Domitian,
Titus Flavius Domitianus, römischer Kaiser (81-96), * Rom 24. 10. 51, ✝ ebenda 18. 9. 96; Sohn Kaiser Vespasians und der Flavia Domitilla (✝ vor dem 1. 7. 69). Nach dem Tod seines Bruders Titus zur Regierung gekommen, begann Domitian eine expansive Politik an der römischen Nordgrenze. Während durch Gnaeus Iulius Agricola die Eroberung Britanniens vorläufig abgeschlossen wurde (84 n. Chr.), unterwarf Domitian im Chattenkrieg (83) den Taunus und die Wetterau und sicherte das Gebiet durch Anlage des Limes. Gleichzeitig schob er weiter im Süden die römische Grenze an den mittleren Main und den oberen Neckar vor. Die ursprünglichen Militärbezirke Germania Inferior und Germania Superior - Letzterer erweitert - wurden nun reguläre Provinzen, womit zugleich der Verzicht auf die Eroberung des freien Germanien besiegelt wurde. Die frei werdenden Truppen wurden seit etwa 85 an der Donaufront v. a. im Kampf gegen die Daker eingesetzt, die allerdings erst Trajan völlig unterwerfen konnte. - Die Provinzialverwaltung und die Rechtspflege des Domitian galten als vorbildlich. In Rom förderte er Literatur und Dichtkunst, besonders durch Stiftung eines Wettbewerbs mit Dichterkrönung (»Certamen Capitolinum«, Nachwirkung bei Petrarca und Tasso), und entfaltete eine lebhafte Bautätigkeit (mit hohen finanziellen Belastungen). Doch geriet Domitian bald in Konflikt mit dem Senat, der durch seine absolutistische Haltung, die Übernahme der zensorischen Gewalt auf Lebenszeit und das Streben nach einem Gottkaisertum hellenistischer Art (»dominus et deus«) noch verschärft wurde (Vertreibung der oppositionellen stoischen Philosophen, missglückter Aufstand des obergermanischen Statthalters L. Antonius Saturninus 88, Christenverfolgung). Schließlich wurde Domitian das Opfer einer Verschwörung. Biographie von Sueton.
K. Christ: Zur Herrscherauffassung u. Politik D.s, in: Schweizer. Ztschr. für Gesch., Jg. 12 (Basel 1962);
B. W. Jones: D. and the senatorial order (Philadelphia, Pa., 1979);
K. M. Coleman: The emperor D. and literature, in: Aufstieg u. Niedergang der Röm. Welt, hg. v. H. Temporini, Tl. 2, Bd. 32/5 (1986).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Römisches Kaiserreich
Universal-Lexikon. 2012.