Re|li|qui|ar 〈n. 11〉 oft kunstvoll gearbeiteter Behälter zur Aufnahme von Reliquien; Sy Heiligenschrein, Reliquienbehälter, Reliquienschrein
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Re|li|qui|ar, das; -s, -e [mlat. reliquiarium, zu kirchenlat. reliquiae, ↑ Reliquie] (kath. Kirche):
künstlerisch gestaltetes Behältnis für Reliquien.
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Reliquiar
[mittellateinisch] das, -s/-e, Behälter zur Aufbewahrung oder Zurschaustellung von Reliquien. Anfangs dienten kostbare Stoffe als Reliquienhüllen. Seit dem 4. Jahrhundert kamen Kästen (Lipsanothek), Kapseln und Pyxiden aus Stein, Elfenbein, Holz oder Edelmetallen auf, die in Verbindung mit dem Heiligengrab oder im Altar aufbewahrt wurden. Die Reliquien erhielten kostbare Reliquiare in den verschiedensten Formen. Neben den Kreuzreliquiaren, zur Aufnahme von Partikeln des Kreuzes Christi bestimmt, und den Tafelreliquiaren mit Kreuzreliquien (Staurothek) entstanden schon früh die Bursenreliquiare, ebenfalls reich gestaltete Reliquiare in Form einer Pilgertasche. Seit Ende des 10. Jahrhunderts nahmen die Reliquiare an Vielfalt und Kostbarkeit der Gestaltung noch zu. Die verzweigteste Gruppe ist die der Redenden Reliquiare, bei denen das Reliquiar durch seine Form bildlich auf die in ihm aufbewahrte Reliquie hinweist (Kopf-, Arm-, Fußreliquiar). Wichtig in ihrer Funktion als Herrschaftszeichen sind die Reliquiare in Kronenform (Kronenreliquiar) oder das Herrscherbild als Kopf- oder Büstenreliquiar. Weit verbreitet waren auch Armreliquiare aus Holz oder Metall (11.-18. Jahrhundert), die auf die frommen Taten der betreffenden Heiligen verweisen und deren Segensgestus als Fürbitte für den Gläubigen verstanden wurde.
Die Hauptform des Reliquiars bildet der Reliquienschrein, der in Form einer Truhe oder eines Gebäudes aus kostbaren Materialien und mit zum Teil ausführlichem figürlichem Programm besonders in der Maasschule zu höchster Vollendung geführt wurde. Am Ende des 12. Jahrhunderts setzte ein Bedeutungswandel in der Reliquienverehrung ein. Bisher wurden die Reliquien ausschließlich in verschlossenen, undurchsichtigen Behältern aufbewahrt. Besonders im 14. und 15. Jahrhundert entstanden aber Schaureliquiare mit Glas- oder Kristallzylindern für die Reliquie, mit hohem Ständer als Fuß..
J. Braun: Die Reliquiare des christl. Kultes u. ihre Entwicklung (1940, Nachdr. 1971);
A. Schommers: Rhein. Reliquiare. Goldschmiedearbeiten u. Reliquieninszenierungen des 17. Jh. u. 18. Jh. (1993).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Reliquiare und Reliquien
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Universal-Lexikon. 2012.