitik Ludwigs XIV. Colbert war einer der bedeutendsten Vertreter des Merkantilismus, dessen französische Spielart auch als Colbertismus bezeichnet wird. Als Marineminister (seit 1669) wurde Colbert zum Schöpfer einer starken französischen Flotte und zum eigentlichen Begründer der überseeischen Machtstellung Frankreichs. Im Inneren versuchte er eine grundlegende Reform des Steuerwesens, bahnte die Zolleinheit Frankreichs an, ordnete die Gerichtsverfahren und stärkte die Zentralisation der Verwaltung. Es gelang ihm, die Steuereinnahmen allein im Zeitraum von 1661 bis 1667 zu verdoppeln. Colbert schuf u. a. die Académie des inscriptions et belles-lettres (1663) und die Académie des sciences (1666). Er trat für eine französische Welt- und Kolonialpolitik in Nord- und Mittelamerika, Westafrika und Ostindien ein, im Gegensatz zu der kostspieligen, auf den Rhein gerichteten Kontinentalpolitik des Königs und des Kriegsministers Marquis Louvois, wodurch er später an Gunst und Einfluss verlor.
Ausgabe: Lettres, instructions et mémoires de Colbert, herausgegeben von P. Clément, 8 Bände (1861-82).
K. Malettke: J.-B. C. Aufstieg im Dienste des Königs (1977);
Jean Meyer: C. (Paris 1981).
Universal-Lexikon. 2012.