Ar|tes li|be|ra|les ['arte:s libe'ra:le:s ] <Pl.> [lat. artes liberales (Pl.), zu: ars = Kunst u. liberalis, ↑ liberal]:
die sieben freien Künste (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik), die zum Grundwissen der Antike u. des Mittelalters gehörten.
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Ạrtes liberales
[lateinisch] Plural, die im Späthellenismus kanonisierten sieben »freien Künste«, die seit dem 7. bis 8. Jahrhundert zur Grundlage der abendländisch mittelalterlichen Bildungsordnung wurden. Sie umfassten drei sprachliche Fächer (Grammatik, Dialektik, Rhetorik) und vier mathematisch-reale (Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie), später Trivium (Dreiweg) und Quadrivium (Vierweg) genannt. Die erste maßgebliche Darstellung und Systematisierung der Artes liberales verfasste zwischen 410 und 439 Martianus Capella (»De nuptiis Philologiae et Mercuri«, Die Vermählung der Philologie mit Merkur). Spätere Beschreibungen und Lehrbücher lieferten u. a. Boethius, Cassiodor, Hrabanus Maurus und Hugo von Sankt Viktor. Die Artes liberales waren zunächst Lehrstoff der Kloster- und Lateinschulen (mit Trivium in Chartres, Sankt Gallen und Tours). Später wurden sie als Propädeutik für die höheren Fakultäten (Theologie, Medizin, Recht) von den »Artistenfakultäten« der Universitäten gelehrt. Diese Lehrordnung wurde erst in der Zeit des Humanismus (Erasmus) und Barock (J. A. Comenius) aufgegeben. - In Malerei und Plastik wurden die Artes liberales durch Frauengestalten mit Attributen personifiziert, denen ein Hauptvertreter des Fachs (z. B. Cicero für Rhetorik) zugeordnet wurde.
A. l., hg. v. J. Koch (Leiden 1959, Nachdr. ebd. 1976);
E. R. Curtius: Europ. Lit. u. lat. MA. (Bern 91978);
J. Dolch: Lehrplan des Abendlandes (Nachdr. 1982).
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Universal-Lexikon. 2012.