Agricola,
Gnaeus Iulius, römischer Feldherr, * Forum Iulii (heute Fréjus) 13. 6. 40 n. Chr., ✝ 23. 8. 93; festigte als Statthalter in Britannien (77-84) bis zu seiner Abberufung durch Domitian die römische Herrschaft und erweiterte sie bis in das Kaledonische Hochland. Sein Schwiegersohn Tacitus schrieb seine Lebensgeschichte (Ausgabe mit Übersetzung von R. Till, 1961).
A. R. Birley: The fasti of Roman Britain (Oxford 1981).
Agricola,
1) Alexander, eigentlich A. Ackermann, deutscher oder niederländischer Komponist, * um 1446, ✝ Valladolid 1506; stand 1471-74 im Dienst der Sforza in Mailand und gehörte 1500-06 der Hofkapelle Philipps des Schönen von Burgund in Brüssel an. Seine Werke (9 Messen, 25 Motetten, etwa 100 Chansons) stehen stilistisch in der Tradition von J. Ockeghem.
2) Christoph Ludwig, Maler, * Regensburg 5. 11. 1667, ✝ ebenda 1719; war fast ständig auf Reisen. Er malte heroische Landschaften, die an C. Lorrain und N. Poussin anschließen, gelegentlich jedoch stärker barocke Züge aufweisen.
3) Georgius, eigentlich Georg Bauer, Humanist, Arzt und Mineraloge, * Glauchau 24. 3. 1494, ✝ Chemnitz 21. 11. 1555; war Lehrer der lateinischen und griechischen Sprache in Zwickau, Stadtarzt in Sankt Joachimsthal und Stadtphysikus und Bürgermeister in Chemnitz. Agricola befasste sich u. a. mit mineralischen Heilmitteln und schuf wesentliche Grundlagen der Bergbaukunde, Geologie und Mineralogie, als deren Begründer er heute gilt. Sein Werk »De natura fossilium« (1546) kann das erste Handbuch der Mineralogie genannt werden. In »De re metallica« beschrieb er das erzgebirg. Berg- und Hüttenwesen. Er verband gelehrtes geschichtliches Wissen mit realistischer Naturbetrachtung.
Weitere Werke: Ausgewählte Werke, herausgegeben von H. Prescher, 7 Bände (1955-63); De re metallica (Basel 1556; deutsch Vom Bergwerck, 1557; Nachdruck 1985; mit Kommentarband von H. Prescher).
E. Darmstaedter: G. A. 1494-1555 (1926);
H. Hartmann: G. A. (1953);
Neue Deutsche Biographie, Band 1 (1953);
H. Wilsdorf: G. A. u. seine Zeit (Bd. 1 der Ausgew. Werke, 1956);
4) Johann, eigentlich J. Schneider oder Schnịtter, Reformator, * Eisleben 20. 4. 1494 (?), ✝ Berlin 22. 9. 1566; Schüler M. Luthers, seit 1525 Pfarrer und Leiter der Lateinschule in Eisleben. Hier schuf er die erste evangelische Schulordnung; 1536-40 Professor in Wittenberg, seit 1540 in Berlin Hofprediger, Generalsuperintendent und Visitator des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg. Agricola gab die erste hochdeutsche Sprichwörtersammlung heraus (1528, 1529, 1548).
Ausgabe: Die Sprichwörtersammlung, herausgegeben von S. L. Gilman, 2 Bände (1971).
G. Kawerau: J. A. u. Eisleben (1881).
5) Johann Friedrich, Komponist, * Dobitschen (bei Altenburg) 4. 1. 1720, ✝ Berlin 2. 12. 1774; Schüler von J. S. Bach und J. J. Quantz, war seit 1751 Hofkomponist König Friedrichs II. in Berlin und wurde 1759 als Nachfolger von C. H. Graun Leiter der Hofkapelle. Er schrieb Opern und Kirchenmusik; veröffentlichte eine »Anleitung zur Singekunst« (1757, Nachdruck 1966).
6) Martin, eigentlich M. Sore, Musiktheoretiker und Komponist, * Schwiebus 6. 1. 1486 (?), ✝ Magdeburg 10. 6. 1556; war evangelischer Kantor in Magdeburg, schrieb mehrere, zum Teil reich bebilderte theoretische Lehrwerke für die Lateinschulen, darunter »Rudimenta musices« (1539, Nachdruck 1969). Seine »Musica instrumentalis deudsch« (1529, Nachdruck 1966) ist eine Hauptquelle für die Instrumentalpraxis seiner Zeit; er komponierte v. a. geistliche Werke.
7) Mikael, Reformator Finnlands, * Pernaja um 1509, ✝ Uusikirkko 9. 4. 1557; Schüler M. Luthers und P. Melanchthons. Sein Hauptwerk war die 1548 in Stockholm erschienene Übersetzung des Neuen Testaments (in Anlehnung an Luther). Er übersetzte auch die Psalmen und andere Teile des A.T. ins Finnische. 1544 gab er ein Gebetbuch heraus, 1554 wurde er Bischof von Turku. Agricola gilt als Begründer der finnischen Schriftsprache.
8) Rudolf, eigentlich Roelof Huusman oder Huysman ['hyːsman], führender deutscher Frühhumanist, * Baflo (bei Groningen) 17. 2. 1444, ✝ Heidelberg 27. 10. 1485; studierte die Artes liberales in Erfurt, Köln, Löwen und (ab 1458) in Pavia und lebte dann in Ferrara (dort Organist bei Herzog Ercole d'Este) und (seit 1479) in Friesland. Seit 1484 lehrte er an der Universität Heidelberg. Der Verehrer Petrarcas entwarf in seiner »Oratio in laudem philosophiae« (Preis des selbstbestimmten Menschengeistes, 1476), in »De inventione dialectica« (Methodik der wissenschaftlichen Erörterung, 1479), in »De formando studio« (didaktisches Bildungsprogramm, 1484) ein Konzept des umfassend gebildeten, frei und kritisch denkenden Menschen, das den deutschen Humanismus nachhaltig beeinflusste.
H. E. J. M. van der Velden: Rodolphus A. (1911).
Universal-Lexikon. 2012.